Neuss Jugendsinfonieorchester zeigt sich bestens eingespielt

Neuss · Eine sehr gelöste und beinahe familiäre Atmosphäre prägt die Stimmung im Zeughaus, wenn das Jugendsinfonieorchester (Sinfo) der Musikschule Neuss unter seinem Leiter Ralf Beckers zum Konzert lädt. Dabei bietet das riesige Ensemble der 14- bis 18-Jährigen, verstärkt durch einige Lehrer und Ehemalige, hochkarätige Klassik, diesmal genauer: Romantik.

Der Militärarzt und Professor der medizinischen Akademie St. Petersburg, Alexander Borodin, gehörte nebenbei der Komponistenvereinigung "Das mächtige Häuflein" an, die russische Nationalmusik schaffen wollte. Sein populärstes Werk "Eine Steppenskizze aus Mittelasien" war in seiner Farbigkeit wie für das Sinfo geschrieben.

Ein russisches Lied, in den fünf Violoncelli wunderschön sauber gesungen, und eine asiatische Steppenmelodie selbstbewusst sicher im Englischhorn geblasen, verschmelzen zu einem am Ende höchst lyrischen Gemälde. Dafür gab es schon zu Recht sehr viel Applaus.

Die unendliche Geschichte von Ralf Beckers und Edvard Grieg, respektive seine Vorliebe für den norwegischen Komponisten, führt immer auch zu erfrischenden Festen für die Zuhörer. Diesmal gab es Griegs einziges "Konzert für Klavier und Orchester a-Moll", für das Beckers seinen Kollegen Markus Dominici gewinnen konnte.

Der Kunstförderpreisträger der Stadt Neuss (1983) ist seit 2006 Dozent für Klavier an der Musikschule. Seine Virtuosität begeistert in den Ecksätzen, den hochemotionalen Mittelsatz "Adagio" hellt er klanvoll auf, das Sinfo begleitet den Solisten (manchmal zu stürmisch) bestens einstudiert.

Das galt auch für die mit Klasse und großem farbenprächtigen Orchester gespielte Suite Nr. 2 "L'Arlesienne" von Georges Bizet. Viele Soli kommen ausgezeichnet, so im "Minuet" zwischen Querflöte und Harfe (durch Keyboard ersetzt).

Eine ausgesprochen heiter-lustvolle Überraschung war die Zugabe. Ralf Beckers hatte zur Verabschiedung seines Schülers und Trompeters David Koch ein kleines "Scherzo" für sein großes Orchester und Schlagzeug-Knallern geschrieben. Die Uraufführung spielte der Widmungsträger selbst mit glänzendem Solo.

(Nima)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort