Interview Im Lukas werden mehr Kinder geboren

Neuss · Das städtische Lukaskrankenhaus legt seine Bilanz 2015 vor. Der Vorsitzende des Verwaltungsrates und der Geschäftsführer sprechen über Ergebnisverbesserungen, 1576 Geburten, höhere Bettenkapazität und die Zukunft der Krankenhäuser im Kreis.

 Ihr Weg mit dem "Lukas" führt aufwärts: Geschäftsführer Nicolas Krämer (l.) und Verwaltungsratschef Thomas Nickel freuen sich über gute Zahlen.

Ihr Weg mit dem "Lukas" führt aufwärts: Geschäftsführer Nicolas Krämer (l.) und Verwaltungsratschef Thomas Nickel freuen sich über gute Zahlen.

Foto: Berns, Lothar

Herr Nickel, die Städtischen Kliniken Neuss - Lukaskrankenhaus - GmbH und deren Tochtergesellschaften haben das Konzernergebnis um fast 31 Prozent gesteigert. Darf ein kommunales Unternehmen der Daseinsvorsorge eigentlich Gewinn machen?

Thomas Nickel Wir sind nachhaltig erfolgreich. Das ist wichtig. Eine Ergebnisverbesserung um 30,7 Prozent hört sich gewaltig an, in absoluten Zahlen bewegen wir uns aber im bescheidenen Rahmen. Wir haben einen Überschuss von 1,9 Millionen Euro erzielt. Den dürfen wir bei einem Umsatz von 131 Millionen Euro machen, ja, den müssen wir machen, um unsere Kapitaldienste bedienen zu können und um medizinisch und baulich auf dem neuesten Stand zu bleiben. Derzeit bauen wir für sechs Millionen Euro eine neue, hochmoderne Geriatrie-Station. Nicolas Krämer Jeder Euro, den wir erwirtschaften, verbleibt im Unternehmen. Kommunale Unternehmen dürfen und sollten schwarze Zahlen schreiben, um ihrem Träger nicht auf der Tasche zu liegen. Viele Krankenhäuser haben ein Problem in Hinblick sowohl auf Wirtschaftlichkeit wie auf Liquidität. Wir konnten zuletzt beides deutlich verbessern. In den vergangenen beiden Jahren waren wir nicht mehr von städtischen Liquiditätshilfen abhängig, so dass wir den Kommunalhaushalt nicht belastet haben.

Herr Krämer, Sie weisen im Geschäftsbericht 2015 einen Überschuss für den Sozialkonzern "Lukas" aus. Sind alle Teilbereiche in schwarzen Zahlen?

Krämer Die "Lukas"-GmbH selbst erwirtschaftet einen Überschuss von 1,4 Millionen Euro. Damit setzen wir die Reihe der positiven Ergebnisse im 26. Jahr fort. Die Rheintor Klinik steuerte 460.000 Euro bei und das Pflegeheim Herz-Jesu 111.000 Euro. Unsere neun unter dem Namen Lukita in einer GmbH gebündelten Kindertagesstätten haben ihr Defizit um mehr als eine halbe Million Euro auf rund 400.000 Euro halbiert - auch das ist auch ein starker Beitrag zum erfolgreichen Ergebnis.

Das Land Nordrhein-Westfalen will jedes zehnte Bett abbauen lassen. Das "Lukas" vergrößert sich um 19 auf 537 Betten. Wie geht das gegen den Trend?

Nickel Wir investieren seit Jahren beständig in eine moderne Ausstattung und hochwertige Infrastruktur. Diese Rahmenbedingungen machen es möglich, dass wir renommierte Ärzte ans "Lukas" holen können, und diese Qualitätsmedizin ist für viele Patienten letztlich wiederum ausschlaggebend, sich unserem Krankenhaus anzuvertrauen. Das Land und die Bezirksregierung sehen das, sehen auch die große Nachfrage und bewilligen uns sogar gegen den Trend mehr Betten. KrämerEntscheidend ist auch die Qualität der Prozesse. Im Focus-Ranking, dem größten Krankenhausvergleich in Deutschland, erreichte das Lukaskrankenhaus zum dritten Mal einen Platz unter den Top 100 Kliniken, gehört in Nordrhein-Westfalen zu den führenden Kliniken und folgt mit dem 14. Platz direkt den großen Universitätskliniken.

Ist der Zuwachs nicht in erster Linie darin begründet, dass am "Lukas" eine Geriatrie errichtet wurde?

Krämer Nachdem im April 2015 eine erste Geriatrie-Station eröffnet wurde, folgte im Februar eine geriatrische Tagesklinik mit zehn Betten. Unsere Leistungserweiterung gründet also auf der Geriatrie, aber zum Beispiel auch auf der Geburtshilfe. Mit 1576 Geburten verzeichnete das Lukaskrankenhaus das beste Ergebnis seit 1963. Im Vergleich zum Vorjahr kamen im "Lukas" zwölf Prozent mehr Kinder zur Welt, während die Geburtenrate in NRW nur um vier Prozent stieg. Mit der Modernisierung unserer Strahlentherapie haben wir auch unseren onkologischen Schwerpunkt ausgebaut. Allein hier haben wir bei laufendem Betrieb sechs Millionen Euro in eine neue Bunkeranlage und einen neuen Linearbeschleuniger investiert. Alle sprechen von einer vertieften Zusammenarbeit des Lukaskrankenhauses mit den Rhein-Kreis Kliniken - sie aber gehen in der Herzmedizin eine Kooperation mit der privaten Helios-Klinik in Krefeld ein. Wie passt das alles zusammen? Nickel Dank Professor Haude und seinem Team wurde unsere Kardiologie als eine der ersten Kliniken in Deutschland als TAVI-Zentrum zertifiziert. Um auch in Zukunft eine künstliche Herzklappe interventionell über einen Katheter von der Leiste bis ins Herz führen zu dürfen, ist nun die permanente Anwesenheit von Herzchirurgen zwingend vorgeschrieben. Wir haben aber keine Herzchirurgie im Kreisgebiet - was sollten wir machen? Da ist Helios eine sehr gute Lösung. Wir kooperieren, wo es Sinn gibt. So haben wir die Sterilisation von OP-Instrumenten für das Heerdter Dominikus-Krankenhaus übernommen.

In der Diskussion um die Zukunft der Krankenhauslandschaft im Rhein-Kreis Neuss halten Sie sich aber dennoch merklich zurück. Warum? Das "Lukas" ist doch ein starker Player in dem ganzen Szenario?

Nickel Wir sind nicht gefordert, haben uns aber Pläne für alle möglichen Szenarien zurecht gelegt. Wir sehen, dass die Rhein-Kreis Kliniken mit der Umwandlung der Rechtsform in eine GmbH nun ihre Chancen nutzen wollen. Wir pflegen seit Jahren erfolgreiche Kooperationen mit den Rhein-Kreis Kliniken in den Bereichen Labor, Pathologie und Krankenpflegeschule. Weitere Bereiche, in den wir besser kooperieren könnten, sehen wir durchaus. Krämer Das städtische Lukaskrankenhaus steht im Rahmen einer kommunalen Lösung als helfender Nachbar zur Verfügung. Viele Formen der Kooperation, beispielsweise eine Verbundlösung, kämen in Frage. Nehmen wir zum Beispiel die Fluggesellschaften, die sich zu einer Star Alliance zusammengeschlossen haben. Voraussetzung ist aber, dass das Lukaskrankenhaus sich nicht schlechter stellt und die soziale Verantwortung für die Mitarbeiterschaft gewahrt bleibt.

LUDGER BATEN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(NGZ)
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