Neuss Jugendliche ins Museum holen

Neuss · Mit neuen Projekten und Veranstaltungen will das Clemens-Sels-Museum die 14- bis 25-Jährigen für sich gewinnen. Eine Video-Umfrage von zwei Museumspraktikanten bietet die Grundlage für die neuen Planungen.

 Estira Memet (20) und Christoph Rehlinghaus (23) haben sich mit dem Verhältnis von Jugendlichen zum Museum beschäftigt.

Estira Memet (20) und Christoph Rehlinghaus (23) haben sich mit dem Verhältnis von Jugendlichen zum Museum beschäftigt.

Foto: Woi

Die Antworten lassen an Klarheit nichts zu wünschen übrig. "Langweilig", "überhaupt nicht spannend", "altertümlich" — die Urteile über Museumsarbeit unter den 14- bis 25-jährigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus Neuss sind unmissverständlich. Das finden auch Uta Husmeier-Schirlitz und Thomas Ludewig, Leiterin des Clemens-Sels-Museum und ihr Stellvertreter, der zugleich auch Museumspädagoge ist, und können trotzdem lachen.

Nicht, weil sie die Aussagen der jungen Neusser nicht ernst nehmen, sondern weil sie ihnen sagen, was sie in Zukunft machen müssen: "Eine Verbindung finden zwischen der Realität der Jugendlichen und unserem Museumsangebot", wie Husmeier es formuliert.

Schnittstellen finden

Erster Schritt auf dem Weg zum "Museum der Zukunft" — so der Titel eines Schülerwettbewerbs im nächsten Jahr zum 100-jährigen Bestehen des Museums —, ist ein exklusives Abendprogramm im Oktober für 16- bis 25-Jährige. "kUNSt gehört die Nacht" ist der Titel, der schon mal aufgreift, was sich Jugendliche wünschen: mehr Vermittlung durch Gleichaltrige, interessante Themen, modernere Gestaltung, Verbindung zu anderen Kunstarten wie Tanz oder Musik.

Woher die Museumsleitung das weiß? Die 20-jährige Estira Memet und der 23-jährige Gabriel Rehlinghaus haben ihr auf die Sprünge geholfen. Die beiden Neusser haben ein dreimonatiges Praktikum im Museum gemacht, und dabei war ihnen aufgefallen: Schulkinder bis 14 und danach wieder Menschen ab 45 — diese Gruppen bilden das Gros der Besucher.

Bei Ludewig rannten die beiden offene Türen ein, als sie das Phänomen näher beleuchten wollten. Estira stellte einen Fragenkatalog auf und bediente sich für die Umfrage unter 40 Jugendlichen der Videoästhetik. "Das hat super geklappt", sagt sie. Und dabei bestätigte sich: Alle kennen das Sels-Museum, aber kaum einer hat es nach dem Grundschulalter noch einmal besucht. Dieser rund 15-minütige Film wird übrigens auch in der "kUNSt"-Nacht gezeigt.

Für die beiden, die dem Museum im Übrigen auch nach Praktikumsende treu bleiben, ergibt sich aus der Arbeit eine eindeutige Forderung: "Weg vom Pflichttermin hin zu Freizeit" müsse sich das Ansehen des Museums wandeln, sagt Rehlinghaus und votiert zudem dafür, dass etwa junge Kunststudenten für Führungen eingesetzt werden sollen.

Für Husmeier-Schirlitz und Ludewig ist denn auch klar, dass sie einiges ändern müssen. "Das Museum an sich ist kein jugendkultureller Ort", erklärt Ludewig nüchtern, deswegen müsse "das handlungsleitende Motiv" für sie sein, wie man im Museum "interessante Sachen anbieten kann". Denn dass es Gemeinsamkeiten zwischen Museum und Jugendlichen gibt, ist für Husmeier-Schirlitz keine Frage. "Wir müssen die Schnittstellen nur finden."

(NGZ)
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