Clemens-Sels-Museum Neuss Wo Bilder Geschichten erzählen
Neuss · Fünf Ausstellungen, die von den hauseigenen Mitarbeitern kuratiert werden, stehen auf dem Jahresprogramm des Clemens-Sels-Museums. Drei finden im Haus am Obertor statt, zwei im Feld-Haus auf der Raketenstation.
Das Bauhaus-Jahr hat im Clemens-Sels-Museum 2018 begonnen. Auch wenn die Geburtsstunde des Architektur-Stils erst in diesem Jahr 100 Jahre her ist – das Neusser Museum feiert ihn mit der bereits Mitte November 2018 gestarteten Ausstellung über die Künstler Heinrich Campendonk, Heinrich Nauen und Johan Thorn Prikker. Bis März, danach geht es kunsthistorisch wieder zur Jahrhundertwende zurück, denn die nächste große Schau stellt zwei Maler vor, von denen der eine auch in Neuss gewirkt hat. Überhaupt zeichnet es die Aktivitäten des Museums aus, dass sie enge Verbindungen zur Stadt knüpfen.
Haupthaus Die Schau „Erzählen in Bildern – Edward von Steinle und Leopold Bode“ (7. April bis 30. Juni) ist das Ergebnis einer Kooperation mit der Bayerischen Staatsgemäldesammlung München, die in ihrem Haus die Bilderwelt der Künstler aus der Sammlung Schack mit Motiven aus Sagen, Märchen und Dichtung schon gezeigt hat. Was den Vorteil hat, dass es schon jetzt den Katalog zu der Ausstellung gibt, und der Neusser Kurator Ulf Sölter die Chance bekam, Exponate aus dem Rheinland dazuzuholen. So fand er in der Gemeinde Grefrath die Entwürfe von Steinle für die Kirche St. Stephanus.
Um jede Menge „Süßkram“ geht es in der Ausstellung, die von Archäologe Carl Pause kuratiert wird. „Naschen in Neuss“ ist das Unterthema der Schau, die am 28. Juli beginnt und Schokolade und Co. in den Mittelpunkt stellt. „Novesia Goldnuss“ ist dabei ein Schlagwort, aber Pause verspricht noch viel mehr als die Zurschaustellung alter Schokotafel-Papieren oder Print-Modeln: eine kulturhistorische Zeitreise in eine Gesellschaft, in der sich viele den heute gängigen „Süßkram“ gar nicht leisten konnten. Erst mit Beginn der Industrialisierung, sagt er, setzte auch die „Demokratisierung der Süßigkeiten“ ein.
In der persönlichen Bekanntschaft von Uta Husmier-Schirlitz und der Sammlerin Tanya Rubinstein-Horowitz liegt der Ursprung der dritten Kunstausstellung des Jahres. „Wir haben schnell festgestellt, dass es unterschiedliche Perspektiven gibt, um über ein und dieselbe Kunst zu reden“, sagt die Museumschefin. Und so entstand die Ausstellung „Begegnungen. Die verbindende Sprache der Kunst“ (10. November bis 2. Februar), die 40 Paare (etwa Stillleben) aus der hauseigenen Sammlung und der Sammlung Jakov Rubinstein präsentiert.
Feld-Haus Seit das Feld-Haus, das Museum für Populäre Druckgrafik auf der Raketenstation, freien Eintritt gewährt, hat sich die Besucherzahl deutlich gesteigert. Vom 1. Oktober bis 31. Dezember wurden 624 gezählt – 1121 waren es im gesamten Jahr 2017. Um künftig auch das sogenannte Inselpublikum anzulocken, wird im Feld-Haus zum ersten Mal zeitgenössische Kunst präsentiert. Sie wird von Kuratorin Romina Friedemann ausschließlich mit Werken des vor 20 Jahren in Neuss gestorbenen Künstlers Josef Neuhaus aus der städtischen Sammlung „Kunst in Neuss“ zusammengestellt („Die Form wahren. Skulpturen von Josef Neuhaus“, 24. Februar bis 27. Oktober).
Die zweite Ausstellung im Feld-Haus fußt dann wieder auf der hauseigenen Sammlung. In „Aufbruch ins Land der Farben. Die Erfindung neuer Buchdruckverfahren im 19. Jahrhundert“ (24. November bis 29 März 2020) thematisiert Kurator Ulf Sölter die technische Revolution der bunten Bilder. Was bislang laut Sölter noch eine große Lücke war.
Vermittlung Mit Führungen in „leichter Sprache“, Integrationsprojekt sowie Theaterworkshop geht das Museum besondere Wege, um Besucher jeden Alters, jeder Herkunft und Beschaffenheit ins Haus zu holen. Dazu passt auch der Ratsentscheid, „Kinder, Jugendliche und junge Menschen bis 21 Jahre“ ohne Eintritt ins Museum zu lassen.