Neuss Japanische Professorin forscht an Musikschule

Neuss · Atsuko Omi lehrt in Tokio Musikerziehung. Weil es in ihrem Land keine Musikschulen gibt, lässt sie sich von Neusser Projekten inspirieren.

 Musikwissenschaftlerin Atsuko Omi aus Tokio besuchte die musikalische Früherziehung der Musikschule Neuss - und dokumentierte das Erlebte.

Musikwissenschaftlerin Atsuko Omi aus Tokio besuchte die musikalische Früherziehung der Musikschule Neuss - und dokumentierte das Erlebte.

Foto: L. Berns

Helena, Leonard, Dalia, Helen und die anderen acht Vorschulkinder geben sich beim Singen, Klatschen und Spielen ganz besonders viel Mühe. Denn die Fünf- bis Sechsjährigen, die die Musikalische Früherziehung der Musikschule Neuss besuchen, haben hohen Besuch: Atsuko Omi, Professorin für Musikerziehung an der japanischen Kawamura Gakuen Women's University (KGWU) in Tokio, nimmt den Kursus heute unter die Lupe. "Für uns ist es eine besondere Ehre einer Professorin aus dem Ausland zu zeigen, was Kinder in diesem nach eineinhalb Jahren musikalischer Früherziehung bereits können", sagt Kursleiterin Liliana Rode.

Professorin Omi forscht international zu musikpädagogischen Themen und begutachtet immer wieder besondere Projekte persönlich, vor allem solche für jüngere Kinder. In Japan, sagt sie, gebe es weder städtische Musikschulen noch professionellen Musikunterricht in Schulen oder Kindergärten. "Lediglich große Firmen wie Yamaha oder Kawai geben privat Instrumentenunterricht", erzählt sie. Ein Instrument lernen können japanische Kinder auch an den Hochschulen des Landes. "Das ist aber oft teuer und die Qualität des Unterrichts sehr unterschiedlich. In Deutschland steht jedem Kind die Tür zur Musik sehr offen", sagt Atsuko Omi. Um angehenden japanischen Grundschullehrern und Erziehern die musikalische Früherziehung als Bindeglied zwischen Kindergarten und Grundschule näher zu bringen, filmt sie Elemente des Unterrichts von Liliana Rode.

Die Kinder tun alles, um die weitgereiste Delegation - mit von der Partie ist Dozentin Beni Inoshita - von ihrem musikalischen Können zu überzeugen. Mit kräftigen Stimmen wird gesungen, mit Elan geklatscht - und sogar den musiktheoretischen Teil, in dem die "Geheimzeichen" Taktstrich, Wiederholungszeichen, Schlussstrich und Pause vermittelt werden, meistern die Mädchen und Jungen beinahe ohne Ermüdungserscheinungen.

"Über unser Modellprojekts ,Jedem Kind seine Stimme´ auf unserer Internetseite ist die Professorin auf die Musikschule aufmerksam geworden", erzählt Musikschulleiter Reinhard Knoll. Omi schaute sich daher auch mehrere Stunden des JeKiSti-Projekts an der Martinus-Grundschule in Holzheim an. "Ich war beeindruckt von der Musikalität der Kinder. Das System Musikschulen und Grundschulen zu vernetzen, funktioniert sehr gut", lobt sie die Neusser Kooperation.

Abschließend begutachtete die Professorin mit Musikschulleiter Knoll in der Kita am Lessingplatz einen weiteren Meilenstein in der musikalischen Bildung von ganz kleinen Kindern, der seit Sommer 2014 in zwei Neusser Kindergärten erprobt wird - das Projekt Kita und Musikschule, bei dem ein Pädagoge der Musikschule mit Kindern, Eltern und Erziehern Musik intensiv erlebt. "Ich bin der Meinung, je früher man mit der musikalischen Erziehung anfängt, desto besser", sagt die Musikprofessorin. "Außerdem finde ich es wichtig, dass man, wie in Neuss, gemeinsam musiziert."

Wie das Kita- und Musikschule-Projekt gestartet ist, evaluieren die Beteiligten zwischen Ostern und dem Beginn der Sommerferien. "Dann wird darüber beraten, wie es weiter geht. Das bisherige Feedback ist allerdings großartig", erklärt Musikschulleiter Knoll vorab.

(NGZ)
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