Neuss Jede Menge Abwechslung

Neuss · Ganz Neuss, so schien es, war auf den Beinen, um möglichst viele der insgesamt 159 Angebote zu nutzen, mit denen die Kulturnacht gewohnt üppig und originell die riesige kulturelle Bandbreite präsentierte, die Neuss zu bieten hat.

 Patrick Schad in seinem Element.

Patrick Schad in seinem Element.

Foto: NGZ

Kurdische Musik im Kulturkeller oder Kurzgeschichten Neusser Autoren in der Tourist Information, kubanische Rhythmen in der Stadtbibliothek oder HipHop im Kulturforum Alte Post, Blechbläser der städtischen Musikschule vor dem Obertor oder Blicke auf die Arbeiten Neusser Künstler im Atelierhaus: Ganz Neuss wurde am Samstag bei der 9. Neusser Kulturnacht zu einem Ort der Klänge, der Geschichten und der Bilder, vor allem zu einem Forum von Begegnungen und Gesprächen.

 Erstmals dabei: die Heimatstube.

Erstmals dabei: die Heimatstube.

Foto: NGZ

Und so gab es in dieser Nacht der offenen Türen und des freien Eintritts neben den bewährten auch eine Reihe neuer Orte und Ideen. Etwa auf der Oberstraße, zwischen Theater und Museum nicht weniger als die Neusser Kulturmeile schlechthin: Buchstäblich auf allen Ebenen bot das Haus Nummer 17 ein dichtes Programm im Kulturkeller, Filme über Osteuropa im Erdgeschoss und im ersten Stock einen ungewöhnlichen Einblick in ansonsten Unzugängliches: Mit Barbara Meisner, Jürgen Hartwig und Jürgen Gromoll stellten drei Neusser Künstler ihre Arbeiten vor, die in den Räumen von Kulturamtschef Harald Müller und seinen Mitarbeitern hängen, etwa das packende, großformatige Bild von Gromoll, auf dem vier Frauen hinter dem Rücken eines Kindes rätselhafte Blicke austauschen.

 "Geheimoperation Quirinus": Kinderführung mit Rolf Lüpertz (r.).

"Geheimoperation Quirinus": Kinderführung mit Rolf Lüpertz (r.).

Foto: woi

"Seit 49 schafft die Stadt ein lebendiges Museum mit Bildern lokaler Künstler, die in den Verwaltungsräumen ausgestellt werden", erläuterte Müller. "Jeder Mitarbeiter kann sich Bilder aus diesem Fundus ausleihen und sie in seinem Büro aufhängen", so Kulturdezernentin Dr. Christiane Zangs, die ebenfalls ihr Büro für Besucher geöffnet hatte und persönlich die Bilder vorstellte, die dort hängen, etwa eine Porträtzeichnung der Schauspielerin Tilla Durieux, gemalt von Emil Orlik, oder drei Arbeiten auf denen Katharina Grosse durch verschiedene Farbaufträge aus Farbe Raum schafft.

Aber nicht nur ansonsten Unzugängliches zugänglich zu machen, wie etwa die hinteren Gefilde des Globe-Theaters oder die Schätze, die im Depot des Feld-Hauses auf die nächste Ausstellung warten, war eine Spezialität dieser Kulturnacht, auch ungewöhnliche Verbindungen und immer wieder ein Crossover der Künstler und Sparten waren das Erfolgskonzept dieses Abends, an dem Musik verschiedenster Ensembles der städtischen Musikschule im Rathaus und Museum erklang, Lesungen in der Tourist Information die Besucher lockten, Zigarren und Bücher in der Stadtbibliothek harmonisch zusammenfanden, und Kunst sich auf das Spannendste mit Theater verband, etwa im Atelierhaus, wo Patrick Schad mit Sängerin Conny Kopp und dem Gitarristen Markus Exner zu Bestform fand, als er sehr lebendige und teils recht drastische Einblicke in das eigenwillige Verhältnis Bertold Brechts zu den Frauen gab.

(NGZ)
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