Neuss Heute letzter Tag bei Schreibwaren Jöhren

Neuss · Fachgeschäft schließt nach kurzem Räumungsverkauf. Mitarbeiterinnen zum Teil übernommen.

Jeden Abend, wenn sie Kasse machten, merkten die Mitarbeiterinnen, dass es weniger wurde. Trotzdem überraschte sie Ende April die Nachricht, dass Schreibwaren Jöhren, ein gut eingeführtes Fachgeschäft in der Neusser Innenstadt, schließt. Und das innerhalb von nicht einmal vier Wochen. Heute öffnet Jöhren zum letzten Mal.

Für die zuletzt vier Mitarbeiterinnen wurden Lösungen gefunden, die man sozialverträglich nennen kann. Eine blieb schon vor vier Wochen zu Hause. Sie kündigte mit der Begründung, einen Pflegefall in der Familie betreuen zu müssen. Zwei Angestellte werden in einer anderen Filiale weiterbeschäftigt, die die Dortmunder "Pro Büro GmbH" betreibt. Und die mit 20 Jahren Betriebszugehörigkeit dienstälteste vierte Mitarbeiterin geht ein Jahr früher in Renten. "Ich hatte eigentlich gedacht, bis zur Rente bleiben zu können", sagt sie. Aber ein Jahr lang vom Neusser Süden in die Filiale nach Ratingen zu pendeln, wollte sie dann auch wieder nicht.

Als "Dienstälteste" kam sie an Bord, als die Familie Jöhren ihr Unternehmen an die Dortmunder Kette "Pro Büro" verkaufte, die aktuell in Nordrhein-Westfalen an 26 Standorten vertreten ist. Das muss ziemlich geräuschlos über die Bühne gegangen sein. Denn Rainer Wiertz, Kulturreferent der Stadt, erfuhr erst vor kurzem, dass Jöhren gar kein familiengeführtes Unternehmen ist. Die Schließung bedauert er trotzdem sehr - wie viele Kunden, die das im Laden auch so sagen. Denn bei Jöhren gab es, was selbst gute Kaufhäuser kaum noch führen - Künstlerbedarf, Büroartikel, Geschenke - und alles für die Schule. Nicht wenige Neusser verbinden den Start in ihre Schullaufbahn mit einem Einkauf bei Jöhren. Zum Sortiment kamen nette und kompetente Beratung, sagt auch Wiertz. "Ich gehöre ja noch zu denen, die ab und an einen Füllfederhalter kaufen", sagt er. Am Ende war diese Gruppe aber doch zu klein.

(-nau)
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