Orkantief richtete im Kreis Neuss viele Schäden an "Jeanette" riss Bäume und Dächer in die Tiefe

Orkantief richtete im Kreis Neuss viele Schäden an · Von Thilo Zimmermann

Von Thilo Zimmermann

Das Orkantief "Jeanette" hat im Kreis Neuss viele Schäden angerichtet. Bäume und Äste stürzten auf Häuser, Autos und Straßen, Dächer wurden abgedeckt, Gebäudeteile drohten einzustürzen und Kräne umzufallen. Polizei, Feuerwehr und Technisches Hilfswerk mussten zu Hunderten von Einsätzen ausrücken. Die Zahl der Notrufe riss auch am späten Abend nicht ab. Die Sturmböen erreichten Geschwindigkeiten von über 120 Stundenkilometern. Wie hier an der Hammer Landstraße in Neuss hatten THW und Feuerwehr an vielen Stellen Schwerstarbeit zu verrichten. NGZ-Foto: L. Berns/Michael Reuter

"Die ersten Anrufe erreichten die Kreisleitstelle der Feuerwehr Neuss gegen 12 Uhr mit schnell steigender Tendenz", so Stadtbrandmeister Roland Wirth. Allein bis 21 Uhr waren 175 Sturm-Einsätze zu bewältigen, bis 20 Uhr gingen 1000 Notrufe ein. Einen Verletzten gab es an der Moselstraße, wo ein Mann bei Sicherungsarbeiten vom Dach fiel. Im Autobahnkreuz Neuss-Süd musste ein umgekippter Wohnwagen geborgen werden. Über 100 Aktive aller neun Neusser Löschzüge standen im Kampf gegen die Folgen des Orkans.

Die Sondereinsatzgruppe (SEG) "Leitung und Logistik" übernahm die Koordination mit der Leitstelle. Unterstützt wurde die Wehr durch das Technische Hilfswerk, das der Lage mit 30 Mitarbeitern, vier Fahrzeugen und einem Kran Herr zu werden versuchte. Die Polizei war über 200 Mal unterwegs. "Anlässe waren Bäume und Äste, die auf Fahrbahnen gefallen waren. Daneben wurden Garten- und Bauzäune sowie Baustellen-Schilder auf die Straßen gewirbelt", hieß es. Durch auf Gleise und Leitungen gestürzte Bäume zog "Jeanette" auch die Bahn in Mitleidenschaft.

Bestes Beispiel: Von der Brauns-Mühle in Büttgen, die gerade restauriert wird, riss der Sturm das provisorische Dach herunter. Es durchtrennte die Oberleitung der Linie S.8 und landete teilweise auf der Bahntrasse. Die Feuerwehr der Stadt Kaarst unter Leitung von Herbert Palmen hatte über 50 Einsätze zu verzeichnen. Für Aufregung sorgten die vom Sturm aufgeklappte Dachkuppel eines Holzbüttgener Sportcenters, ein umgestürztes Gerüst sowie eine 200 Quadratmeter große Dachfläche, die sich von einem Hochhaus an der Roseggerstraße gelöst hatte.

Knapp 50 Einsatzkräfte waren mit elf Fahrzeugen unterwegs. "Abdeckte Dächer, abgeknickte Bäume, lose Profilblech-Verkleidungen - die ganze Palette" meldete Grevenbroichs Stadtbrandmeister Peter Schlangen. Kurz: "100 Einsätze, 100 Aktive und kein Ende in Sicht." 106 Helfer waren in Korschenbroich vonnöten, wie Stadtbrandmeister Hermann Knappen zu Protokoll gab. "Gott sei Dank gab es keinen Personenschaden", so der Chef der Wehr. Über 60 Mal rückte seine Truppe aus. Drei Straßen mussten gesperrt werden: am Schloss Myllendonk lagen dicke Bäume auf der Fahrbahn, am Engbrück und auf der Straße Am alten Rathaus in Glehn machten heruntergefallene Dachziegel ein Passieren unmöglich.

In Dormagen waren 124 Männer und Frauen mit von der Partie, als es die Schäden zu beseitigen galt. Der stellvertretende Stadtbrandmeister Werner Rieck zählte eine Fülle von Schäden auf: "Motorroller, Gebäude und Autos durch umgestürzte Bäume beschädigt, Stromleitungen zerrissen, Plakatwände umgekippt, Ampel abgerissen." An einem Baumarkt hatten sich hölzerne Gartenhäuser gelöst und drohten auf Bahngleise geweht zu werden.

"Jeanette" machte auch Dormagens verkaufsoffenem Sonntag einen Strich durch die Rechnung. Die Fußgängerzone musste teilweise wegen nicht mehr standfester Bäume gesperrt werden. Auf Schloss Dyck ist die große Abschlussveranstaltung der Landesgartenschau im wahrsten Sinn des Wortes vom Winde verweht worden. Auch einige Sportveranstaltungen fielen dem Unwetter zum Opfer.

(NGZ)
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