Karneval in Neuss Ein Hoppeditz namens „Didi“

Neuss  · In wenigen Tagen wird Dieter Brauckmann die karnevalistischen Höhen der Quirinusstadt erklimmen. Der Nachfolger von Axel Krumscheid konnte bereits als mittelalterlicher „Gassenpoet“ Erfahrung vor Publikum sammeln.

 Helau! Als „Vorbilder“ nennt Dieter Brauckmann Till Eulenspiegel, den braven Soldat Schwejk und den Hauptmann von Köpenick.

Helau! Als „Vorbilder“ nennt Dieter Brauckmann Till Eulenspiegel, den braven Soldat Schwejk und den Hauptmann von Köpenick.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

Mit einem „Lieblingsfeind“ allein gibt sich Dieter Brauckmann nicht zufrieden, er hat derer gleich zwei: „die Kölner und die Düsseldorfer“, sagt der 63-Jährige. Dass diese Aussage nicht bierernst gemeint ist, verrät der humorige Unterton in seinem rheinischen Singsang. Hinzu kommt die Tatsache, dass Brauckmann, den seine Freunde wahlweise „Didi“ oder „Braucki“ nennen, selbst auf der anderen Rheinseite geboren wurde und „auf der Schäl Sick“ einen großen Teil seines Lebens verbracht hat. Wegen der Arbeit habe er Düsseldorf aber vor mehr als 35 Jahren in Richtung Neuss verlassen. Der gelernte Bau- und Möbelschreiner ist im internen Service der Bundesagentur für Arbeit tätig. „Inzwischen bin ich eingemeindet, wurde mit Frankenheim getauft“, erzählt der Bewohner des Marienviertels.

Und in wenigen Tagen wird er sogar die karnevalistischen Höhen der Quirinusstadt erklimmen. Dieter Brauckmann ist der neue Hoppeditz; jene Narren-Figur also, die alljährlich am Elften im Elften aus ihrem Schlaf erwacht. Eingefleischten Jecken dürfte der Name Brauckmann ein Begriff sein, größere Prominenz hat „Didi“ aber (noch) nicht erlangt. Die Neubesetzung war nötig geworden, nachdem der bisherige Hoppeditz Axel Krumscheid kurzfristig nicht mehr zur Verfügung stand. Jakob Beyen, Präsident des Karnevalsausschusses, blieben nur wenige Wochen für einen adäquaten Ersatz. Für eine längere interne Suche sei keine Zeit gewesen. Eine Notlösung ist der Neue gleichwohl nicht. Brauckmannn sei ohnehin sein Geheimfavorit gewesen, betont der Karnevals-Chef. Das sahen seine Brauchtumskollegen ähnlich.

Etwas länger dauerte es offenbar beim Wunschkandidaten selbst. „Ich habe ihn gefragt und er hat sich einige Tage Bedenkzeit erbeten.“ So lautet Jakob Beyens Version. „Ich wurde für den Job shanghaied.“ So beschreibt es Brauckmann. Wie auch immer – die Reaktionen seiner Frau Helga auf seine Zusage hätten von „Jong, du bes bekloppt“ bis „Ich lasse mich scheiden“ gereicht. Wer sich auch nur zehn Sekunden mit Brauckmann unterhält, weiß, dass auch diese Aussagen nicht für die Goldwaage geeignet sind. Denn Helga Brauckmann fährt ihren Mann sogar bereitwillig zu seinen Auftritten. Der Hoppeditz 2018 hat also eindeutig den Schalk im Nacken. Kein Wunder, bei diesen Vorbildern: „Till Eulenspiegel, der brave Soldat Schwejk und der Hauptmann von Köpenick“.

Und wie sieht’s mit seinen Erfahrungen vor Publikum aus? Die konnte das Mitglied des Carnevals-Clubs Fidelitas bereits sammeln. Als mittelalterlicher „Gassenpoet“, angesiedelt in Neuss um das Jahr 1130 (eine eigene Facebook-Seite existiert trotzdem), nimmt der dreifache Großvater regelmäßig Einzelpersonen und Gruppen aufs Korn. Dabei setzt er auf die Reimform, ein Stilmittel, das er auch als Hoppeditz anwenden wird. Die Themen seiner Rede am 11.11. stehen bereits fest, werden aber nicht verraten. Lokales, soviel ist bekannt, soll aber den Schwerpunkt bilden. Merkel-Rücktritt oder Hambacher Forst werden demnach keine große Rolle spielen, wenn überhaupt.

 Aus Rücksicht auf die Kirchgänger in der benachbarten Münsterbasilika wird sich der Hoppeditz am Sonntag mit einstündiger Verspätung, also um 12.11 Uhr, von seinem „Totenbett“ erheben. Dann aber will er unter anderem den Stadtoberen gehörig die Leviten lesen.

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