Im Kinderbauernhof bleibt die Arbeit liegen Im Jubeljahr nur Rumpfprogramm

Im Kinderbauernhof bleibt die Arbeit liegen · Es war einmal ein Kinderbauernhof, der bot Arbeit für zwei Festangestellte, drei ABM-Kräfte, zwei Zivildienstleistende, einen Zeitarbeiter, zwei Pädagogen. Und die Toilettenfrau kam täglich. Märchenhaft. Die Arbeit ist noch da, doch das Personal ist verschwunden. Bis auf Rolf Baldes, der seit knapp zwei Wochen beinahe mutterseelenallein seinen Dienst auf dem Hof versieht. "Die Tiere zuerst", erklärt der 31-Jährige seine Arbeitseinteilung. "Was ich nicht schaffe, bleibt liegen." Da waren es nur noch zwei: Im Jubiläumsjahr des Kinderbauernhofes sind die Besucher oft unter sich. Rolf Baldes als einziger Angestellter ist schon mit der Versorgung der Tiere ausgelastet. Die Scheune und das Museum bleiben deshalb geschlossen, die Anlage verdreckt. Nicht nur Margret Keller, die ihn jetzt zum Teil vertreten muss, beklagt dies. NGZ-Foto: H. Jazyk

Es war einmal ein Kinderbauernhof, der bot Arbeit für zwei Festangestellte, drei ABM-Kräfte, zwei Zivildienstleistende, einen Zeitarbeiter, zwei Pädagogen. Und die Toilettenfrau kam täglich. Märchenhaft. Die Arbeit ist noch da, doch das Personal ist verschwunden. Bis auf Rolf Baldes, der seit knapp zwei Wochen beinahe mutterseelenallein seinen Dienst auf dem Hof versieht. "Die Tiere zuerst", erklärt der 31-Jährige seine Arbeitseinteilung. "Was ich nicht schaffe, bleibt liegen." Da waren es nur noch zwei: Im Jubiläumsjahr des Kinderbauernhofes sind die Besucher oft unter sich. Rolf Baldes als einziger Angestellter ist schon mit der Versorgung der Tiere ausgelastet. Die Scheune und das Museum bleiben deshalb geschlossen, die Anlage verdreckt. Nicht nur Margret Keller, die ihn jetzt zum Teil vertreten muss, beklagt dies. NGZ-Foto: H. Jazyk

Das ist eine Menge, und das sieht man. Schon Ende Januar wies ein Aushang an der Tür zur Ausstellung "Historische Spielzeuge, Pferd und Wagen" auf die prekäre Lage hin: "Da zurzeit Personal fehlt, kann der Betrieb des Kinderbauernhofes leider nur eingeschränkt abgewickelt werden." Diese Situation hat sich nicht verbessert, wie die Formulierung "zurzeit" vermuten lässt, sondern weiter verschlechtert. Denn im Januar hatte Baldes noch einen festangestellten Kollegen, wurden die Gehege und Grünanlagen noch von ABM-Kräften in Schuss gehalten, gab es noch Zivildienstleistende, die das Museum für Besucher offen hielten.

Sie alle sind weg, Ersatz gibt es nicht. Das Museum und auch das Natur- und Landschaftsschutzzentrum in der Scheune bleiben zu. "Dass wir noch mit Gruppen in die Scheune dürfen, ist eine Kulanzregelung", erklärt Claudia Holländer. Sie ist eine von fünf Frauen, die, nach Stunden bezahlt, Kurse oder Führungen für Gruppen anbieten. "Denen muss ich sagen, dass alles nur noch auf Sparflamme läuft", sagt Holländer, die oft früher auf den Hof kommt, erst die Scheune herrichten muss. "Dort wurde lange nicht sauber gemacht." Gegründet wurde der Kinderbauernhof, "um Kindern einen Einblick in das Leben auf dem Bauernhof zu geben".

So steht es auf der Internet-Seite des Hofes, so fasst auch Holländer die Aufgabe auf. Aber: "Die Arbeitsweise von Bauern erklären setzt Nähe zum Tier voraus", betont Holländer, die das ohne die Unterstützung von Rolf Baldes nicht leisten könnte. Der nimmt sich Zeit für die Gruppen und Schulklassen, die aus Köln, Leverkusen oder Krefeld anreisen. Wenn er Zeit hat. Denn die reicht nur für das Allernötigste. Den Tümpel säubern, die Wasserpumpe reparieren, den Bauerngarten in Schuss halten, Unkraut und Brennnesseln entlang der Wege und in den Gehegen runter schneiden, oder leere Volieren räumen - für all das fehlt ihm die Zeit. Füttern, tränken, misten binden einen Großteil seiner Kraft.

Hinzu kommen "Feuerwehreinsätze", wenn zum Beispiel die Ziegen den Ausbruch aus dem Gehege fast geschafft haben. Einen Zaun neu zu setzen, der zum Beispiel bei dem von Hühnern bevölkerten Gehege am Spielplatz nötig wäre, muss warten. Warten muss auch das Heu, das zwar gemacht und in die so genannte Spielscheune gebracht, dort aber nicht auf dem Heuboden eingelagert wurde. Dazu wären drei Mann nötig. Weil es die nicht mehr gibt, sind die auf dem Hof von Mitarbeitern gebauten Holzspielzeuge, ein kostenloses Angebot für jedermann, erst einmal unerreichbar. Das ärgert Margret Keller, die auf dem Hof wohnt und für die der Kinderbauernhof immer auch ein Angebot für die Bürger war, die "nicht gleich das Portemonnaie aufmachen können."

Ihr missfällt, dass gerade am Wochenende, wo im Vorjahr noch zwei Pädagogen auf dem Hof ansprechbar waren, die Besucher unter sich sind. "Wir sind jeden Tag da, von 7 bis 19 Uhr. Wo gibt es das sonst noch", formuliert sie positiv. Doch an die Adresse der Stadt richtet sie im Jubiläumsjahr des Hofes auch kritische Töne. "Fernsehsender bekommen ihr Werbegeld nach Zuschauerzahlen", sagt sie. Wenn nach gleichem Muster der Kinderbauernhof bezuschusst würde, sähe es dort angesichts ständig steigender Besucherzahlen auf zuletzt 120.000 anders aus. Statt dessen plagen Rolf Baldes Zukunftssorgen. "Wenn der mal kaputt ist", sagt er mit Blick auf seinen kleinen Traktor, "dann ziehe ich hier alles von Hand."

(NGZ)
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