Neuss "Hokuspokus" in Schwarz-Weiß

Neuss · Hat sie oder hat sie nicht? Das Boot zum Kentern gebracht, sich selbst an Land gerettet und ihren Ehemann kurzerhand ertrinken lassen? Nicht eben einfach ist es für Gerichtspräsident Ferdinand Arden und Staatsanwalt Wulkens, herauszufinden, ob Agda Kierulf verantwortlich ist für den Tod ihres Gatten. Zumal die Dame immer dann, wenn sie sich angesichts kritischer Fragen in Widersprüche verwickelt, in Ohnmacht fällt.

 Das Auge muss sich an die Grautöne des "Filmtheaters" erst gewöhnen, aber schnell wird die Goetz-Komödie ein unterhaltsamer Spaß.

Das Auge muss sich an die Grautöne des "Filmtheaters" erst gewöhnen, aber schnell wird die Goetz-Komödie ein unterhaltsamer Spaß.

Foto: Filmtheater

Eine federleichte kleine Krimikomödie voller Slapstick, Klamauk und Wortwitz zeigte das Essener "Filmtheater" im Kulturkeller. "Hokuspokus" heißt die raffinierte Geschichte, die Curt Goetz schon 1926 schrieb. Mehrfach wurde das Stück seither verfilmt. Und weil es in seiner Harmlosigkeit und Leichtigkeit geradezu repräsentativ ist für die Jahre, in denen Hans Moser oder Heinz Rühmann, Lilian Harvey oder Willy Fritsch ganze Familien an Sonntagnachmittagen vor die schwarz-weißen Mattscheiben bannten, haben Saskia Leder und Kirsten Annika Lange einen guten Griff getan für die erste Produktion ihres 2010 gegründeten Ensembles.

Rundum eine liebevolle Hommage an die Unterhaltungsfilme der frühen Jahre hat das Ensemble mit seiner Version von Goetz' Stück auf die Bühne gebracht. Konsequent zeigt es die amüsante Geschichte in Grautönen: Zwischen Grau, Weiß und Schwarz sind Gesichter und Requisiten, auch natürlich die frisch aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts in die Gegenwart beförderten Kostüme der Protagonisten. Die Damen tragen Hut und ellenlange Handschuhe, die Herren weite, monochrome Anzüge. Und auch wenn die grau geschminkten Gesichter in den ersten Minuten der Inszenierung ein wenig gewöhnungsbedürftig sind, erscheinen sie doch schnell verblüffend verwandt den Bildern aus den alten Filmen.

Seit Mai 2010 touren die beiden Gründerinnen gemeinsam mit Daniel Wandelt, Mike Turner, Alexander Kurczyk und Joeri Burger über die Bühnen der Region als hervorragend eingespieltes Team, das die verwickelte Geschichte zu einem unterhaltsamen Spaß macht. Einfach bezaubernd ist Kirsten Annika Lange als mysteriöse Angeklagte, die zwischen Charme und Ohnmacht, geheimnisvollen Blicken zu ihrem Anwalt und offenherzigen Bekenntnissen immer neue Rätsel aufgibt. Bevor schließlich – so leicht und magisch wie die kleinen Zaubertricks, mit denen Mike Turner zwischendurch das Publikum unterhält – sich wie von Zauberhand alles zu einem Happy End auflöst.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort