Neuss Jugend will Skater-Anlagen

Neuss · Im Haus der Jugend weiß man, was die jungen Neusser wollen und schneidet die Programme entsprechend zu. Andererseits bringt sich die Jugend nicht bei der Spielplatzgestaltung ein. Denn sie weiß nichts von diesem Angebot.

 Die Jugend in Neuss wünscht sich eine Skateranlage.

Die Jugend in Neuss wünscht sich eine Skateranlage.

Foto: dapd

Neuss Skate- oder Waveboard? Surfen oder Snowboarden? "Waveboards sind nur für Kinder, damit kann man keine Sprünge machen und nicht so schnell fahren wie mit dem Skateboard", sagt Philip abfällig, der gemeinsam mit Freunden die Skateranlage im Keller vom Haus der Jugend nutzt.

Voll im Trend liegt bei Jugendlichen - und zwar fast ausschließlich bei Jungen - nach wie vor das Skaten: "Die Nachfrage ist in den vergangenen Jahren eher gestiegen. Unsere Angebote in diesem Bereich haben so viel Zulauf wie nie zuvor", erklärt Janusch Holland, der als Honorarkraft im Haus der Jugend für die Skater zuständig ist. "Wir machen immer wieder Skatercontests, bei denen die Beteiligung sehr hoch ist." Auch Fahrten zu großen Skateranlagen organisiert Janusch Holland, aus finanziellen Gründen allerdings höchstens ein- bis zweimal pro Jahr.

Grund für die große Nachfrage nach der Skateranlage im Haus der Jugend ist gewiss auch, dass die Skater und mit ihnen ein Stück lebendiger Jugendkultur zunehmend aus der Öffentlichkeit vertrieben worden sind: "Auf der Kölner Domplatte muss man mittlerweile Strafe bezahlen, wenn man beim Skaten erwischt wird," weiß Til, 14.

Auch am Neusser Markt, neben der Commerzbank, böten sich Skatern im Prinzip zwar gute Gelegenheiten für Ollies, Kickflips oder One-Eighties, wie die grundlegendsten der Sprünge und Drehungen mit dem Skateboard heißen: "Dort kommen allerdings sehr schnell Leute vom Ordnungsamt und verbieten das", sagt Til aus Erfahrung.

So ist stets Mangel an guten Gelegenheiten zum Skaten, auch weil viele der öffentlichen Skateranlagen aus Sicht der Skater nicht besonders attraktiv sind, erst recht nicht im Winter: "Die Anlage am Südpark zum Beispiel ist im Winter oft verdreckt und nass," erzählt Ex-Skater Sami. Auch die Anlage in Erfttal entspricht nicht seinen Vorstellungen: "Die alte Anlage war sehr gut. Aber die war aus Holz und ist irgendwann abgebrannt. Danach wurde zwar eine Neue gebaut, aber die war aus Beton und lässt sich nicht gut befahren, weil im Beton sehr schnell Löcher entstanden sind," analysiert Sami.

Dass die Nachfrage nach den großen Skateranlagen etwa am Südpark oder an der Bezirkssportanlage Norf zurückgeht, ist auch Stefan Diener, Leiter des Grünflächenamts und verantwortlich für die rund 240 Neusser Spiel- und Bolzplätze, schon aufgefallen.

Was die Kinder und Jugendlichen sich wünschen, welche Erwartungen und Interessen sie bezüglich der öffentlichen Spiel- und Sportplätze haben, ermittelt das Grünflächenamt regelmäßig, wenn es an die Renovierung von Anlagen geht: "Wir schreiben die betroffenen Kinder und Jugendlichen ebenso die Familien im Umfeld an und laden zu einem Gespräch", erzählt Diener. Die Beteiligung Jugendlicher daran sei allerdings eher gering, was möglicherweise an einer fehlenden Vermittlung solcher Mitsprachemöglichkeiten liegt: Von den Skatern im Haus der Jugend hat jedenfalls noch keiner etwas davon gehört.

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