Neuss Integrationsrat nach erster Sitzung gespalten
Neuss · Mirnije Azizaij vom "Aktionsbündnis für globale Integration" ist neue Vorsitzende des Integrationsrates. Doch der Albanerin, die sich am Mittwoch in geheimer Wahl mit 11:6 Stimmen gegen Deniz Davarci von "Türk Berligi" durchsetzen konnte, ist nicht wohl in ihrer Haut. In einem am Donnerstag verbreiteten Brief an einige Mitglieder des Rates drückt sie ihre Sorge darüber aus, dass ein Mitglied des Rates von seinen türkischen Landsleuten bedroht werden könnte, dass es zu Handgreiflichkeiten kommt. Anlass: Er soll Wahlwerbung für sie gemacht haben.
In der Tat gehen die Wogen im türkischen Lager hoch. Denn Davarci errang mit seiner Liste fünf von elf Mandaten in dieser Interessenvertretung aller Ausländer in Neuss und hatte erwartet, dass seiner Liste der Vorsitz zufallen müsste. Als es nicht so kam, als außer seinen Leuten nur Erdal Altuntas von der Liste "Turkuaz" für ihn und ein Türke sogar gegen ihn votierte, verließ "Türk Birligi" unter Protesten die konstituierende Sitzung .
Ob die türkischen Vertreter wieder kommen, will Davarci in die Hand seiner Wähler in den türkischen Vereinen legen. Die will er befragen. Die Wahl am Mittwoch nennt der Erfttaler, der schon dem letzten Rat angehört hatte, eine Farce, spricht von einem manipulierten Ergebnis — "Da sind im Hintergrund Absprachen gelaufen" — und sieht seine Liste "bewusst ignoriert". Vor allem durch die sechs Stadtverordneten, die vom Rat in das Gremium entsandt wurden und bei der Wahl zum Vorstand die 49-jährige Albanerin Azizaj wählten. Die hofft nun, dass die türkische Liste weitermacht. Denn nur gemeinsam könne etwas bewegt werden, sagte sie.
Die Tür jedenfalls bleibt auf. Deshalb wurde mit Nikolaos Liountaroglou ("Internationaler Neusser Bund für Integration") nur ein stellvertretender Vorsitzender gewählt. Ein Posten blieb offen — aber nicht für immer. "Wenn sie das nächste Mal nicht da sind, werden die Posten vergeben", stellt Karin Kilb (CDU) klar.
