Petra Lazik leitet das Kommissariat Vorbeugung "Ich kann sehr hartnäckig sein"

Ihren ausgeprägten Gerechtigkeitssinn macht Petra Lazik dafür verantwortlich, dass sie heute da sitzt, wo sie sitzt. Zuerst wollte sie zwar Jura studieren, doch nach einem Gespräch mit einem Kriminalbeamten, der ihr einreden wollte, der Polizeiberuf sei überhaupt nichts für Frauen, war ihr Interesse geweckt.

Die damals 19-Jährige entschloss sich 1976 den elterlichen Weinberg bei Bad Kreuznach zu verlassen und sich um einen Studienplatz an der Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung/Zweig Kriminalpolizei in Wuppertal zu bewerben. Nach einem strengen Auswahlverfahren schließlich landete sie im Rheinland und schloss ihr Studium nach drei Jahren als Diplom-Verwaltungswirtin ab. 1979 verschlug es die junge Frau in den Kreis Neuss. In Meerbusch machte sie als Kriminalkommissarin zur Anstellung Bekanntschaft mit der hiesigen Kreispolizeibehörde.

Sie arbeitete dort im Bereich Jugendkriminalität. Auch Sexualdelikte fielen in ihr "Ressort". Als 1980 Tochter Christina geboren wurde, reduzierte Petra Lazik ihre Wochenarbeitszeit auf 20 Stunden. "Ich wollte Familie und Beruf möglichst gut unter einen Hut bringen", erklärt die Kriminalhauptkommissarin. Das wurde dann etwas schwieriger, als 1988 Tochter Charlotte auf die Welt kam. Doch auch das managte die engagierte Polizistin.

1985 wechselte sie nach Kaarst. Neun Jahre später kam sie zum neu geschaffenen Kommissariat Vorbeugung nach Neuss. "Das war eine Herausforderung für mich", erinnert sie sich genau. Denn schließlich mussten für diese "Abteilung" erst einmal entsprechende Aufgabenfelder "entworfen" werden. Und eins war ihr bei ihrer bisherigen Arbeit klar geworden: Bestimmte Gewaltverbrechen lassen sich vermeiden, wenn Aufklärung und Beratung vorausgehen. 1997 stockte Petra Lazik ihren 20-Stunden-Job auf 30 Stunden auf, 1998 wurden im Kommissariat Vorbeugung die Bereiche Verkehrssicherheitsberatung und Kriminalprävention zusammengefasst.

Und im vergangenen Jahr entschloss sich die Wahl-Kaarsterin nach reiflicher Überlegung, sich um die Leitung des Kommissariats zu bewerben. Trotz ihres 30-Stunden-Jobs setzte sie sich gegen zwei männliche Kollegen durch. Seit Mai 1999 nun ist sie "Chefin", ihr Mitarbeiterstab: 14 Männer. Vorträge, Schulprojekte, Elternabende, Informationsstände mit den Schwerpunkten Gewalt gegen Frauen und Kinder, Jugendkriminalität, Sucht und Drogen sowie Opferschutz, Schutz des Eigentums und Verkehrserziehung für Kinder und Jugendliche aller Altersstufen gehören unter anderem zu den Aufgaben der 15-köpfigen Crew.

"Wichtig ist, dass alle Kollegen auf eine mehrjährige Berufserfahrung in den jeweiligen Ermittlungs-Bereichen aufbauen können", informiert die Hauptkommissarin. Ziel sei es, frühzeitig zu informieren. Die Erfahrung zeigt aber, dass viele erst dann kommen, wenn bereits etwas passiert ist. "Früher hat man bei unserer Arbeit eher den restriktiven Ansatz vertreten", so Petra Lazik. "Das heißt, es wurde den Betroffenen erklärt, was sie besser alles nicht zu tun hatten. Heute dagegen geht man von der Fragestellung aus, wie man mit den Ängsten umgehen kann."

Sehr wichtig ist der 43-Jährigen auch die "Netzwerkarbeit", das heißt die Kooperation mit Einrichtungen, die mit ähnlichen Themen zu tun haben. Für Petra Lazik gibt es keine Aufgaben, die typisch weiblich oder typisch männlich sind. "Es kommt auf den einzelnen Menschen an. Ich versuche, die Stärken meiner Mitarbeiter zu fördern und sie so entsprechend einzusetzen", erklärt die Dienststellenleiterin. Dass sich ihr vor gut anderthalb Jahren die Möglichkeit bot, sich um eine leitende Stelle - "trotz des 30-Stunden-Jobs" - zu bewerben, bezeichnet Petra Lazik als glücklichen Zufall.

Vorwürfe, sie habe ihr Bestreben nur auf diese Stelle ausgerichtet, kommentiert sie: " Dieser Gedanke ist einfach typisch männlich." Mit Einfühlvermögen, aber auch mit Durchsetzungskraft versucht sie, aus ihren Mitarbeitern das Beste herauszuholen. Unterstützung bei ihrer stressigen Arbeit findet die 43-Jährige zu Hause bei Ehemann Peter und den beiden Töchtern. Die finden es ganz in Ordnung, dass die Mutter nicht ständig zu Hause ist.

Das haben sie vor einiger Zeit 'mal ein komplettes Jahr genossen. "Diese Zeit war wohl für alle die stressigste, die wir je erlebt haben", erinnert sich Petra Lazik lachend. Beim Skifahren, Radfahren und Wandern erholt sie sich am besten. Und über eins, meint sie, müsse sich jeder klar werden, der die Absicht hat, den Polizeiberuf zu ergreifen: "Es ist ein interessanter, aber harter Job. Denn man wird oft mit Dingen konfrontiert, die sehr belastend sind und einem wirklich nahe gehen." Anneli Goebels

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