Rheinisches Landestheater in Neuss Kafkas Verwandlung in der Whiteboxx

Neuss · In der Inszenierung der Erzählung „Die Verwandlung“ (Franz Kafka) legt Thomas Maria Peters den Fokus auf die Beziehung der Geschwister Gregor und Grete Samsa.

 Thomas Maria Peters möchte in seiner Inszenierung die Lupe auf die Geschwisterbeziehung legen.

Thomas Maria Peters möchte in seiner Inszenierung die Lupe auf die Geschwisterbeziehung legen.

Foto: Nils Schwarz

Eines Morgens wacht Gregor Samsa auf und nichts ist mehr, wie es war. Er hat sich in einen Käfer verwandelt – doch Zeit zum Innehalten hat er nicht. Schließlich muss er zur Arbeit. Doch auch seinem Umfeld fällt seine Verwandlung auf und reagiert nicht gerade unterstützend auf ihn.

„Die Verwandlung“ ist sicher eine der bekanntesten Erzählungen von Franz Kafka – und wird nun in dem Whiteboxx-Format des Rheinischen Landestheaters in Neuss (RLT) auf die Bühne gebracht – am Freitag, 16. September, 20 Uhr, ist die Premiere. Inhaltlich könnte das Stück nicht besser zum Spielzeitmotto passen, ist der erste Satz daraus „Was ist mit mir geschehen?“ doch die Leitfrage für die Saison 2022/2023. Gezeigt wird eine Fassung, die nah am Original ist, verrät Dramaturg Olivier Garofalo: „Wir haben nicht versucht, die Texte zu modernisieren. Man hört Kafka, sei es durch die Schauspielenden oder die Erzählstimme.“ Einzig aus längentechnischen Gründen sei es an einigen Stellen gekürzt worden, ergänzt Thomas Maria Peters, der für die Inszenierung zuständig ist.

Olivier Garofalo (Dramaturgie) berichtet auch von kafkaesken Momenten, die durch traumhafte Grenzauflösungen entstehen.

Olivier Garofalo (Dramaturgie) berichtet auch von kafkaesken Momenten, die durch traumhafte Grenzauflösungen entstehen.

Foto: MAX SCHUBERT

Während es in der Whiteboxx schon sämtliche Schauspiel-Konstellationen gab, werden in „Die Verwandlung“ zwei Darstellende auf der Bühne stehen. Nelly Politt schlüpft in die Rolle der Schwester Grete und Anton Löwe, der seine erste Saison am Landestheater hat, wird zu Gregor Samsa, der sich in eben jenen Käfer verwandelt. „Man kann sich nur vorstellen, wie man selbst darauf reagieren würde, wahrscheinlich würde man völlig am Rad drehen“, sagt Peters.

Doch vielmehr als um Gregors Innenansicht soll es in seiner Inszenierung darum gehen, wie die Außenwelt auf seine Verwandlung reagiert. „Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Geschwisterbeziehung zwischen Grete und Gregor“, sagt Peters. Die beiden werden von den Schauspielenden verkörpert, die restlichen Figuren würden im Laufe der Handlung über Videoprojektionen eingeblendet.

„Die Verwandlung“ von Kafka zu produzieren, sei immer ein Wagnis, sagt Thomas Maria Peters. Das fange schon bei dem Umstand an, dass das Original ein reiner Prosatext ist, der nicht unbedingt für das Theater gedacht war. Und so sei es zum Beispiel eine zentrale Frage, wie der Käfer denn auf der Bühne dargestellt werden soll. „Kafka wollte zum Beispiel nicht, dass auf dem Cover ein Käfer abgebildet wird, weil sich jeder sein eigenes Bild machen sollte“, sagt Peters, „aber wir wollen bei einer Theaterproduktion nicht darauf verzichten.“ Wichtig sei ihm gewesen, dass kein Käfer gezeigt wird, sondern ein Mensch, der sich in einen Käfer verwandelt hat.

Wie das genaue Kostüm, das Steffi Sucker entworfen hat, aussehen wird, soll eine Überraschung bleiben. Garofalo und Peters freuen sich auf die Premiere und den Austausch bei der anschließenden Premierenfeier im Herzstück.

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