Neuss Im TaS brechen RAF und Staatsschutz die Idylle auf

Neuss · Vor einigen Tagen war er auf allen Fernsehkanälen zu sehen, der frühere Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer, als Gefangener der Rote Armee Fraktion. Vor 40 Jahren war er von fanatischen Terroristen ermordet worden, es herrschte Hysterie. Jetzt, vier Jahrzehnte später, hat Markus Andrae die Dramödie "Zoff am Jägerzaun", eine Kombination von Drama und Komödie, geschrieben, eine Dramödie "zwischen Rosenbeet und Rasterfahndung". Sie bricht die Aufregung um die RAF, wie sie in ganz Deutschland herrschte, auf eine beschauliche Stadt am Niederrhein runter und setzt noch einen drauf: Schauplatz ist nämlich ein Schrebergarten.

 Im Kleingarten der 70er gibt es "Zoff am Jägerzaun".

Im Kleingarten der 70er gibt es "Zoff am Jägerzaun".

Foto: Gebrüder Buttermann

Andrae, Jahrgang 1963, war damals 14 Jahre alt. Er erinnert sich noch an die Fahndungsplakate in der Bäckerei, aber auch an die Anfänge der Umweltbewegung. Und er sieht Parallelen zur Gegenwart wie etwa den Abbau von Bürgerrechten. Das alles wird unterschwellig mitschwingen, aber er streckt nicht mahnend den Zeigefinger raus. "Zoff am Jägerzaun" ist für Andrae eine Erinnerungsreise. Dazu gehört natürlich eine möglichst authentische 1970er-Jahre-Atmosphäre. Die Zuschauer können die Familie Wohls kennenlernen, die eigentlich den Kürbiswettbewerb gewinnen will und dann mit einem Problem größten politischen Ausmaßes konfrontiert wird: Susi Wohls (Franka von Werden), Studentin und Tochter der Schrebergärtner Gerhard (Tim Fleischer) und Karin Wohls (Karolin Stern), wird als RAF-Sympathisantin verdächtigt. Auch eine Staatsschützerin (Stefanie Otten) taucht in der kleinbürgerlichen Idylle auf. "Und auf einmal ist für die Kleingärtner Terror mehr als nur der eigene Kleinkrieg um überhängende Äste und das schönere Blumenbeet oder eine abstrakte Meldung in der Tagesschau", sagt Dennis Prang, beim Theater am Schlachthof zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Stefanie Otten hat sich bis jetzt vor allem als Regisseurin einen Namen gemacht, war aber auch in der "Rathauskantine" zu sehen. Prang hat eine gute Nachricht für alle, die jetzt neugierig geworden sind: "Es sind noch Karten zu haben, selbst für die Premiere am Freitag, den 15. September um 20 Uhr im Theater am Schlachthof an der Blücherstraße." Weitere Termine sind 17. September, 19 Uhr und 29. September, 20 Uhr.

(barni)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort