Historischer Abend der Heimatfreunde Zeitzeugen erinnern an das Kriegsende in Neuss
Neuss · Es war vielleicht die letzte öffentliche Veranstaltung der Vereinigung der Heimatfreunde – und sie hätte mehr Zuhörer verdient gehabt, als kommen durften. Denn unterschiedlichen Referaten kamen Neusser zu Wort, die die Not im Jahr 1945 miterlebt haben.
Auch wenn die Medien in diesem Jahr voller Berichte über das Ende des Zweiten Weltkrieges waren – dieser Vortragsabend der Heimatfreunde hätte mehr Zuhörer verdient gehabt als die 55, die Zutritt zum Pauline-Sels-Saal des Romaneums erhielten. Denn die Heimatfreunde boten mit Heinz Günter Hüsch, Karla Geismann und Wilhelm Schepping drei Referenten auf, die das Kriegsende in Neuss erlebt haben – oder Zeugnisse aus dieser Zeit hüten.
Zwei Tatsachen deuteten aus Sicht von Josef Burdich, der als Moderator auch das Einführungsreferat hielt, schon vor dem „Historischen Abend“ darauf hin, dass die Heimatfreunde das Thema richtig gewählt haben, dass es Relevanz hat. Erstens war das Kartenkontingent schnell ausgeschöpft, zweitens, so Burdich, seien nach Bekanntgabe des Themas zahlreiche Hinweise von Mitgliedern auf nicht publizierte private Tagebuchaufzeichnungen und Unterlagen aus dieser Generation eingegangen. Beides zusammen veranlasste ihn zu der Anregung, den Zeitraum Kriegs- und Nachkriegszeit auch künftig hin und wieder ins Auge zu fassen.
Einen echten Schatz hütet Karla Geismann, die im Nachlass ihrer Mutter 250 Briefe fand, die sich die Eltern in der Kriegszeit geschrieben haben. Sie waren getrennt, weil der Ehemann und Vater als Oberstabsarzt Dienst in der Wehrmacht tat und am Ende bei der Übergabe Heidelbergs an die Amerikaner dabei war. Heinz Günter Hüsch gehörte zur sogenannten Flakhelfer-Generation. Er berichtete, wie er als Jugendlicher zu Schanzarbeiten in Maastricht kommandiert und zuletzt auf der Morgensternsheide eingesetzt war. Sehr eindrücklich schilderte wiederum Wilhelm Schepping, wie er als 13-Jähriger hautnah miterlebte, als im Nachbarhaus eine Bombe einschlug, die Angst der Menschen um ihn herum, aber auch die Löscharbeiten. Sie alle kamen zu Wort, nachdem Burdich in einem Überblicksreferat, das zeitlich mit der Landung der Alliierten im Juni 1944 in der Normandie einsetzt, zunächst die wichtigsten Ereignisse der letzten Kriegsmonate skizziert hatte, bevor er detailliert auf die Geschehnisse in Neuss zwischen der Befreiung am 2. März und dem Kriegsende einging. Dabei skizzierte Burdich auch das Ausmaß der Zerstörung, dass der Bombenkrieg hinterlassen hatte. Nur noch ein Drittel der Wohnungen war noch bewohnbar.
Der „Historische Abend“ war vorerst die letzte öffentliche Veranstaltung, kündigte Heimatfreunde Geschäftsführer Jean Heidbüchel an. Einzige Ausnahme: der traditionelle „Gang über den Friedhof“ im November.