Neuss Kämpferische Lesung in kleiner Runde

Neuss · Der Journalist und Nahost-Experte Michael Lüders stellte in der Stadtbibliothek seinen Krimi vor.

 Michael Lüders war zu Gast in der Stadtbibliothek.

Michael Lüders war zu Gast in der Stadtbibliothek.

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Knapp über 90 Stühle sind aufgebaut, fünf Gäste haben Platz genommen, an diesem Abend in der Neusser Stadtbibliothek. Während Bibliothekschef Alwin Müller-Jerina noch über die Gründe für den geringen Andrang rätselt - konkurriert eine Lesung mit Fußball? - bleibt Michael Lüders gelassen: "Ich nehme das sportlich. So eine kleine Runde ist doch auch mal ganz schön", sagt der Journalist, Nahost-Experte, Politikberater und Autor, der schon 2006 mit seinem Roman "Der Verrat" bei einer Lesung in der Neusser Stadtbibliothek war.

Nun ist Lüders mit seinem Roman "Never say anything" nach Neuss angereist. Der Polit-Thriller handelt von der Journalistin Sophie Schelling, die nach Marokko fliegt, um dort die sagenumwobene Himmelstreppe in der Wüste zu besuchen. Dabei wird sie Zeuge eines Massakers, das von offizieller Seite der Terrororganisation Al Quaida zugeschrieben wird. Doch Schelling ist sich sicher: In Wahrheit waren es Amerikaner. Sie beginnt ihre Recherche und erfährt die Macht der amerikanischen Geheimdienste. Dabei arbeitet sie mit dem amerikanischen Journalisten Marc Lindsay zusammen, der dem unter ungeklärten Umständen umgekommenen Michael Hastings nachempfunden ist.

Wenngleich "Never say anything" fiktional ist, lehnt sich die Kernaussage des Romans an die in Lüders Sachbüchern an. Das zeigt sich in der Lesung auch in der anschließenden Diskussion mit den Zuhörern: Lüders kritisiert das Vorgehen der westlichen Demokratien - vor allem der USA und Großbritannien, aber auch Deutschland - im Nahen Osten. Dabei spart er auch nicht mit Kritik an den Transatlantikern, die er als bestimmende Akteure in den Auslands-Ressorts der großen deuschten Medien benennt.

Bei der Frage nach deutscher Außenpolitik beginnt er über Norbert Röttgen, den Vorsitzenden des auswärtigen Ausschusses des Bundestages, zu spotten: "Wenn ich den im Deutschlandfunk hören muss, schalte ich weg."

Pointiert, aber faktenreich - so lässt sich die Diskussion zusammenfassen, die fast noch spannender gerät, als es der Polit-Thriller ohnehin schon ist. Und Lüders endet versöhnlich: "Sophie Schelling ist meine Heldin. Menschen wie sie leisten überall ihren Beitrag, für eine bessere Welt."

(NGZ)
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