„Johnny & The Hot Rods“ aus Neuss Wie geht Rock’n’Roll im Kriegsgebiet?

Neuss · Bereits 2012 spielte die Band „Johnny & The Hot Rods“ für in Afghanistan stationierte Soldaten. Bald macht sich die vierköpfige Gruppe um Frontmann Johnny Yuma erneut auf den Weg zum Hindukusch.

 Johnny Yuma (M.) und seine Band-Kollegen spielen bald in Afghanistan.

Johnny Yuma (M.) und seine Band-Kollegen spielen bald in Afghanistan.

Foto: Johnny Yuma

Immer, wenn der Chef des Einsatzführungskommandos anruft, weiß Johnny Yuma schon, dass es bald wieder auf eine große Reise gehen könnte. So war es auch jetzt wieder. „Er fragte, ob wir nach Afghanistan kommen möchten“, sagt der Musiker aus Neuss. Das genaue Ziel: Mazar-i-Sharif am Fuße des Hindukusch. Die genaue Aufgabe: Den dort stationierten Soldaten – auch die Bundeswehr ist dort vertreten – musikalische Unterhaltung in ihrem gefährlichen Alltag bieten. Mit seiner Band „Johnny & The Hot Rods“ will er den Rock’n’Roll wieder nach Afghanistan bringen. Rund zweieinhalb Stunden soll die Show dauern. Den Soldaten soll schließlich was geboten werden.

Und zwar zum wiederholten Mal: Denn bereits im Jahr 2012 spielten die Neusser für in Afghanistan stationierte Truppen. Sechseinhalb Stunden dauerte damals der Flug bis nach Termez, dem usbekischen Stützpunkt der Bundeswehr, von dort ging es in der Transall weiter nach Masar-i-Sharif. Mit an Bord im Airbus der Bundeswehr: 240 Soldaten.

Wann genau Johnny Yuma und seine Bandkollegen zum zweiten Mal zum Hindukusch aufbrechen, darf der 42-Jährige „aus Sicherheitsgründen“ nicht verraten. Denn dass die Gefahr gleich um die Ecke lauert, bekam die Band unter anderem in Mali zu spüren, als sie 2016 dort ebenfalls für deutsche Soldaten Musik machte. „Nur wenige Stunden, nachdem wir abgereist waren, gab es einen Anschlag in dem Lager, in dem wir gespielt haben“, sagt der Musiker. Ein Fahrzeug mit 800 Litern Sprengstoff sei in den Stützpunkt gerast. Auch in Jordanien und im Irak sorgten Kallenbach und Co.mit ihrer Musik teils für emotionale Momente bei den Menschen, die dort ihr Leben riskieren.

Die Frage nach dem Warum? Die kann Johnny Yuma, der eigentlich Andreas Kallenbach heißt, nicht beantworten. „Ich verstehe es selbst nicht, warum wir es machen“, sagt er. Aber jedes Mal, wenn er die Dankbarkeit der Soldaten spürt, dann kommt er der Antwort ein Stück näher.

So sehr die Band auch herumkommt, musikalisch bleibt sie sich stets treu. „Johnny & The Hot Rods“ stehen für puren Rock’n’Roll – und zwar von den 50er Jahren bis heute. Eine Art Roadtrip bis ins dritte Jahrtausend mit Eigenkompositionen und Interpretationen der Klassiker von Elvis Presley bis zu Stray Cats. Die Band besteht aus insgesamt vier Musikern Der stimmgewaltige Bandleader Johnny Yuma singt nicht nur, sondern spielt auch Gitarre.

Die Reise bald anstehende Reise nach Afghanistan soll nicht die letzte dieser Art gewesen sein. Die Band hat noch einige Orte, die sie rocken möchte. Ein besonderer Wunsch ist unter anderem der Luftwaffenstützpunk im US-amerikanischen Phoenix (Arizona). Wer weiß, vielleicht wird dieser Wunsch schon bald erfüllt. Wenn beim nächsten Mal das Telefon klingelt.

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