Neuss Junge Neusser planen ihre Stadt

Neuss · Die Meinung der jungen Generation ist gefragt. Wie soll Neuss 2020 aussehen? Wie soll dann das Lebensgefühl in der Stadt sein? Eine Zukunftswerkstatt steht im Mittelpunkt der Imagekampagne des Jugendamtes.

27 200 Neusser sind unter 18 Jahre alt. Diese 17,7 Prozent der Bevölkerung sind potenziell die Kunden des Jugendamtes. "Wir sind ein effektiver Dienstleister", sagt Jugenddezernent Stefan Hahn (42), "und nicht der böse Drache, der Eltern die Kinder nimmt, um sie ins Heim zu sperren." Dieses Bild, so Hahn, hafte in den Köpfen der Menschen: "Wenn Ältere das Wort Jugendamt hören, denken sie an den Rühmann-Film ,Der Lügner'." Der Streifen von 1961 erzählt eben diese Geschichte vom liebevollen Vater, dem die eiskalte Bürokratie das Sorgerecht für Tochter Nicky entziehen will. Mit diesem Klischee soll jetzt Schluss sein. Darum startet das Jugendamt im Mai eine Imagekampagne. Im Mittelpunkt steht dabei eine Zukunftswerkstatt. Dort skizzieren junge Neusser, wie sie sich ihre Heimatstadt im Jahr 2020 wünschen.

Die Neusser Charmeoffensive ist eingebettet in eine bundesweite Aktion, die Bundesfamilienministerin Kristina Schröder angestoßen hat. In Neuss setzen die Gastgeber vier große Akzente. Den Anfang macht Bürgermeister Herbert Napp, der am 17. Mai zu einer Kinderversammlung nach Reuschenberg (St. Hubertus) kommt. Es folgen ein "Tag der offenen Tür" (9. Juni), ein Battle-Rap – eine Art Tanzwettbewerb – auf dem Freithof am Pfingstsamstag (11. Juni) und die Zukunftswerkstatt (17./18. Juni), die in der Studie "Neuss 2020" mündet. Vorgeschaltet ist ein Internet-Forum aller 15 Neusser Jugendeinrichtungen, in dem die junge Generation ihr Bild von "Neuss 2020" entwirft. "Ein spannendes Projekt", sagt Heribert Rothhausen. Der Leiter der Abteilung Kinder, Jugend, Schule und Beruf hofft, dass die jungen Leute mitmachen, "weil es ganz konkret um ihre Zukunft in ihrer Stadt geht". Rothhausen verspricht, dass er die Meinung der Jugend ernst nimmt. Die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt sollen den Ratsgremien vorgelegt werden.

Ohne über detailliertes Zahlenmaterial zu verfügen, beobachtet Hahn aber, "dass die Zahl der Ansprachen an das Jugendamt in den vergangenen Jahren sprunghaft angestiegen ist". Beispiele: Jede Scheidung einer Ehe mit Kindern wird allein durch die Frage nach dem Sorgerecht ein Fall fürs Jugendamt. 5500 Mädchen und Jungen im Alter bis zu sechs Jahren besuchen einen Kindergarten. "Die kennen wir alle", versichert Marion Horn, stellvertretende Leiterin des Jugendamtes. Die Fallzahlen seien nicht nur quantitativ steigend, sondern jede Antwort auf eine Ansprache erfordere zunehmend mehr Qualität: "Das geht bis zu der Diskussion, ob Paprika im Salat des Kindergarten-Essens sinnvoll ist oder nicht."

53 Millionen Euro – ohne Personalkosten für 225 Mitarbeiter – sind erforderlich, um die Aufgaben des Jugendamtes zu finanzieren.

Info Weitere Hinweise im Internet: www.unterstuetzung-die-ankommt.de

(NGZ)
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