Verzeiflungstat eines Irakers Iraner in der Psychiatrie
Verzeiflungstat eines Irakers · Die Vermutung hat sich bestätigt: Ein abgelehnter Antrag auf Erteilung einer Arbeitserlaubnis war nach Darstellung der Polizei Auslöser der Verzweiflungstat vom Montagmittag, als ein 34-jähriger Iraner sich und seine Familie auf dem Markt selbst verbrennen wollte .
Diese Erkenntnis gewann die Kriminalpolizei im Umfeld des Asylbewerbers, der selbst noch nicht zum Tatablauf und seinen Motiven vernommen werden konnte. Er wurde nach Rücksprache mit einem Arzt und dem Ordnungsamt in eine psychiatrische Fachklinik eingewiesen. Gegen ihn wird wegen eines versuchten Tötungsdeliktes weiter ermittelt. Seine 33-jährige Frau und der gemeinsame achtjährige Sohn - wegen einer Namensverwechslung war zunächst von einer Tochter die Rede gewesen - konnten das Krankenhaus, in das sie vorsorglich eingeliefert worden waren, schon wenig später wieder verlassen.
Ihnen wurde durch den Opferschutzbeauftragten der Polizei psychologische Hilfe angeboten. Psychologische Hilfe hatte die Stadt auch dem 34-jährigen Mann, der seit dem Jahr 2001 in Neuss lebt, schon einmal offeriert. Das war, nachdem er einer Mitarbeiterin des Sozialamtes angedeutet hatte, im Falle einer Abschiebung in den Iran seine 2004 nachgeholte Familie durch Verbrennung auszulöschen. Diese Hilfe hatte er nicht angenommen, wirkte vielmehr zuletzt - nach Auskunft von Verwaltungssprecher Michael Kloppenburg - stabiler und ruhiger.
Deshalb, und weil eine Abschiebung des geduldeten Iraners aktuell überhaupt nicht zur Debatte stand, informierte die Sozialamtsmitarbeiterin zwar andere Behördenmitarbeiter, die in Kontakt zu dem Mann standen, aber nicht die Polizei. In seiner Akte beim Ausländeramt wiederum wurde kein Hinweis auf eine auch nur diffus gemachte Selbstmorddrohung festgehalten. Diese Dienststelle, bei der solche Aussagen nach Angaben der Verwaltung recht häufig vorkommen, hätte so etwas in jedem Fall registriert und den Mann in einem solchen Fall zur Überprüfung durch das Gesundheitsamt gemeldet. Kein Eintrag.
Kloppenburg: "Der Mann war vollkommen unauffällig." Und trotzdem muss es in ihm gegärt haben - bis die Situation am Montag eskalierte. "Da er offensichtlich seit längerer Zeit mit der Behandlung durch deutsche Behörden unzufrieden war", so der Polizeibericht, "fasste er den Entschluss sich, seine Frau und den gemeinsamen Sohn durch Selbstverbrennung umzubringen." Auslöser war die Nachricht von der abgelehnten Arbeitserlaubnis, die ihm nicht im Ausländeramt eröffnet wurde, sondern schon vorab durch eine Sozialarbeiterin mitgeteilt worden war.
Am Montagmorgen holte der Iraner aus seiner Wohnung an der Bergheimer Straße mit Benzin gefüllte Plastikflaschen, nahm seinen Sohn mit und forderte seine Frau über Handy auf, zum Neusser Markt zu kommen. Dort, so die Polizei, erregte er durch lautstarkes Reden die Aufmerksamkeit der Passanten, bevor er sich mit Benzin überschüttete und auch seine Familie damit bespritzte. Ein Passant, der ihn überwältigen und ihm ein Feuerzeug aus der Hand winden konnte, verhinderte Schlimmeres. -nau