Neuss Jubel für adventliche Chormusik

Neuss · Beim Konzert im Zeughaus erwies sich das Chorwerk Ruhr erneut als Ausnahmeensemble. Zudem hatte es mit Tenor Jan Kobow und Sopranistin Dorothee Mields hervorragende Solisten an der Seite.

 Das vielköpfige Chorwerk Ruhr begeisterte mit seinem Konzert das Publikum im Zeughaus. Zum programm gehörten Klassiker wie "Es ist ein Ros' entsprungen" - das gleich auch noch mal als Zugabe präsentiert wurde.

Das vielköpfige Chorwerk Ruhr begeisterte mit seinem Konzert das Publikum im Zeughaus. Zum programm gehörten Klassiker wie "Es ist ein Ros' entsprungen" - das gleich auch noch mal als Zugabe präsentiert wurde.

Foto: Pedro Malinowski

Advents-und Weihnachtskonzerte gibt es zurzeit zuhauf, doch selten begegnet der Zuhörer einer so hohen musikalischen Qualität wie beim jüngsten Zeughauskonzert. Der bedeutende Profi-Kammerchor "Chorwerk Ruhr", seit 2011 geleitet von Florian Helgath, und das von Werner Ehrhardt gegründete Alte Musik -Ensemble "L'Arte del Mondo" hatten sich zum Musizieren vereinigt.

Im ersten Teil des sehr gut besuchten Konzertes stellten die Damen und Herren von "Chorwerk Ruhr" - in jeder Stimme mit sechs Vokalisten besetzt - weitgehend unbekannte Choralbearbeitungen von Michael Prätorius (1571-1621)vor. Den klanglich prachtvollen Vokalkonzerten, angelehnt an die Mehrchörigkeit der venezianischen Schule, liegen bekannte Advents- und Weihnachtslieder wie "Wachet auf ruft uns die Stimme", "Vom Himmel hoch" oder "In dulci jubilo" zugrunde.

Begleitet vom dunkel getönten, wärmenden Klang der meisterlich gehandhabten alten Instrumente, traten einzelne Sänger oder Gruppen in konzertanten, bis zu 21 Stimmen ausgeweiteten Dialog. Das ergab, zumal in dieser erlesenen, dynamisch reich gefächerten Interpretation, faszinierende Klangergebnisse. Eine Ausnahme machte das ganz zurückgenommen in einen schlichten vierstimmigen Satz gekleidete "Es ist ein Ros' entsprungen", das tiefen Eindruck hinterließ. Die Choristen dieses Ausnahmechores, die nur sanfte Hinweise ihres Dirigenten benötigten, vermochten es dank dieser opulenten Musik, das am Schluss begeistert applaudierende Publikum in erwartungsfrohe Vorweihnachtsstimmung zu versetzen.

Nach der Pause war es nicht ganz einfach, sich auf völlig andersartige Kompositionen einzustellen. Nach der kurzen, für Chor und Instrumentalensemble geschriebenen Weihnachtskantate "Das neugeborene Kindelein" von Dietrich Buxtehude (1637-1707) erklang die "Weihnachts-Historie" SWV 435 für Solostimmen, Chor, Instrumente und Basso continuo von Heinrich Schütz (1585-1672).

Für die im Vergleich zu Prätorius' Klangpracht eher karge Musik brauchte es schon ausgewiesene Spezialisten, um dieses ausgedehnte Opus spannungsvoll zu gestalten. Diese waren mit dem Tenor Jan Kobow und der Sopranistin Dorothee Mields glücklicherweise zur Stelle. Kobow erfüllte den umfangreichen Evangelistenpart durch seinen gradlinigen, dennoch farbenreichen Tenor - nicht zuletzt dank vorbildlicher Diktion - mit Leben. Hier sei auch das punktgenaue, einfallsreich sekundierende Continuo besonders erwähnt. Dorothee Mields wurde mit ihrem weit ausschwingenden, facettenreichen Edelsopran - intensiv gestaltend - zum veritablen Verkündigungsengel.

Das nahtlos sich einfügende Orchester "L'arte del mondo", besetzt mit Violinen, Gamben, Cello, Zinken, Blockflöten, Trompeten und Posaunen, setzte Glanzlichter - ebenso der ausgezeichnete Lautenist Björn Colell.

Zum Schluss dauerte es etwas, bis das Auditorium wieder in die Gegenwart zurück fand, doch dann feierte es alle Mitwirkenden mit ausgiebigem Jubel.

(NGZ)
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