Neuss Kammerakademie huldigte Mozart mit anspruchsvoller Kammermusik

Neuss · Die Deutsche Kammerakademie (dkn) ist mit ihrem Führungsduo Lavard Skou Larsen (Chefdirigent) und Martin Jakubeit (Orchestermanager) immer für originelle Programme gut. Jetzt luden sie zu Serenaden (abendliche Ständchen) in einer Matinée ins Zeughaus. Der schöne Konzertsaal war bestens besetzt, vielleicht auch, weil die dkn das Konzert mit der "Serenade G-Dur" von Wolfgang Amadeus Mozart eröffnete. Ein Stück, das jeder kennt, meist aber mit dem Untertitel, den Mozart in seinem Werkverzeichnis selbst nennt: "Eine kleine Nachtmusik".

 Philippe Cassard zauberte beim dkn-Konzert am Klavier.

Philippe Cassard zauberte beim dkn-Konzert am Klavier.

Foto: Vincent Catala

Lange wurde die Autorschaft Mozarts an seinem populärsten Werk angezweifelt, zu simpel sei sie komponiert. Volkstümlich, weil zu einfach? Da hat wohl eher der Mozart-Experte Ulrich Konrad Recht: "Wenn Intelligenz klingen könnte, dann so wie in der ,Kleinen Nachtmusik'." Und die dkn musizierte diese Serenade zu anspruchsvoller Kammermusik empor, auch wenn die Ecksätze mit Lavard Skou Larsen am ersten Pult in Bewegung und Dynamik ein wenig exzentrisch abhoben. Aber das konnte man bei der Akkuratesse, mit der die Stipendiaten ihrem Primas folgten, gelten lassen.

Auch die energische Thematisierung der großen Melodie der "Romanze" ließ keine Nachtträumerei zu. Gut 100 Jahre später (1892) schrieb Josef Suk, Schüler und Schwiegersohn von Antonín Dvorák, seine ebenfalls sehr populäre "Serenade für Streicher Es-Dur". Die mit 18 Jahren komponierte Serenade erreicht noch nicht den an impressionistischen Einflüssen gereiften Stil seiner Sinfonien, ist aber ein charakteristisches Meisterwerk: Die ersten Takte verraten die böhmische Verwurzelung, wunderbar der Farbenreichtum in den Stimmen des Kammerorchesters. Das vollzog die dkn mit großer Konzentration geradezu vollendet im "Adagio", dem Kernstück der Serenade. Über die dichte, fast mystische Interpretation musste man schwärmen.

Aber es gab nicht nur Serenaden. Mit Mozarts "Konzert für Klavier und Orchester A-Dur" (KV 414) schuf die dkn dem in Deutschland kaum bekannten renommierten französischen Pianisten Philippe Cassard ein Podium. Das passte auch deshalb gut, weil das Konzert nach Mozarts eigenen Angaben "a quattro produciert" werden kann, also ohne Bläserstimmen als reines Klavierquintett.

Da zauberte der Solist beste Unterhaltungsmusik, in den virtuosen Passagen schwerelos leicht, und als er nach Orchestereinleitung im Finalsatz das Rondothema zügiger anging, übernahm die dkn das neue Tempo nahtlos perfekt. Seine geradezu mit Akrobatik gepaarte Virtuosität demonstrierte der Pianist in der Zugabe. Schuberts zweitem "Impromptu" aus Opus 90.

(Nima)
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