Rhein-Kreis Neuss IHK fordert Ausbau des Rheins für große Schiffe

Rhein-Kreis Neuss · Größere Schiffe können nur bis Krefeld fahren. Auch das Land will einen Ausbau. Die Technik ist vorhanden. Entscheiden muss der Bund.

 Der Neusser Hafen könnte von einem Ausbau der Fahrrinne im Rhein über Krefeld hinaus bis Koblenz profitieren.

Der Neusser Hafen könnte von einem Ausbau der Fahrrinne im Rhein über Krefeld hinaus bis Koblenz profitieren.

Foto: Andreas Woitschützke

Verstopfte Autobahnen und ein in die Jahre gekommenes Eisenbahnnetz: Nach Meinung von Fachleuten läuft die Region Gefahr, infolge der maroden Infrastruktur verkehrstechnisch ins Abseits zu geraten. Das wiederum hätte aber auch negative Folgen für die Wirtschaft. Darum erhöht die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein nun abseits von Straße und Schiene einmal mehr den Druck. "Der Ausbau des Rheins für größere Schiffe ist dringend nötig", sagte jetzt IHK-Verkehrsexperte Bernd Neffgen.

Eine Forderung, mit der die Kammer beim NRW-Verkehrsministerium sprichwörtlich offene Türen einrennt. "Wir hoffen ebenfalls, dass die entsprechende Maßnahme im neuen Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wird", teilte ein Ministeriumssprecher auf Anfrage unserer Zeitung mit.

Tatsächlich wandte sich NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) bereits im November 2013 mit seinen Kollegen aus Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg sowie Bayern in einem Brief an den seinerzeitigen Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). Einziger Inhalt des Schreibens: Die Düsseldorfer Liste, in der 36 Infrastrukturprojekte aufgelistet sind, darunter auch die "Sicherstellung der Fahrrinnentiefe von 2,80 Meter auf dem Rhein stromaufwärts bis Koblenz".

Der Hintergrund: Bereits vor einigen Jahren wurde die Fahrrinne des Flusses zwischen der niederländischen Grenze und Krefeld von 2,50 auf 2,80 Meter ausgebaut. Dadurch ist es modernen mehrlagigen Containerschiffen, aber auch Küstenmotorschiffen möglich, bis Krefeld zu fahren.

Das Problem ist nur, dass dort für die größeren Kähne Endstation ist - mit Folgen für Häfen wie Neuss oder Dormagen. "Es macht einen Unterschied, ob Waren mit Schiffen mit einem Ladevolumen von 3000 Tonnen oder mit 1200-Tonnen-Kähnen angeliefert werden", sagte IHK-Mann Neffgen. So sei gerade Neuss mit seinen Ölmühlen auf einen großvolumigen Gütertransport zu Wasser angewiesen.

Allerdings: Ob und wann ein Ausbau des Rheins über Krefeld hinaus kommt, bleibt einstweilen unklar. Im Bundesverkehrsministerium, das inzwischen nicht mehr von Peter Ramsauer, sondern von dessen Parteifreund Alexander Dobrindt geführt wird, wollen sich die Verantwortlichen jedenfalls noch nicht in die Karten schauen lassen.

"Derzeit läuft die Aufstellung des Bundesverkehrswegeplans 2015", sagte jetzt eine Sprecherin. Und es werde an einem Konzept bis 2017 gearbeitet. Detaillierte Aussagen seien jedoch noch nicht möglich, zumal unter anderem "umweltschutzfachliche" Beurteilungen erfolgen müssten.

Dabei stünden zumindest letztere einer Fahrrinnen-Erweiterung im Rhein nicht mehr im Weg. Zwar war früher die "Kaiserswerther Schwelle", eine Felsformation im Fluss, ein Hindernis, das hätte gesprengt werden müssen. Doch inzwischen liegt in der für die Planung zuständigen Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes längst ein Konzept vor, das den Ausbau mit einer anderen Methode vorsieht.

So kann der Wasserspiegel mit langen "Wellenbrechern" angehoben werden. Und Maßnahmen im Zuge einer "Sohlenstabilisierung" sorgen dann dafür, dass der erreichte Stand bestehen bleibt und kein Geröll in Häfen geschwemmt wird. "Der Begriff Rheinvertiefung trifft damit nicht den Kern", sagte jetzt eine Sprecherin der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung. So wurde bereits der Ausbau zwischen der Grenze sowie Krefeld bewerkstelligt. Die Maßnahme dauerte acht Jahre und kostete 50,2 Millionen Euro.

(NGZ)
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