Jan Weiler "Ich bin einfach nur ein stinknormaler Vater"

Neuss · Schriftsteller Jan Weiler liest heute Abend im AEF aus seinem Buch "Und ewig schläft das Pubertier". Wir haben vorab mit ihm gesprochen.

 Jan Weiler hat bereits drei Teile der Pubertier-Serie veröffentlicht, wovon der erste Teil verfilmt wurde.

Jan Weiler hat bereits drei Teile der Pubertier-Serie veröffentlicht, wovon der erste Teil verfilmt wurde.

Foto: Tibor Bozi

Liest man Ihre "Pubertier"-Bücher, hat man den Eindruck, dass Sie einen sehr persönlichen Einblick in Ihr Leben geben...

Jan Weiler Die Leute denken immer, ich schreibe von mir und meiner Familie, aber das mache ich gar nicht. Ich muss das alles erfinden. Die Pubertier-Geschichten sind immer allgemeingültig.

Waren Ihre Kinder und das Leben mit Ihnen denn ausschlaggebend für Ihre Geschichten?

Weiler Angefangen hat ja alles mit der Zeitungskolumne "Mein Leben als Mensch". Die Idee war, die Geschichte von meinem Buch "Maria, ihm schmeckt's nicht" weiterzuerzählen. In dem Zusammenhang habe ich mal den Begriff "Pubertier" erfunden. Das wurden dann irgendwann die populärsten Geschichten.

Holen Sie sich Inspiration bei Ihren Kindern und verwenden Erlebnisse in abgewandelter Form?

Weiler Die abgewandelte Form ist ausschlaggebend. Manchmal erzählen sie mir Geschichten, auch von Klassenkameraden, und dann schau ich, ob ich diese Geschichten den Figuren zuschreiben kann. Ich erzähle aber nie eins zu eins das, was meine Kinder erleben. Die haben ja auch Persönlichkeitsrechte, die ich achten muss. Da gibt es klare Grenzen. Es ist noch nie vorgekommen, dass sie irgendetwas, das ich geschrieben habe, nicht okay fanden, oder sich verraten gefühlt haben.

Werden Ihre Kinder ab und zu auf "ihre" Geschichten angesprochen?

Weiler Ach, nicht so konkret. Das berührt die in ihrem Alltag nicht so sehr. Das ist einfach die Arbeit von ihrem Ollen.

Hilft Ihnen das Schreiben über die Pubertät, besser mit ihr umzugehen?

Weiler Sollte man meinen, ist aber nicht so. Ich bin überhaupt nicht besser als andere Väter. Ich bin genauso inkonsequent und dann plötzlich zu autoritär und ich verstehe Dinge nicht. Also die Konflikte hat man auch, wenn man sich beruflich damit beschäftigt. Und das ist auch okay so, denn in der Pubertät müssen sich die Kinder auch mal an einem reiben. Das ist in das Prinzip Pubertät eingebaut.

Wie weit geht Ihre Recherche ?

Weiler Ach, gar nicht weit. Das wäre nicht hilfreich. Denn meine Arbeit ist nicht analytisch, sondern rein deskriptiv. Ich bin einfach nur ein stinknormaler Vater, der dieselben Fehler macht wie die anderen. Ich berichte darüber und versuche das alles so unterhaltsam zu beschreiben, dass die Leute hinterher sagen, das hat Spaß gemacht.

Und das sagen die Leute ziemlich oft. Sie haben mit der Thematik ins Schwarze getroffen. Geplant?

Weiler Nein, das kann man vorher nie wissen. Das hat sich alles so ergeben, wofür ich sehr dankbar bin. Da war Glück dabei, aber ich habe auch hart dafür gearbeitet.

Aber Schreiben wollten Sie schon immer?

Weiler Ich wollte als Junge Journalist oder Schriftsteller werden. Ichhabe dann daran festgehalten, vielleicht auch aus Fantasielosigkeit. Ich habe diesen Plan dann einfach nie mehr fallengelassen.

Sie waren als Werbetexter tätig, haben als Chefredakteur des SZ-Magazins gearbeitet. Angefangen haben Sie als freier Journalist in Meerbusch. Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie an diese Zeit denken?

Weiler Dass man immer Gegenwind hat, wenn man hier mit dem Fahrrad fährt und dass der Regen immer waagerecht kommt. Das ist meine prägendste Erinnerung an den Niederrhein.

DIE FRAGEN STELLTE CAROLIN SKIBA.

(NGZ)
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