Neuss Im Alter unter Freunden

Neuss · PC-Treff, Kinonachmittag und Autorenkreis sind nur einige Angebote des Caritas-Netzwerks Neuss-Mitte. Seit zehn Jahren gibt es dieses Angebot für Senioren, das in dieser Zeit stark an Zulauf gewonnen hat.

 Herbert Haas (mitte) beim Boule-Treff des Caritas-Netzwerks Neuss-Mitte. Der 64-Jährige machte das erste Mal bei der Gruppe mit. Das Netzwerk ist in den vergangenen zehn Jahren beständig gewachsen.

Herbert Haas (mitte) beim Boule-Treff des Caritas-Netzwerks Neuss-Mitte. Der 64-Jährige machte das erste Mal bei der Gruppe mit. Das Netzwerk ist in den vergangenen zehn Jahren beständig gewachsen.

Foto: berns

Es ist kühl, aber doch sonnig an diesem Herbstmorgen auf dem Ascheplatz an der Obererft. Schon in der Früh ist einiges los, denn alle zwei Wochen wird dort Boule gespielt. Gruppenleiter Werner Wirtz fällt die Aufgabe zu, die Seniorengruppe zu bändigen, die sich dort regelmäßig trifft. Er bildet drei Gruppen, erst stehen dort zu viele, dann da zu wenige, doch schließlich passt es, das Spiel beginnt.

Der Boule-Treff gehört zum Angebot des Caritas-Netzwerks Neuss-Mitte. Vor sechs Jahren baute Rentner Werner Wirtz die Gruppe mit fünf Spielern auf, heute sind 22 dabei. "Ich möchte mich in die Gemeinschaft einbringen. Das Zusammensein ist eine schöne Sache", sagt der 74-Jährige, der regelmäßig neue Teilnehmer begrüßen kann. An diesem Morgen ist Herbert Haas das erste Mal dabei. Zu seinem 64. Geburtstag hat er ein Boule-Set geschenkt bekommen.

Im Internet suchte er nach Möglichkeiten zum Spielen. Fündig wurde er beim Caritas-Netzwerk Neuss-Mitte, das heute Nachmittag sein zehnjähriges Bestehen mit einem kleinen Festakt feiert.

In seiner Geburtsstunde nahm es sich die Ende der 90er Jahre entstandenen Düsseldorfer Netzwerke zum Vorbild. Rund 4000 Briefe wurden an in der Stadtmitte lebende Neusser zwischen 55 und 70 Jahre verschickt. Die zwei Informationsveranstaltungen besuchten jeweils knapp 100 Bürger. Vom ersten Tag an betreut Bettina Kasche für die Caritas das Netzwerk. Inzwischen hat sich der Sozialdienst in die zweite Reihe zurückgezogen. "Unsere Netzwerker sind sehr selbstständig.

Es sind schließlich alles gestandene Menschen", sagt Bettina Kasche. Rund 50 Ehrenamtler stehen in einer verantwortungsvollen Rolle und organisieren die Angebote selbstständig. Denksport, Singkreis, PC-Treff, Kinonachmittag, Autorenkreis, Kegeln, Kulturwerkstatt, Handwerksdienst — die Liste lässt sich noch fortführen. Bettina Kasche lädt regelmäßig zur Ideenwerkstatt ein, in der neue Gruppen entwickelt werden.

"Dass sich das Netzwerk so gut entwickelt, hätten wir zu Anfang nicht gedacht", sagt Kasche. Ihr Lieblingsbeispiel dafür ist das wöchentliche Netzwerkfrühstück: Schätzungsweise 24 000 Portionen wurden bei diesem regelmäßigen Treffen in den vergangenen zehn Jahren serviert.

Die Gruppen treffen sich verteilt in und rund um die Innenstadt. Auch das mache ein Netzwerk aus, so Bettina Kasche. Viele Netzwerker der ersten Stunde sind noch dabei, rund 300 Menschen finden in den Gruppen eine Beschäftigung und viele Freunde. "Es ist eine gute Medizin gegen die Vereinsamung", sagt Werner Wirtz vom Boule-Treff, bevor er wieder daran geht, in seiner Gruppe für Ordnung zu sorgen, damit das Spiel weitergehen kann.

(NGZ/rl)
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