Neuss Im Auftrag der Frau: Was Männer samstags tun

Neuss · Endlich Samstag, endlich Wochenende. Für Männer heißt das oft: Auto waschen, Heimwerken, Bier kaufen, aber auch die Sonne genießen.

 Thomas Schütz mit Sohn Lucas auf dem Wochenmarkt: Samstags ist Zeit für ein Vater-Sohn-Soloprogramm.

Thomas Schütz mit Sohn Lucas auf dem Wochenmarkt: Samstags ist Zeit für ein Vater-Sohn-Soloprogramm.

Foto: A. Woitschützke

"Samstags gehört Vati mir." Mit diesem Slogan warben Gewerkschaftler 1956 für die Fünf-Tage-Woche. Heute ist die längst Realität für die meisten Beschäftigten. Doch was fangen Männer mit dieser freien Zeit an?

 Thomas Bongartz in der Waschanlage: Samstags muss das Auto glänzen.

Thomas Bongartz in der Waschanlage: Samstags muss das Auto glänzen.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Lukas Leusch (19) hat es sehr eilig. In zehn Minuten ist er am Südpark mit Freunden verabredet. Doch erst muss er seine Einkäufe noch im Kofferraum verstauen. Zu spät kommen ist nicht drin, denn auf Leuschs Kofferrauminhalt ist der Tag aufgebaut. Zwei große und vier kleinere Party-Fässer — zusammen sind das 50 Liter Bier — wuchtet der 19-Jährige ins Auto. Dort stehen schon ein Sack Grillkohle, Tüten mit Broten, Steaks, Würstchen und — "ganz wichtig" — Mango-Curry-Sauce. "Das wird ein großer Spaß", sagt er voller Vorfreude. Leusch wird seinen Samstag auf der Freizeitanlage Südpark verbringen. Dort trifft sich sein Schützenlustzug "Vorzüglich" zur Königsermittlung. "Natürlich ohne Frauen", sagt Leusch und grinst.

 Lukas Leusch im Getränkemarkt: Samstags hat er Zeit für Freunde.

Lukas Leusch im Getränkemarkt: Samstags hat er Zeit für Freunde.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Auch Thomas Bongartz (48) verbringt seinen Samstagmorgen ohne Frau. Aber in ihrem Auftrag. Bongartz steht an seinem Auto und saugt den Innenraum. "Meine Frau hat mich losgeschickt", sagt er. Bongartz soll das Auto fit machen für den Urlaub. Am Dienstag geht´s nämlich an die Costa Brava. Wo die Sonne strahlt, soll auch das Auto glänzen. Also ist die erste Station die Waschstraße. Der 48-Jährige hat seine Familienkutsche mit der "Platin-Wäsche" verwöhnt. Selbst der Unterboden ist sauber und mit Extra-Schutz versehen. Auftrag ausgeführt. Einen weiteren hat er noch auf der Liste: Reiseproviant kaufen.

Heiner Sandmann (59) startet erst mittags ins Wochenende. Vorher musste der Tierarzt in seiner Praxis Dienst tun. "Jetzt habe ich mal ein wenig freie Zeit", sagt der 59-Jährige. Doch auf die faule Haut legen kommt gar nicht infrage. "Ich muss nichts machen, aber ich möchte", sagt er. Der Zaun muss mal wieder lasiert werden. Außerdem ist an der Gartenhütte die Dachpappe lose. Also ist Sandmann noch schnell in den Baumarkt gefahren und hat sich drei große blaue Pinsel und 140 Nägel gekauft. "Das ist ein totaler Ausgleich zu meiner normalen Arbeit", sagt er. "Danach koche ich meiner Frau und mir einen Kaffee." Ganz ohne Familie geht es eben doch nicht.

Auch nicht für Thomas Schütz (52). Zusammen mit Sohn Lucas (13) sitzt er vor dem Vogthaus bei Bier und Cola. Auf einem Stuhl liegen drei Einkaufstüten. "Bei uns ist es Tradition, dass wir am Samstagmorgen zusammen durch die Stadt gehen", sagt der 52-Jährige. Auf dem Wochenmarkt kaufe er dann frische Lebensmittel und Blumen. Sohn Lucas staube schon mal ein T-Shirt oder eine Hose ab. "Da kann ich meist nicht Nein sagen", gesteht Schütz. Auch sonst müsse man "immer irgendwas erledigen". Wenn das abgehakt ist, geht es ins Vogthaus, zusammen mit den Großeltern. Auch Lucas genießt das. "Es ist schön, den Papa mal für sich zu haben", sagt er, "wir haben oft viel Spaß". Der 13-Jährige kann heute also wirklich sagen: "Samstags gehört Vati mir."

(NGZ)
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