Blumensamen statt Zigaretten in Neuss Ein Automat, der Insekten glücklich macht

Neuss · Jeder kann etwas gegen das Insektensterben tun. Davon ist der Landschaftsgärtner Marius van der Zee überzeugt. Er hat dabei einen Weg gefunden, wie jeder Blumenfreund zum Samenspender werden kann.

 Daumen hoch für ihr neues Projekt (v.r.): Marius van der Zee und Tobias Gillessen.

Daumen hoch für ihr neues Projekt (v.r.): Marius van der Zee und Tobias Gillessen.

Foto: Simon Janßen

Wer auf der Viersener Straße unterwegs ist, wird seit rund einer Woche von Biene Maja angelächelt. Genauer gesagt von einer mit Pinsel und Farbe erstellten Version der beliebten Zeichentrick-Figur, die auf einem Kasten zu sehen ist, der in Neuss wohl ein Alleinstellungsmerkmal genießt. Denn bei dem „Kasten“ handelt es sich um einen Automaten, der nach seiner Ausmusterung eine neue – und auch wertvollere – Aufgabe bekommen hat. Wurde er vor einigen Jahren noch regelmäßig mit Zigaretten befüllt, befinden sich jetzt darin kleine Samen-Päckchen für Blumenwiesen, die zum Preis von einem Euro „gezogen“ werden können.

 Das Ein-Euro-Stück kommt in den Einwurf-Schlitz.

Das Ein-Euro-Stück kommt in den Einwurf-Schlitz.

Foto: Simon Janßen

Der Automat hängt am Zaun von Marius van der Zee, der seit 2014 an der Viersener Straße nahe dem Jröne Meerke einen Betrieb für Garten- und Landschaftsbau führt. „Den Automaten habe ich bei Ebay gekauft“, sagt der 32-Jährige, der jedoch einige Arbeitsstunden investieren musste, bevor er den bunten Kasten platzieren konnte.

 Am Ausgabe-Schacht ist kräftiges Ziehen gefragt.

Am Ausgabe-Schacht ist kräftiges Ziehen gefragt.

Foto: Simon Janßen

Spaziergänger, Fußgänger und Co. haben nun die Wahl zwischen drei verschiedenen Samen-Variationen. Neben einer bunten Blumenmischung, die für 15 Quadratmeter reicht, gibt es zudem die Sorten „Blaue Lupine“ (zehn Quadratmeter) und Phacelia (20 Quadratmeter) zu ziehen. Letztere ist nach Angaben von van der Zee „besonders anziehend für verschiedene Bienenarten“. Durch diese Aussage wird bereits deutlich: Der Neusser fördert das Anlegen von Blumenwiesen nicht nur, weil sie schön aussehen, sondern auch wegen anderer Vorteile. Sowohl der Blumensaum als auch die Blumenwiese brauchen nämlich nur wenig Pflege, sobald die Samen gekeimt und die Pflanzen herangewachsen sind. Außerdem sind sie sehr insektenfreundlich. Denn: In Gärten, die zu „aufgeräumt“ sind, finden Tiere kaum Nahrung und Nistmöglichkeiten. „Die Blumenwiesen wirken sich positiv auf die Biodiversität aus“, sagt van der Zee fachmännisch. Dabei handelt es sich um einen Bewertungsmaßstab für die Fülle unterschiedlichen Lebens in einem bestimmten Landschaftsraum.

 Die Samen sind in einem Päckchen aus Pappe verpackt.

Die Samen sind in einem Päckchen aus Pappe verpackt.

Foto: Simon Janßen

Auch der Naturschutzbund (Nabu) animiert Bürger regelmäßig, Wildblumenwiesen anzulegen. Sein Tipp: Nachdem der Platz für das neue Schmuckstück gewählt ist, sollte die Größe der Fläche gemessen werden. Denn von der Fläche hängt ab, wieviel Saatgut besorgt werden muss. Wichtig bei der Wahl der Samen sei, dass es sich um regionales Saatgut heimischer Pflanzen handelt.

Bei dem einen Automaten soll es laut Marius van der Zee aber nicht bleiben. Denn er hat bei dem Online-Auktionshaus noch zwei weitere Exemplare erstanden, die nun ebenfalls umgebaut werden sollen. Kleiner Schmunzler am Rande: Der 32-Jährige hat auf seinem bunten Kasten die Chance zu einem zweideutigen Wortspiel genutzt. So befindet sich an der Seite des Automaten die Aufschrift „Samenspender“.

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