Neuss Ibsen-Stück auf Frauen zugeschrieben

Neuss · Im Theater am Schlachthof wird ab Freitag das Drama "Der Volksfeind" von Henrik Ibsen gezeigt.

 Julia Jochmann spielt die Ärztin Thea Stockmann (l.) und Natascha Popov die Bürgermeisterin Pia Stockmann. i

Julia Jochmann spielt die Ärztin Thea Stockmann (l.) und Natascha Popov die Bürgermeisterin Pia Stockmann. i

Foto: J. Witkowsk

"Klüngel-Thriller" nennen Markus Andrae und Lillih Leinenweber die jüngste Produktion des Theaters am Schlachthof (TaS) - auch wenn sie aus dem Kanon der Klassiker kommt. Henrik Ibsens Stück "Der Volksfeind" stammt aus dem Jahr 1882, aber verhandelt Themen, die allgegenwertig sind: Welche Wahrheit ist die richtige? Wer hat Recht? Jeder sieht sich in selbigem und will es durchsetzen.

"Als ich mich vor einigen Monaten für das Stück entschied", sagt TaS-Chef Andrae, "geschah das aus dem Bauch heraus." Dass es heute, nach der Wahl von Donald Trump und seinen "Executive Orders", so aktuell werden könnte, macht ihm fast schon Angst. Für das TaS ist es natürlich ein Glücksfall.

Denn die Geschichte im "Volksfeind" dreht sich um eine aufstrebende Stadt, die mit dem Status Kurbad langsam zu Wohlstand kommt. Doch dann entdeckt der Kurarzt, dass die (Wasser-)Quelle des ganzen durch Industrieabwässer verseucht ist. Die Medien und einflussreiche Bürger sollen helfen, den Umweltskandal an die Öffentlichkeit zu bringen. Was jene, inklusive des Bürgermeisters, die den Untergang der Stadt befürchten, auf die Palme bringt. Die Stadt spaltet sich - aber welche Wahrheit ist die richtige?

Zu Ibsens Zeiten waren die Hauptpersonen Männer, aber Regisseurin Leinenweber hat die Rollen mit Andrae auf Frauen zugeschrieben. Aus Thomas wurde Thea, aus Peter eine Pia. Die Brüder Stockmann wurden zu Schwestern gemacht, aber der Konflikt bleibt: Aufklärung contra wirtschaftlich Negativfolgen für das Gemeinwohl.

"Wir haben Ibsen behutsam modernisiert", sagt Andrae und Leinenweber verspricht: "Man erkennt ihn wieder, aber braucht ihn nicht, um den Inhalt zu verstehen." Rund zwei Stunden (mit Pause) dauert die Inszenierung, für die Andrae und Leinenweber das Original gekürzt haben. Fabian Schulz steuert einen Sound bei, "der Bilder erzeugt, die Zusammenhänge aufzeigen", wie die Regisseurin sagt. Es spielen Julia Jochmann, Natascha Popov, Daniel Cerman, Bertold Kastner, Monika Sobetzko und Daniel Wandelt. Die Kostüme sind von Steffi Klein.

Info Blücherstraße 31, Freitag, 3. Februar, 20 Uhr (Premiere), 02131 277499

(hbm)
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