Neuss Der Kampf für Gerechtigkeit ist ihr Job

Neuss · Heute ist der "Internationale Tag der Frau". In diesem Rahmen haben wir Katja Gisbertz besucht, die als Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Neuss tätig ist.

 Katja Gisbertz will als Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Neuss innerhalb der Verwaltung Geschlechtergerechtigkeit verwirklichen.

Katja Gisbertz will als Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Neuss innerhalb der Verwaltung Geschlechtergerechtigkeit verwirklichen.

Foto: woi

Ungerechtigkeit konnte sie schon als Kind nicht ausstehen. Insofern nur folgerichtig, dass Katja Gisbertz auch im Berufsleben für Gerechtigkeit kämpft: Als Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Neuss versucht sie, innerhalb der Verwaltung Geschlechtergerechtigkeit zu verwirklichen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowohl Frauen als auch Männern zu ermöglichen. Gemeinsam mit Bürgermeister Reiner Breuer hat sie einen Flyer mit zahlreichen Veranstaltungen rund um den Internationalen Frauentag, der heute unter dem Motto "Aus aller Frauen Länder" weltweit gefeiert wird, veröffentlicht.

"Ein Tag ist aber zu kurz für Unterhaltung, Info-Veranstaltungen, Aktionen und Kabarett", sagt Gisbertz. Deshalb werde rund um den "Frauenmonat März" ein buntes Programm geboten. Denn auch in der heutigen Zeit gebe es nach wie vor gesellschaftliche Probleme, die lediglich durch die Unterschiede der Geschlechter bedingt sind, so Gisbertz. So könne es nicht sein, dass Frauen Fortbildungen verwehrt würden, weil sie schwanger werden könnten. Oder dass Frauen in ihrer Karriere benachteiligt werden, wenn sie der Kinder wegen eine Zeit lang zu Hause geblieben sind und ihnen dadurch etwas Berufserfahrung fehle. Daher sei sie auch ein Fan der derzeit umstrittenen NRW-Frauenförderung im öffentlichen Dienst. Das Gesetz schreibe ja eine "im Wesentlichen gleiche Eignung" vor, erklärt Gisbertz. "Im Grundsatz gilt die Bestenauslese."

Die 36-Jährige weiß aus persönlicher Erfahrung, wie wichtig flexible Arbeitszeitmodelle sind, um Beruf und Familie vereinbaren zu können. Vor sechs Monaten wurde sie erstmals Mutter, arbeitet seitdem in Teilzeit auf 30-Stunden-Basis, davon zwei Tage im Rathaus und zwei Tage im Home Office. Auch ihr Mann arbeitet derzeit in Teilzeit.

"Im Rathaus versuchen wir alles, um den Mitarbeitern flexible Arbeitszeitmodelle zu ermöglichen", so Gisbertz. "Wichtig ist dabei: Der Servicegedanke der Stadt darf darunter nicht leiden." Das sei nicht ganz leicht, das zu erreichen. "Aber einfach kann jeder", gibt sich die Beamtin kämpferisch.

Und das Kämpfen beherrscht sie. Direkt nach ihrem Abitur am Gymnasium Knechtsteden startete sie ihre Ausbildung zur Stadtinspektorin in der städtischen Verwaltung. Bereits ab 2003 war sie in der Jugend- und Auszubildendenvertretung und in der Komba-Gewerkschaft aktiv. Als sie dafür mit 27 Jahren zu alt wurde, "kam der Personalrat auf mich zu". Von 2008 bis 2015 arbeitete sie als stellvertretende Personalratsvorsitzende und war von ihrem bisherigen Job dafür freigestellt.

Als Christel Thissen, die 1984 als erste Gleichstellungsbeauftragte der Stadt begonnen hatte, 2015 in Pension ging, bewarb sich Gisbertz als ihre Nachfolgerin. "Sie hat mir alle Wege bereitet." Als Gleichstellungsbeauftragte darf Gisbertz laut Gesetz nur beratend tätig sein. Ein Klagerecht hat sie nicht. Sollte es mal zu wesentlichen Unstimmigkeiten kommen, könnte sie einen solchen Dissens im Rat vorbringen. "Aber dieses scharfe Schwert musste ich noch nie ziehen", sagt sie. Grundsätzlich gelte für ihre Tätigkeit aber: "Ich komme nicht, wenn's schön ist, sondern wenn's schwierig wird."

(BroerB)
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