Mit überraschenden Personalvorschlägen geht die CDU morgen in ihre Aufstellungsversammlung. Geht es nach dem Willen des Vorstandes, dann endet mit den Kommunalwahlen unfreiwillig die Karriere einer Frau, die seit 1979 als "Mama Novesia" für das soziale Gesicht der Union steht: Die erneute Bewerbung von Angelika Quiring-Perl (67) fiel im CDU-Vorstand durch. Stattdessen ist ihr Herausforderer Willi Traut (73) offizieller Vorschlag für den Wahlkreis Reuschenberg-West. Traut hat sich als bürgernaher Organisator des erfolgreichen Reuschenberger Stammtisches einen Namen gemacht.

Auch in Augen des Parteivorsitzenden Jörg Geerlings hat es Überraschungen gegeben. Das letzte Wort habe aber die Mitgliederversammlung am Donnerstag: "Da tagt der Souverän." Es sei seine Aufgabe als Vorsitzender, für ein faires Verfahren zu sorgen: "Das werde ich tun." Als "nicht gut" bezeichnet Fraktionschefin Helga Koenemann das Vorstandsvotum. Mit der Schulausschussvorsitzenden Stephanie Wellens (62) und der langjährigen Vize-Bürgermeisterin Angelika Quiring-Perl seien zwei "bewährte Kräfte abgestraft" worden. Koenemann gewinnt aber der Situation durchaus Positives ab: "Die Partei lebt." Sie erwartet, dass die Mitglieder ihre eigene Meinung haben: "Ich weiß nicht, ob alle Voten halten."

Verlor Quiring-Perl gegen Traut, so musste sich Stephanie Wellens ebenso überraschend MIT-Geschäftsführer Stefan Arcularius (55) für den Wahlkreis Dreikönigenviertel/Pomona beugen. In Weißenberg erwischte es Sebastian Rosen (39), der seit 1999 dem Rat angehört. Er unterlag Dagmar Betz (55), die im Kolpingviertel wohnt. Um die CDU-Kandidatur in allen drei Wahlkreisen wird es morgen zu Kampfabstimmungen kommen.

Hatte Dagmar Betz mit ihrer Bewerbung Erfolg, so scheiterten andere Frauen bei ihrem Versuch, als offizieller Wahlkreis-Vorschlag in die Aufstellungsversammlung zu gehen. Schulexpertin Bernadette Thielen lag deutlich (4:15) hinter dem Vorsitzenden der CDU-Kreistagsfraktion, Dieter W. Welsink, bei der Besetzung des Wahlkreises Stadionviertel. Noch deutlicher mit 17:2 setzte sich Ratsherr Thomas Kaumanns für den Wahlkreis Hermannsplatz gegen Marion Lehmann durch. Bei der Aufstellung der Vorschlagsliste für den Kreistag scheiterte eine weitere Frau im CDU-Vorstand: Alexandra Tosun musste Stadtverbandsschatzmeister Jakob Beyen für den Wahlkreis Reuschenberg/Weckhoven den Vortritt lassen. Erstmals will die Neusser CDU einen türkischstämmigen Bewerber aufstellen: Yasar Calik soll im Barbaraviertel antreten, wo er auf Hakan Temel von der SPD treffen wird, der ebenfalls türkische Wurzeln besitzt.

Die Reserveliste der CDU soll nach Vorschlag des Vorstandes vom Parteichef Jörg Geerlings angeführt werden. Auf den Plätzen folgen Vize-Bürgermeister Thomas Nickel, Helga Koenemann, Heinz Sahnen und Elisabeth Heyers.