Neuss sucht einen Stammzellen-Spender Initiative „Alle für Martina“ sucht Lebenretter

Neuss · Typisierungsaktionen sind oft die letzte Chance von Menschen mit Leukämie, diesen Blutkrebs zu besiegen. Doch Corona schränkt die Kampagnemöglichkeiten ein. Trotzdem will es ein Netzwerk in Neuss versuchen. Ihr Anliegen: „Alle für Martina“.

 Martina lebt mit Ehemann Thomas im Neusser Süden und ist an Leukämie erkrankt. Um ihr zu helfen, wurde unter dem Slogan „Alle für Martina“ eine Kampagne gestartet, damit sich ein Stammzellen-Spender gefunden wird.

Martina lebt mit Ehemann Thomas im Neusser Süden und ist an Leukämie erkrankt. Um ihr zu helfen, wurde unter dem Slogan „Alle für Martina“ eine Kampagne gestartet, damit sich ein Stammzellen-Spender gefunden wird.

Foto: Familie

Ein kurzer Abstrich kann lebensrettend sein. Der Aufruf „Alle für Martina“ zieht durch verschiedene Neusser Communities seine Kreis und wird in den sozialen Netzwerken verbreitet. Hinter der Aktion steht ein ernster Anlass: Die Leukämie-Erkrankung einer lebenslustigen Neusserin. Um ihr Leben zu retten, wird dringend ein passender Knochenmarkspender gesucht. Wichtigster Schritt bei dieser Suche sind möglichst viele Menschen, die bereit sind, sich typisieren zu lassen. Denn nur so lässt sich ein lebensrettender Spender finden.

Für Schulleiter Stefan Kremer vom Gymnasium Norf war es gar keine Frage, sich am Aufruf zur Typisierung zu beteiligen. „Wir pflegen seit vielen Jahren eine Kooperation mit der DKMS, der deutschen Knochenmarkspenderdatei“, erklärt er. Regelmäßig werde das Thema in der Oberstufe aufgegriffen, würden Eltern und die älteren Schüler angesprochen, sich registrieren zu lassen.

Typisierungsaktionen vor Ort sind derzeit wegen der Corona-Pandemie nicht möglich, aber jeder kann mit wenigen Schritten tätig werden. Bei der DKMS gibt es eine Informationsseite zum Aufruf „Alle für Martina“. Auf der Seite beantwortet man einige wenige Fragen zum eigenen Gesundheitszustand –  und wenn man zwischen 17 und 55 Jahre alt und gesund ist, bekommt man ein Testset nach Hause geschickt. Das weitere Procedere ähnelt stark den derzeit bekannten Selbsttests. Mit einem Wattestäbchen wird ein Abstrich in der Mundschleimhaut genommen und dieser zurückgeschickt. Dann können die erforderlichen Merkmale bestimmt und ein möglicher Spender für Martina oder einen anderen an Leukämie erkrankten ermittelt werden. Wer sich nicht selbst typisieren lassen kann, hat die Möglichkeit, die Aktion finanziell zu unterstützen, denn die DKMS lebt wesentlich von Spendengeldern.

Der Aufruf wird seit einiger Zeit in verschiedenen Netzwerken geteilt. Stefan Kremer wurde aufmerksam, da die betroffene Martina im Golfclub Hummelbachaue aktiv ist, in dem er auch selbst den Schläger schwingt. Sie wird als lebenslustige Frau und Mutter beschrieben, die gern im Grünen aktiv ist, sei es auf dem Golfplatz oder im eigenen Garten. Als Kremer von der schweren Diagnose hörte, sagte er gern seine Unterstützung zu. Per Mail verbreitete er den Aufruf unter den Eltern seiner Schule, ähnliche Wege beschritten auch der Golfclub Hummelbachaue und die Reuschenberger Bürger-Schützen unter ihrem Präsidenten Daniel Schillings. Schon mehr als 200 Personen sind dem Aufruf bislang gefolgt und haben ein Testset angefordert.

Mit der Typisierung kann jeder einen Beitrag leisten, um erkrankten eine Chance auf Genesung zu geben, denn nur rund 30 Prozent der Betroffenen können einen passenden Spender innerhalb der Familie finden. Gesucht wird ein genetischer Zwilling. Die Daten in der Datei liefern erste Hinweise, gibt es hier einen Treffer, folgen weitere Untersuchung und möglichst eine Entnahme. Diese erfolgt nur bei rund zehn Prozent der Spenden direkt aus dem Knochenmark, in den meisten Fällen werden die Stammzellen aus dem Blut gewonnen. Die Transfusion ist für Betroffene oftmals die letzte Chance, die Krankheit zu besiegen.

Dessen ist sich auch Stefan Kremer bewusst. Er will auch die Eltern der jüngeren Schüler ansprochen, damit sich möglichst viele für eine Typisierung entscheiden. „Wir haben schon viele erreicht, aber jedes Jahr kommen neue Eltern an die Schule und die Chance wollen wir nutzen“, erklärt Kremer. Den Impuls für die Kooperation mit der DKMS gab vor rund zehn Jahren ein konkreter Fall: Ein Familienangehöriger eines Kollegium-Mitglieds war erkrankt. Unter den Typisierten wurde auch ein Spender identifiziert. Das motiviere, weiterzumachen, sagt Kremer. 

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