Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Neuss Jüdische Wohltäter werden Namensgeber für neuen Preis

Neuss · Die 2004 gegründete Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit möchte positiv zum interreligiösen Dialog beitragen – und lobt nun einen besonderen Preis aus.

 2018 besuchte Gaby Glassman-Simons gemeinsam mit Kantor Aharon Malinski die Gräber ihrer Vorfahren auf dem Friedhof am Glehner Weg.

2018 besuchte Gaby Glassman-Simons gemeinsam mit Kantor Aharon Malinski die Gräber ihrer Vorfahren auf dem Friedhof am Glehner Weg.

Foto: Stadtarchiv Neuss

Sibilla und Nathan Simons waren ihrer Zeit voraus, als sie am 23. Oktober 1881, dem Tag ihrer Goldenen Hochzeit, eine Stiftung ins Leben riefen, deren wohltätiger Nutzen allen Armen zugute kommen sollte. „Ohne Unterschied der Konfession“, wie in den Schenkungsbedingungen an die Stadt ausdrücklich vermerkt wurde. Diese Haltung imponiert den Verantwortlichen der 2004 gegründeten Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit nicht nur, sie deckt sich auch genau ihrem Wunsch, positiv zum interreligiösen Dialog beizutragen.

Um das zu fördern, lobt die Gesellschaft jetzt einen eigenen und mit 1000 Euro dotierten Preis aus, der – da war man sich einig – nur Simons-Preis heißen kann. Die Zustimmung von Gaby Glassmann-Simons, der in London lebenden Ur-Ur-Enkelin der Stiftungsgründer, war schnell gewonnen. Sie sagte auch zu, zur ersten Preisverleihung am 24. Oktober 2022 nach Neuss zu kommen. Zu diesem Termin, an dem 1881 die Stiftung gegründet wurde, soll der Simons-Preis danach alle zwei Jahre überreicht werden, erklärt Bert Römgens von der jüdischen Gemeinde, der aktuell der Gesellschaft vorsitzt.

Mit dem Preis sollen Personen, Gruppen oder Institutionen hervorgehoben werden, die sich in der Stadtgesellschaft für ein respektvolles und tolerantes Miteinander engagieren, gegen Antisemitismus, gegen Ausgrenzung und gegen Rassismus. Der Rahmen ist weit gesteckt: Gefördert werden können sowohl einmalige Projekte als auch ein mittel- oder gar langfristiges Engagement, schulische Arbeiten ebenso wie Veranstaltungen, Publikationen, soziale oder kulturelle Projekte oder ein persönliches Engagement für den interreligiösen Dialog. Bewerbungen können ab sofort und bis 31. Juli 2022 an den Vorstand der Gesellschaft gerichtet werden.

Mathan Simons und seine Frau Sibilla kamen 1840 nach Neuss, erinnert Stadtarchivar Jens Metzdorf vom Beirat der Gesellschaft. 1861 übernahm Simons die Obertormühle, 1867 gründete er die Dampfmühle N. Simons. Sie war eine der bedeutendsten Getreidemühlen Deutschlands und galt wegen ihrer sozialen Einrichtungen als vorbildlich. An das ebenso wohlhabende wie wohltätige Unternehmerpaar, das die Stiftung mit 4000 Goldmark ausstattete, erinnert seit Ende 2018 der Simonsweg im Stadionviertel. Das Straßenschild wurde am 8. November im Beisein von Gaby Glassman-Simons und ihres Ehemannes David Glassman enthüllt.

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