Neuss Hombroich modernisieren

Neuss · In der 46-jährigen Kulturmanagerin Ulrike Rose hat die Stiftung Insel Hombroich die künstlerische und kaufmännische Geschäftsführung des Kulturraums vereint. Sie will professionelle Strukturen aufbauen.

Längst geht sie die Wege, als ob sie jahrelang nichts anderes gemacht hätte. Aber Ulrike Rose weiß noch zu genau, was sie gedacht hat, als sie das erste Mal die Museumsinsel Hombroich und die Raketenstation besucht hat: "Das Aufgabengebiet ist weit komplexer als erwartet." Seit einem guten halben Jahr ist Rose die kaufmännische und künstlerische Geschäftsführerin der Stiftung Insel Hombroich und so langsam, sagt sie lachend, hat sie das Gefühl, das ganze Gebilde auch im Griff zu haben.

Vieles unter einen Hut bringen

Nicht weil in der Stiftung Chaos herrschte, sondern weil es gilt, so vieles unter einen Hut zu bekommen. Da sind die 44 Gebäude – architektonische Skulpturen – auf der Insel und der Rakete ("ich wusste anfangs nicht, dass es so viele sind"), die energetisch saniert werden müssen. Da sind finanzielle Herausforderungen wie die Fertigstellung des "Hauses der Musiker" von Raimund Abraham. Da sind die Künstler, die in Hombroich leben oder ihre Ateliers haben (15 plus Partner oder Familie). Da sind die vielen Menschen, die fest angestellt oder ehrenamtlich in Hombroich arbeiten (rund 110). Da sind die Freunde und Förderer mit mehr als 100 Mitgliedern, und sind die Institute mit unterschiedlichen Strukturen, weil sie mal in privater Hand sind, mal der Stiftung gehören.

An Aufgaben mangelt es Rose also nicht. Das unterstreichen auch die Reihen der wohlgeordneten Schnellhefter, die ihren Schreibtisch im Siza-Haus auf der Raketenstation links und rechts bedecken – wobei das nicht mal das meiste Material ist, denn das steckt in dem Laptop. "Der ist ein Segen", sagt Rose und lacht, "damit kann ich wirklich überall arbeiten." In den ersten Monaten konnte sie kaum einen Unterschied zwischen Freizeit und Arbeit machen: "Man schläft mit der Insel und wacht mit ihr auf." Aber inzwischen sieht sie Licht am Ende des Tunnels. Ohnehin wird sie ihren Arbeitsplatz verlagern, zieht mit einem Teil des Teams aus dem Kassenhaus der Museumsinsel in die Räume des ehemaligen IIB auf der Raketenstation. Das ist ein kleines, aber beredtes Zeichen für die Veränderung, die die 46-Jährige angehen will. Die Modernisierung der Stiftung, technisch wie inhaltlich, strebt sie an: "Ich sorge mit meinem Team dafür, dass wir eine Stiftung vorzeigen können, die professionell aufgestellt ist", sagt sie und hat dabei das Finden von neuen Mäzenen im Auge. Denn neue Förderzugänge zu schaffen, ist von großer Wichtigkeit für die Zukunftsperspektive des Kunst- und Kulturraums Hombroich. Dafür bringt Ulrike Rose auch reichlich Erfahrung mit: Zuletzt hat die Kultur- und Projektmanagerin die NRW-Landesinitiative "StadtBauKultur NRW" geleitet, deren Inhalte geplant, Kampagnen umgesetzt, Symposien geleitet, den Etat verwaltet – und dafür ebenso wie in ihren früheren Jobs ein Netzwerk aufgebaut, von dem auch Hombroich profitieren soll. Mit offenen Armen sei sie empfangen worden, erzählt sie. Wohl auch, weil sie deutlich gemacht hat, dass sie die Idee des Hombroich-Gründers Karl Heinrich Müller wahren will und dennoch Veränderungen für nötig hält. "Es ist unglaublich, dass seine Utopie Wirklichkeit geworden ist", sagt sie mit bewunderndem Ton, aber Rose ist auch Realistin und als solche auch vom Vorstand der Stiftung ins Boot geholt worden.

Mit allem, was sie anpeilt, strebt sie im Prinzip eine Öffnung nach außen an: Austausch mit Museumskollegen; neue junge Künstler holen, die Besucherströme neu steuern ("an schönen Tagen sind wir übervoll; im Winter dürfte es aktiver zugehen") – sie wird einiges auf den Weg bringen, "was Hombroich bisher nicht gemacht hat".

Alle auf diesem Weg mitzunehmen, ist ihr oberstes Ziel: "Mir ist der Austausch untereinander ganz wichtig", sagt sie, "und die Teilhabe aller an den entwickelten Ideen ."

(NGZ)
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