Neuss Hobbykünstlerin dreht Perlen aus buntem Glas

Neuss · Vor Jahren fing Ulla Erkelenz an, Glasperlen selbst zu gestalten. Ihre daraus gefertigten Schmuckstücke verkauft sie auf Weihnachtsmärkten

 Ulla Erkelenz hat in Erfttal aus dem ehemaligen Zimmer ihrer Kinder eine kleine Werkstatt gemacht. Dort dreht sie Perlen für bunten Glasschmuck

Ulla Erkelenz hat in Erfttal aus dem ehemaligen Zimmer ihrer Kinder eine kleine Werkstatt gemacht. Dort dreht sie Perlen für bunten Glasschmuck

Foto: L. Berns

Mit ruhiger Hand hält Ulla Erkelenz einen rosafarbenen, etwa einen Zentimeter dicken Glasstab in die Flamme ihres Bunsenbrenners. Nach einer Weile biegt sich der Stab - das Glas wird bei einer Temperatur von etwa 1100 Grad flüssig. Schnell hält es die 58-Jährige an einen dünnen Metallstab und beginnt das geschmolzene Glas um die Stabspitze zu drehen. Durch das Rotieren entsteht eine Perle in Zartrosa, die später der Kopf eines Engel-Kettenanhängers wird. "Vor neun Jahren habe ich die ersten Glasperlen selbst gedreht", erzählt die Neusserin, die vor ihrem künstlerischen Schaffen 30 Jahre lang im Büro eines Steuerberaters gearbeitet hat.

Angefangen hat ihre Leidenschaft für Perlen aus Glas, als ihre drei Töchter alt genug waren, diese auf eine Nylonschnur zu fädeln. "Wir haben oft zusammen gebastelt", erzählt sie. Vor zehn Jahren begann Ulla Erkelenz in einem Bastelladen zu arbeiten, gestaltete dort eigene Ketten und besuchte Workshops zum Erlernen des Perlendrehens. Das machte ihr so viel Spaß, dass sie im ehemaligen Spielzimmer ihrer Kinder einen Brenner und einen Sauerstoffkonzentrator - "damit die Flamme heißer wird" - aufstellte und begann, Perlen zu drehen.

Die Glasstäbe bezieht die Hobbykünstlerin aus einer Glashütte im thüringischen Lauscha. "Ab und zu fahre ich selbst dorthin, um Neues zu entdecken", verrät sie. So fehlt es in ihrem Atelier in Erfttal-West an nichts: Glasstäbe in allen Farbnuancen, Perlen aller Formen und Größen, Schnüre, Verschlüsse und vieles mehr finden ihre Stammkunden in dem kleinen Reich. Ausbauen oder gar einen Laden eröffnen möchte sie nicht. "So kann ich arbeiten, wann und wie lange ich möchte und kreative Pausen machen. Das Tolle: Ich gestalte meine Unikate so wie ich das möchte - bunt eben."

Wenn Ulla Erkelenz ihre farbenfrohen Schmuckstücke - Perlen, Anhänger, Ringe und Armbänder, ebenso mit Perlen verzierte Korkenzieher oder Kugelschreiber, in die die handgedrehten Perlen eingearbeitet sind - auf Märkten in der Umgebung wie etwa dem Further Nikolausmarkt verkauft, ist immer mindestens eine ihrer Töchter Andrea, Claudia und Susanne mit dabei. "Ich führe das Perlendrehen am Stand vor, um den Kindern zu zeigen, wie so etwas funktioniert. So versteht man, dass in den schönen Schmuckteilen viel Arbeit steckt", erklärt die Hobbykünstlerin.

Der in einem Spezialgranulat erkaltete Engelchen-Kopf bekommt jetzt filigrane Haarfäden aus gelbem und winzige Augen aus schwarzem Glas. Anschließend dreht Ulla Erkelenz eine fliederfarbene trichterförmige Perle als Körper. "Nicht jede Perle ist rund", erklärt sie. Donutförmige oder Würfelperlen entstehen mit Hilfe einer Perlenpresse. Besonders komplexe Stücke - hohle Perlen etwa, die aus zwei aneinandergedrückten Scheiben bestehen - kühlen in einem Spezialofen innerhalb von zwölf Stunden ab. Zum Schluss bekommt der Glasengel Flügel aus Metall und eine Öse, um ihn an einer Kette zu befestigen. Etwa eine Dreiviertelstunde braucht Ulla Erkelenz für den Anhänger. Für 5,50 Euro verkauft sie ihn. "Von dem, was ich für meine Schmuckstücke bekomme, könnte ich nicht leben", gibt sie zu. Aber sie habe ihr Hobby zum Beruf gemacht.

(NGZ)
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