Serie Geschichten hinter der Kunst Münchs Bild zum Weltrekord-Theater

Neuss · Im RLT fand das Gemälde, das Heribert Münch für das „Café Pumpe“ 2007 malte, seinen Platz.

 Dirk Gondesen, Verwaltungsdirektor RLT, und Sebastian Zarzutzki, Regisseur und Musiker, vor dem Bild von Heribert Münch, das Gondesen ersteigert und als Dauerleihgabe der Bühne überlassen hat.   Foto: Helga Bittner

Dirk Gondesen, Verwaltungsdirektor RLT, und Sebastian Zarzutzki, Regisseur und Musiker, vor dem Bild von Heribert Münch, das Gondesen ersteigert und als Dauerleihgabe der Bühne überlassen hat. Foto: Helga Bittner

Foto: Helga Bittner

Zwölf Jahre ist es jetzt her, dass sich das RLT mit den ihm eigenen Mitteln gegen drastische Sparpläne der Stadt zur Wehr gesetzt hatte: mit dem 24-Stunden-Theater im „Café Pumpe“. So hatte der damalige Spielleiter Sebastian Zarzutzki die von ihm auch geborene Aktion genannt, die von mindestens 50 Darstellern getragen werden sollte. Gekommen sind viel mehr. Schauspielkollegen von anderen Bühnen, Kabarettisten und ehemalige RLT-Ensemblemitglieder kamen in Scharen im April 2007, um das Café auf der Bühne zu besuchen und sich einzufinden in ein Spiel rund um Aurel von Arx als Dauergast Kaspar Hausmann und Tim Knapper als Kellner Jürgen. Das Weltrekord-Theater (wenn auch offiziell als solches nicht anerkannt) beeindruckte genreübergreifend – so ließ es sich der Neusser Maler Heribert Münch nicht nehmen, live und auf der Bühne ein großformatiges Bild zu malen, das er dem Haus auch schenkte.

„Das Material kam zum Teil aus dem Malsaal“, erinnert sich Zarzutzki. Stimmt und stimmt nicht. Denn Münch, der von der RLT-Schauspielerin Hergard Engert zum Mitmachen animiert worden war,  hatte kurzfristig noch Farben und Pinsel aus seinem Atelier geholt, nachdem er feststellte, dass die Pinsel aus dem Malsaal gerade mal Aquarellgröße hatten...

Mit dem gewünschten „Actionpainting“ habe es auch nicht recht geklappt (ist an fehlenden Folie für den Boden gescheitert), aber Münch weiß, dass er das Bild mit dem Schriftzug „Höhere Wesen befehlen“ an einem Abend gemalt hat. Und danach? Das Bild wanderte erst mal ins Magazin. Bis zum Theaterfest im September 2007, wo es zugunsten des RLT versteigert wurde.

„Es gab einen erbitterten Bieterwettstreit zwischen mir und Jürgen Rulfs“, sagt Verwaltungsdirektor Dirk Gondesen und schmunzelt. Rulfs, heute Vorsitzender des RLT-Fördervereins, verlor, und Gondesen ersteigerte das Bild für 200 Euro. Nicht für sein Zuhause, sagt er, sondern für das Theater, denn die Münch-Arbeit ist für ihn auch ein Symbol für die permanente (finanzielle) Fragilität des Hauses, vor allem aber eine stete Erinnerung an „eine beeindruckende Bewegung“.  Also überließ er das Kunstwerk, dessen Titel „Höhere Wesen“ von Heribert Münch stammt, als Dauerleihgabe dem Landestheater. Das damit vor einem neuen Problem stand: Wohin damit?

Das Foyer kam nicht in Frage, denn dort hat der Architekt des Baus das Recht der Raumgestaltung: „Und ich weiß noch, dass er sich nur nach langer Diskussion damit abgefunden hat, dass dort eine Arbeit von Salomé gehängt werden durfte“, erzählt Gondesen. Also wurde ein neuer Platz gesucht. Und gefunden. Direkt neben der Tür zu Gondesens Büro im Verwaltungstrakt der Bühne, mit dem Nachteil, dass nur die Mitarbeiter das Bild täglich sehen können. Die Wand war weiß und nackt, nichts hing dort, und vor allem hatte sie den Vorteil, groß genug für das rund drei mal 2,50 Meter große Bild von Münch zu sein. Die Entscheidung sei damals recht schnell gefallen, sagt Gondesen, so dass das Werk gar nicht erst wieder zurück ins Magazin kam.

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