Polizei im Rhein-Kreis Neuss Landrat belohnt Zivilcourage

Neuss · Einbruchsversuch, Raub oder Verkehrsunfall: Sechs Tatzeugen aus dem Rhein-Kreis waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort und konnten so die Arbeit der Polizei unterstützen. Das soll Schule machen, wünscht sich der Landrat.

 Im Beisein von Polizeisprecherin Daniela Dässel (l.) dankte Landrat Hans-Jürgen Petrauschke (r.) Mahmoud Kayed, David Lehnen, Johannes Ries, Guido Wolf und Ronald Rak (v.l.) für ihre Zivilcourage.

Im Beisein von Polizeisprecherin Daniela Dässel (l.) dankte Landrat Hans-Jürgen Petrauschke (r.) Mahmoud Kayed, David Lehnen, Johannes Ries, Guido Wolf und Ronald Rak (v.l.) für ihre Zivilcourage.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

Zwei Jahre Gefängnis wurden einem 28-Jährigen aufgebrummt, der Mitte August vorigen Jahres einen Einbruch in eine Apotheke am Ostwall in Grevenbroich versucht hatte. Dass der polizeibekannte Mann gestellt und abgeurteilt werden konnte, ist auch das Verdienst von Till Krummreich und David Lehnen, die das Klirren einer Scheibe nicht überhörten, sondern der Sache auf den Grund gingen und so zu einem Fahndungserfolg beitrugen. Sie haben Zivilcourage gezeigt, lobte Landrat Hans-Jürgen Petrauschke. Und genau darauf sei die Polizei mehr denn je angewiesen.

Lehnen durfte seinen Beitrag zur „Ganovenjagd“ an jenem Sonntagmorgen am Donnerstag in der Neusser Polizeizentrale noch einmal schildern. Dorthin hatte Petrauschke noch vier Helfer eingeladen, die dazu beitrugen, eine Straftat zu verhindern oder aufzuklären. „Niemand soll zum Helden werden und sich selbst in Gefahr bringen“, sagte Petrauschke, „aber ganz ohne die Hilfe der Bevölkerung geht es nicht.“

Jüngster in dieser Runde war Ronald Rak aus Neuss, der im Dezember an der Bonner Straße in Neuss Zeuge eines Unfalls war, bei dem ein Radfahrer schwer verletzt wurde. Trotz seiner Jugend zeigte der Zwölfjährige große Umsicht. Er beruhigte und betreute die Fahrerin des Unfallwagens und mobilisierte auch andere Helfer. „Eine tolle Reaktion“, lobte der Landrat.

Mahmoud Kayed übt als Taxifahrer einen Beruf aus, bei dem man leicht in eine brenzlige Lage kommen kann. „Ich könnte ein Buch darüber schreiben“, sagt der 44-Jährige, der im Dezember einen Räuber dingfest machen half. „Ich war die ganze Nacht gefahren und wollte mich in meinem Auto gerade hinlegen“, schildert er die Situation an der Hymgasse, als er eine Frau und einen Mann miteinander kämpfen sah. Der Mann floh – mit dem Handy des Opfers – und der Taxifahrer setzte ihm nach. An der Münze konnte er den Räuber stellen. Der hatte sich zu verstecken versucht, aber sein pfeifender Atem verriet ihn.

Johannes Ries stand an jenem Samstagmittag im Juni 2017 vor allem der Sinne nach einer Tasse Kaffee und einem Plausch in einem Café am Neusser Markt. Doch die Tasse ließ er stehen, als er eine Auseinandersetzung zwischen einer Frau und zwei Männern beobachtete. „Die Frau gestikulierte wild und wollte von beiden offensichtlich etwas zurück haben“, berichtet er. Dass die Männer beim Klauen in einem Feinkostgeschäft an der Oberstraße aufgefallen waren, wusste er da noch nicht. Die Diebe flohen und konnten auch von Mitarbeitern des Geschäftes nicht eingeholt werden, die der Frau zu Hilfe eilten. Denn: Diese hatten kein Fahrrad, Ries allerdings schon. Er blieb dran, alarmierte die Polizei über sein Handy und trug durch seine Verfolgung dazu bei, dass die Täter im Rosengarten gestellt werden konnten. Genau hingeschaut hatte auch Guido Wolf aus Bedburdyck, dem im vergangenen Mai in seiner Nachbarschaft vier Verdächtige in einem Wagen mit Mönchengladbacher Kennzeichen auffielen. Er beobachtete von sicherer Warte und alarmierte die Polizei als er sicher war, dass da etwas nicht stimmt. Und er gab Kennzeichen und Autotyp durch. Als die Polizei kam und einen Einbruchsversuch feststellte, waren die Täter getürmt, konnten aber nur zehn Minuten geschnappt werden – dank des Kennzeichens. Wolf: „Ich war der Nachbar des Monats.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort