Neuss In der "Rathauskantine" brummt die Neusser Politik

Neuss · Großer Beifall für das Kabarettformat des TaS

 Wieder alles in Ordnung: Simone Strack, Herr Kabuffke, Jupp Schwaderath und Alfred Sülheim (v.l.) in der "Rathauskantine".

Wieder alles in Ordnung: Simone Strack, Herr Kabuffke, Jupp Schwaderath und Alfred Sülheim (v.l.) in der "Rathauskantine".

Foto: Monique Latour

Der Getränkeautomat ist schon mal gut gefüllt. Mit Cola, Altbier und Schokoriegel. Nervennahrung halt. Die braucht es auch. Denn Herr Kabuffke kommt. Der "Darth Vader der Bilanzen", wie Simone Strack etwas panisch dem Stadtarchivar Alfred Sülheim mitteilt, ein Rechnungsprüfer, der schon bei einem früheren Besuch der Rathauskantine für reichlich Unruhe gesorgt hat. Und nun kommt er ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem jeder Rathaus-Mitarbeiter damit rechnen muss, auf der Abschussliste zu stehen. Immerhin muss Neuss 20 Millionen Euro einsparen. Auf Dauer.

Die Finanzsituation der Stadt kann gar nicht außen vor bleiben bei einem Kabarettformat, das sich als lokal begreift und als solches auch etabliert ist. Und so brummt die "Rathauskantine" im Theater am Schlachthof (TaS) mit der aktuellen Produktion "Verlorene Eier im Glashaus" geradezu vor Anspielungen auf die Neusser Politik. Das schließt natürlich auch die Ideenvielfalt der kommunalen Politköpfe ein. "Citytrees!!" Sülheim alias Jens Spörckmann kann das Wort kaum so ausspeien, wie es ihn fassungslos macht: Wände aus Moos, die Feinstaub filtern. Wieder nur Kosmetik, schimpft er: "Da hätte man statt des Rauchverbots auch überall Dunstabzugshauben installieren müssen!"

Aber nicht nur Spörckmann reitet Soloattacken, auch Dennis Prang als etwas schlicht gestrickter "Facility Manager" (Hausmeister) Jupp Schwaderath und Stefanie Otten als vom Karneval übrig gebliebene Penny Wise aus Amerika (ansonsten ist sie Controllerin Strack) tragen zu dieser gelungenen Mischung aus witziger Comedy und bösem Spott bei. Und ein Gast wie Jens Neutag fügt sich da bestens ein - vor allem, wenn er wie dieses Mal eine Rolle wie die des Herrn Kabuffke übernimmt, die ideal zur Rahmenhandlung passt. Er könnte gerne des Öfteren kommen. In seinen Soli kommt Neutag wie nebenbei vom Kleinen ins Große - etwa, wenn Bürger aus einer alten Papierfabrik lieber ein Museum als ein Flüchtlingsheim machen wollen - und den Slogan "Dürer statt Syrer" kreieren.

Zwei Stunden lang geht es Schlag auf Schlag. Mal gibt es was zum Lachen, mal zum Lächeln, mal zum Lachen mit Luftholen ob der Bissigkeit. Das Publikum beklatscht und feiert die "Rathauskantine" - vor und nach der Zugabe, die das Team zum ersten Mal überhaupt macht.

(hbm)
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