Neuss HipHopper "kämpfen" im RLT

Neuss · 30 Tänzer lieferten sich im Foyer des Rheinischen Landestheaters eine sportliche Auseinandersetzung. Beim "Battle" geht es darum, sich spielerisch in einem Tanzstil zu messen. Am Ende siegte ein Team aus Neuss.

HipHop-Battle im Landestheater
5 Bilder

HipHop-Battle im Landestheater

5 Bilder

"Eine Schlacht ist eine kriegerische Auseinandersetzung zweier oder mehrerer militärischer Parteien", das sagt uns das Lexikon. Und HipHop ist ein Tanz für aufsässige Jugendliche, die mit viel zu weiten, in die Kniekehle gerutschten Hosen und einer dröhnenden Stereoanlage auf den Schultern herumlaufen – das sagt uns ein Vorurteil. Eine von vier Tribünen umgebene Tanzfläche im Foyer des Rheinischen Landestheaters war am Wochenende ein ganz besonderes Schlachtfeld. Hamdi Berdid – Neusser Choreograf und Kunstförderpreisträger – hatte gerufen und 30 Teilnehmer kamen.

"Nicht so viele wie bei der letzten Veranstaltung, aber heute geht es, neben dem Einzelwettbewerb "Urban Champs" auch um "Move Deluxe", eine Disziplin, die neu im Programm ist," erklärt Berdid. Das, so der Choreograph, sei eine echte Herausforderung, das mache man nicht mal so eben. "Dafür braucht es unglaublich viel Zeit und intensives Training, sich einem solchen Wettbewerb öffentlich zu stellen, ohne sich zu blamieren. Ich bin sicher, dass beim nächsten Mal – wahrscheinlich schon im November dieses Jahres – wieder deutlich mehr mitmachen werden." Außerdem hätten sich diesmal HipHopper aus drei Kontinenten angemeldet: Eine Gruppe aus Marokko und ein Tänzer aus Japan seien eigens für diese Competition nach Neuss gekommen.

Sie alle trafen aufeinander, um sich spielerisch in einem Tanzstil zu messen, der vor einigen Jahren noch eine sozial untergeordnete Randerscheinung darstellte. HipHop ist der Straßentanz, der längst Einzug in die Gesellschaft gefunden hat, der heute kulturelles Ausdrucksmittel vieler Jugendlichen ist. Und die b-boys – so nennt man die Tänzer – boten in der Königsklasse "Move Deluxe" dem Publikum Beeindruckendes.

Scheinbar unversöhnlich stehen sich zwei Gruppen gegenüber und versuchen, sich durch athletisch imponierende Tanzeinlagen, provozierende und ritualisierte Gesten oder herausfordernde Mimik zu übertrumpfen. Dabei werden sie frenetisch vom Publikum angefeuert. Doch man beweist als echter HipHopper auch größten Respekt gegenüber den guten Leistungen der Gegenpartei. Es ist die Diktion von Kriminalität und Gewalt, die diesen Tanzstil so geprägt hat, heute jedoch den individuellen Ausdruck von Lebenslust und Spaß am Tanzen darstellt.

"Bad News", ein Dreierteam aus Neuss, und "Old Fusion", fünf Tänzer aus Düsseldorf, Krefeld und Essen, haben es bis ins Finale geschafft. Die Neusser werden nach hartem Kampf, von tosendem Beifall begleitet, zum Sieger erklärt und die ersten Gratulanten sind selbstverständlich die fairen Gegner – ebenfalls ein Ausdruck von Toleranz und Achtung. Für Hamdi Berdid und sein Team ein Grund mehr, den Jugendlichen weiterhin eine solche Plattform zu bieten.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort