Projekt in Neuss Deutsch lernen mit dem Kochlöffel
Neuss · Beim Kochkursus der Janusz-Korczak-Gesamtschule und der Bürgerstiftung Neuss können Schüler des „Sprint“-Programms gemeinsam Kochen, sich unterhalten und ganz nebenbei Deutsch lernen.
Es wird gekocht, gerührt und geschnibbelt: in der Küche der Janusz-Korczak-Gesamtschule (JKG) kochen 18 Kinder unter anderem libanesischen Tabouleh mit Couscous und Tomaten. Hier und da liegen auf den Tischen und Arbeitsflächen kleine laminierte Zettel mit Bildern und Beschriftungen, wie „der Topflappen“. Beim Kochkursus der JKG und der Bürgerstiftung Neuss können Schüler des „Sprint“-Programms der Gesamtschule, häufig Geflüchtete, gemeinsam Kochen, sich unterhalten und ganz nebenbei Deutsch lernen.
Bärbel Kremers-Gerads, Vorsitzende der Bürgerstiftung, erklärt: „Die Sprachförderung wird durch die Gruppenarbeit und das Learning-by-Doing enorm unterstützt – das prägt sich ein.“ Auch Nicole Roegglen, Didaktische Leiterin an der JKG, beobachtet in dem Kochkursus einen besonderen Lernerfolg: „Das Besondere am Kochen ist, dass die Jugendlichen dabei aktiv sprechen, interagieren, Rezepte lesen, die Sprache anwenden müssen.“ Zudem trage der Kochkursus zur Identitätsstiftung untereinander und individuell bei, da die Schüler in der Rezeptauswahl ihre eigenen Kulturen einbringen können.
In die sogenannte Sprint-Gruppe an der JKG gehen Schülerinnen und Schüler, deren Migration nach Deutschland erst vor kurzem erfolgte und die noch keine oder für den Besuch einer Regelklasse nicht ausreichenden Deutschkenntnisse haben. „Sprint“ steht dabei für „Sprachkenntnisse“ und „International.“ Je nach Kenntnisstand besuchen die Schüler dann zu unterschiedlich großen Anteilen den regulären Unterricht und die Sprint-Stunden. „Es war schön, neben dem normalen Unterricht einen Rückzugsort in der Sprint-Gruppe zu haben“, erzählt Aisling Furey, die 2017 aus Irland nach Deutschland zog und derzeit die Q2 der Gesamtschule besucht. Für sie stehen im nächsten Monat die Abiturklausuren an. Anastasiya Madzharova aus der Q1, die ebenfalls 2017 aus Mazedonien an die JKG kam, stimmt ihr zu: „Wir hatten außerdem eine sehr liebevolle Lehrerin, die uns nicht nur die Sprache, sondern auch die Kultur nähergebracht hat.“
Tatkräftig unterstützt werden die Lehrkräfte der Sprint-Gruppe durch die Schulsenioren der Bürgerstiftung. JKG und Bürgerstiftung verbindet eine langjährige Zusammenarbeit, insbesondere im Bereich der Integration. Die Ehrenamtler der Bürgerstiftung, die sogenannten Schulsenioren, betreuen jede Woche Projekte wie den Kochkursus, auch an anderen Neusser Schulen, „sowohl die Senior-Partner als auch die Kinder profitieren davon“, erklärt die Projektgründerin Monique Abeels.
Die Schulsenioren engagieren sich auch außerhalb der eigentlichen Ehrenamtsstunden für die Aktion, wie sie weiß, beispielsweise durch die Vor- und Nachbereitung. So auch Emidio Raggi; er ist bereits seit Initiierung des Projekts daran beteiligt und erzählt, dass er am Wochenende seine Kenntnisse im Umgang mit dem Geodreieck auffrischen werde, um zwei neuen Schülerinnen mit Geometrieaufgaben helfen zu können. Schülern des Projekts Jahre später wieder zu begegnen, ist für ihn eine große Belohnung. „Wir sind keine Lehrer“, sagt er, „aber wir sind eine Brücke.“