Neuss Internationale Schule meldet Insolvenz an

Neuss · Die Internationale Schule am Rhein, kurz ISR, hat Dienstag überraschend Insolvenz angemeldet. Die Privatschule, die als Unternehmen geführt wird, kann ihre Mietzahlungen nicht mehr leisten. Der Schulbetrieb geht aber weiter.

 Die finanziellen Probleme der Internationalen Schule am Rhein begannen mit dem Neubauprojekt aus dem Jahr 2007. Das Gelände befindet sich am Konrad-Adenauer-Ring.

Die finanziellen Probleme der Internationalen Schule am Rhein begannen mit dem Neubauprojekt aus dem Jahr 2007. Das Gelände befindet sich am Konrad-Adenauer-Ring.

Foto: Lothar Berns

Sie gilt als Neusser Prestigeprojekt und hat in diesem Jahr voller Stolz ihr zehnjähriges Bestehen gefeiert: Die Internationale Schule am Rhein (ISR). Nun ist das Aushängeschild ernsthaft gefährdet — Dienstag hat die als Unternehmen geführte Privatschule beim Amtsgericht Düsseldorf Insolvenz angemeldet.

"Für uns ist es eine riesengroße Enttäuschung", sagt Aufsichtsratsvorsitzender Wilhelm Fuchs, der sich von Beginn an ehrenamtlich für die ISR engagiert. Ähnlich äußerte sich der Geschäftsführer der Privatschule, Thomas Uhling. Er kündigte an, der Schulbetrieb werde weitergehen, und zwar zunächst bis zu den Sommerferien. Gemeinsam mit dem Düsseldorfer Insolvenzverwalter Georg Kreplin werde man nach Lösungen suchen, die Schule zu retten.

Geplagt wird die Schule von hohen Mietkosten: 2007 war die ISR in einen Neubau gezogen, dessen Errichtung knapp 17 Millionen Euro gekostet hatte. Um diese Baukosten zu stemmen, hatten die Stadt, der Rhein-Kreis und die Privatschule ein kompliziertes Konstrukt ausgearbeitet: Kreis und Stadt gaben eine Anschubfinanzierung von jeweils 750 000 Euro und gründeten die "Schulgebäude am Stadtwald GmbH". Diese mietete den 11 000 Quadratmeter großen Komplex von einem Investor, um sie an die ISR unterzuvermieten.

Das hatte zweierlei Gründe: Über die neu gegründete GmbH konnten Stadt und Kreis als Gesellschafter für die Zahlungen der Schule bürgen. Zudem ermöglichte dieses Vorgehen der ISR, den Neubau über Mietzahlungen zu finanzieren. 100 000 Euro wurden pro Monat fällig.

Um das zu stemmen, war die ISR, die vor dem Umzug mit 240 Schülern im Neusser Hammfeld ansässig war, von steigenden Schülerzahlen ausgegangen. Dieses Ziel wurde auch erreicht: Derzeit besuchen 550 Jugendliche die ISR, davon 35 von Gebühren befreite Stipendiaten. Trotz dieser starken Steigerung blieb die Schule stets in den roten Zahlen. "Davon waren wir allerdings auch ausgegangen", erläutert Wilhelm Fuchs. Langfristig sollte die Schule Gewinne machen — und steckte sich dafür hohe Ziele in Form von weiter steigenden Schülerzahlen.

Denn nur so fließen Gelder in die Kasse der Privatschule: Zwischen 12 000 und 14 000 Euro kostet das jährliche Schulgeld. "Im vergangenen Jahr hatten wir über 70 Abgänge zu verzeichnen", erläutert Fuchs. Zwar kamen rund 50 Neuanmeldungen zustande, was für die Schule ein durchaus guter Wert ist. Geplant hatte die Geschäftsleitung jedoch wie in den Vorjahren mit einer Steigerung der Schülerzahlen um 40 Kinder. "Das hat ein Riesenloch gerissen", sagt Fuchs.

Die ISR bat die Stadt um Hilfe. Ziel sei es gewesen, in einem Zeitraum von zwei Jahren die Mietzahlungen zu verringern, erläutert Fuchs. Doch der Bürgermeister wiegelte ab. "Die ISR ist ein privat geführtes Unternehmen, das solide wirtschaften muss", sagte Herbert Napp gegenüber der NGZ. Zudem sehe der bei der Gründung der "Schulgebäude am Stadtwald GmbH" gefasste Gesellschafterbeschluss eine Stundung nicht vor. Die ISR habe keine Sicherheiten vorlegen können, dass es nach zwei Jahren mit ihrer Finanzlage wieder aufwärts gehe. "Wir sind kein Rettungsschirm", betonte Napp. Ein Entgegenkommen gegenüber der ISR könne nur der Rat beschließen.

(NGZ)
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