Suche nach Verlag Margot Kerres schreibt seit 70 Jahren und will nun Texte veröffentlichen

Kaarst · Margot Kerres schreibt seit knapp 70 Jahren Geschichten und Gedichte. Nun will sie ihre Texte veröffentlichen und sucht einen Verlag.

 In dem dicken Buch von Margot Kerres sind schon alle Seiten gefüllt. Der erste Eintrag ist von 1953.

In dem dicken Buch von Margot Kerres sind schon alle Seiten gefüllt. Der erste Eintrag ist von 1953.

Foto: Leonie Miß

Der erste Eintrag in dem dicken, grünen Buch ist aus dem Jahr 1953. Darin sind Fotos. Zuerst noch in Schwarz-Weiß, später haben sie Farbe. Margot Kerres schreibt nieder, was sie erlebt und gesehen hat, woran sie denkt, worüber sie sich sorgt. Die 88-Jährige liebt es zu schreiben. Das hat sie schon immer getan. Mit 13 Jahren wurde sie nach dem Krieg aus ihrer Heimat in Schlesien vertrieben, zunächst in die DDR mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern, ein Jahr darauf kam sie hungernd und alleine ins Rheinland zu ihrer Tante, um bei einem Bauern zu arbeiten. Wenn sie von ihrer schweren Kindheit erzählt, kommen ihr die Tränen: „Die Vertreibung nach dem Krieg war für mich das Schlimmste.“

All das hat sie fein säuberlich niedergeschrieben, angefangen hat sie, als sie ihren zukünftigen Mann Heinz kennenlernte: „Mein Leben hat erst dann Form angenommen.“ Sie habe nie einen Beruf gelernt, ging nur vier Jahre zur Schule, gelegentlich habe sie als Jugendliche bei der Buchhaltung ausgeholfen, „daher kommt der Trieb zu schreiben, es gibt mir eine Genugtuung – Selbstvertrauen.“ Mittlerweile hat Kerres mehrere dicke Bücher mit ihren handschriftlich geschriebenen Geschichten gefüllt, chronologisch nach Jahr, die von den schönen, aber auch traurigen Momenten in ihrem Leben erzählen. Margot Kerres fällt das Schreiben nun aber nicht mehr so leicht. Sie ist an Parkinson erkrankt. Aber trotzdem setzt sie sich drei Mal in der Woche an den Schreibtisch und hält ihre Gedanken fest. Sogar Papst Franziskus hat sie einen Brief geschrieben. Auch Gedichte hat die 88-Jährige verfasst, über Apfelbäume und das Älterwerden. Einige davon bringen sie und ihren Mann zum Schmunzeln, andere sind ernster. Als sie während der Corona-Zeit im Krankenhaus lag und kaum Besuch bekommen konnte, habe sie 21 Gedichte geschrieben. Sie behandelt in ihren aktuellen Gedichten die Pandemie, aber auch den Krieg. „Mir tun die Kinder in der Ukraine so leid, die jetzt auch ihre Heimat verlassen müssen“, sagt Kerres.

Ihre Gedichte sowie Reiseberichte von Urlauben in Namibia oder der Dominikanischen Republik wurden von ihren Kindern am Computer abgetippt und gedruckt. Sie hat sie binden lassen und verschenkt sie in der Familie als Andenken. Gerne würde sie ihre Texte verlegen lassen und veröffentlichen, dazu fehle aber noch ein Verleger. Bis dahin schreibt Margot Kerres weiter, solange sie kann. In dem Buch, an dem sie jetzt schreibt, sind noch viele freie Seiten, die gefüllt werden möchten. Und sie hat viele Ideen und weiterhin viel zu erzählen: „Manche Ideen kommen mir nachts, dann werde ich wach und muss es aufschreiben.“

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