Neusser Standort-Analyse der IHK Arbeitszahlen hui, Wohnangebot pfui

Neuss · In der Analyse der IHK für den Wirtschaftsstandort Neuss werden Stärken und Schwächen deutlich.

 Sprachen über den Wirtschaftstandort Neuss (v.l.): Christoph Napp-Saarbourg, Jürgen Steinmetz, Susanne Thywissen, Beate Kowollik, Christoph Buchbender und Reiner Breuer.

Sprachen über den Wirtschaftstandort Neuss (v.l.): Christoph Napp-Saarbourg, Jürgen Steinmetz, Susanne Thywissen, Beate Kowollik, Christoph Buchbender und Reiner Breuer.

Foto: Georg Salzburg(salz)

Die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein hat jetzt die Ergebnisse der Analyse des Wirtschaftsstandorts Neuss vorgestellt. Es ist insgesamt ein recht gutes, aber kein sonderlich herausragendes Ergebnis dabei herausgekommen. Bürgermeister Reiner Breuer erinnerte die Gesamtnote von 2,13 an seinen Notendurchschnitt beim Abitur. In diesem Fall ging die Notenskala aber nur bis vier.

Gregor Werkle ist so etwas wie der Chefvolkswirt der IHK Mittlerer Niederrhein. Er stellte Zahlen von 1999 mit denen von den neuesten Erhebungen gegenüber, machte deutlich, wo in Neuss die Stärken und Schwächen liegen. Besonders gut ist Neuss bei der Zahl der Beschäftigten: Von 100 Einwohnern haben 47 einen sozialversicherungspflichtigen Job – in NRW sind es im Schnitt 39. Von 1999 bis 2018 ist der Anteil in Neuss um 17 Prozent gestiegen. 4,1 Mal so viele Menschen wie in NRW arbeiten in Neuss in Papier- und Pappefabriken, der Maschinenbau hat dagegen an Bedeutung verloren.

Im Vergleich mit ähnlich großen Kommunen wie Moers, Paderborn, Siegen und Bergisch Gladbach kann sich Neuss ebenfalls sehen lassen, ohne die Konkurrenz zu deklassieren. „Bei der Kaufkraft bringt es Neuss in diesem Städtevergleich zur Silbermedaille“, erklärte Werkle und belegte das mit Zahlen: „In Neuss liegt die Kaufkraft pro Einwohner und Jahr bei 24.707 Euro, in Bergisch Gladbach sind es 27.897 Euro und in Nordrhein-Westfalen 23.111 Euro.“

Herzstück der Analyse ist eine Befragung, an der sich 300 Neusser Unternehmen beteiligten. Jürgen Steinmetz als IHK-Hauptgeschäftsführer hob einige Ergebnisse hervor: „Die harten Standortfaktoren wurden mit 1,96 benotet, das liegt über dem Durchschnitt, während die meisten Ergebnisse im Mittelfeld liegen.“ Handlungsbedarf sieht er beim Wohnungsangebot und den Grundstückspreisen, die mit 2,4 beziehungsweise 2,57 benotet worden waren. Kritisch gesehen wird auch die Parkplatzsituation. „Ein gutes Ergebnis, aber kein Grund zur Euphorie“, lautete die Gesamteinschätzung von Steinmetz. Die Verfügbarkeit von Gewerbeflächen und die Verbesserung der Parksituation seien die drängendsten Themen. Er warnte davor, mit der Wohnbebauung zu dicht an die Gewerbebetriebe zu rücken. Christoph Napp-Saarbourg, Vorsitzender der Zukunftsinitiative „Innenstadt Neuss“ hob die kurzen Wege lobend hervor und beklagte, dass das Niveau des Straßenbildes Richtung Hauptbahnhof nachlasse. „Für Wohlfühlatmosphäre brauchen wir Plätze mit Aufenthaltsqualität“, regte Susanne Thywissen (Live-/Unternehmenskommunikation) an und Christoph Buchbender, Vorstand der RheinLand Versicherungs AG, findet es gut, dass Neuss eine Industriestadt ist.

 Hafen Neuss Hafenbecken I 1 Hafenmole Schifffahrt Rheinschifffahrt Rhein

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Foto: Kirschstein, Frank

Bürgermeister Breuer erklärte folgendes: „Wir brauchen dringend weitere Gewerbeflächen, aber auch bezahlbaren Wohnraum.“ Das Erscheinungsbild der Innenstadt sei Chefsache, erste Erfolge seien bereits sichtbar.

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