Neuss Helpenstein - Modell-Dorf für Energie?

Neuss · Noch ist Helpenstein ein weißer Fleck in der modernen Energielandschaft. Das möchten die Stadtwerke ändern. Doch die Bewohner haben Vorbehalte. Erdgas und Glasfaser begrüßen sie jedoch ausdrücklich.

 Helpenstein könnte zum Vorzeige-Ort in Neuss werden - mit moderner Energielandschaft, schnellem Internet, intelligenter Straßenbeleuchtung und vielem mehr.

Helpenstein könnte zum Vorzeige-Ort in Neuss werden - mit moderner Energielandschaft, schnellem Internet, intelligenter Straßenbeleuchtung und vielem mehr.

Foto: A. Woitschützke

Hochkarätig besetzt war die Informationsveranstaltung, zu der die Stadtwerke Neuss eingeladen hatten. Stephan Lommetz, Vorsitzender der Geschäftsführung, und Geschäftsführer Ekkehard Boden informierten mit vier weiteren Mitarbeitern über das Pilotprojekt "Modell-Dorf Helpenstein" für eine moderne Energielandschaft. Doch nicht bei allen der rund 50 Helpensteinern, die in die Gaststätte "Am Fusseberg" gekommen waren, stießen die Pläne auf Gegenliebe. Sie befürchteten, dass Helpenstein als Modell-Dorf überregional beworben werden und zahlreiche Energie-Touristen anziehen könne.

Worum es geht? Die Stadtwerke planen, das bestehende Gasnetz bis nach Helpenstein zu erweitern. Da auch die Deutsche Glasfaser neue Kabel verlegt, möchten die Stadtwerke die Bauarbeiten bündeln, um die Belastung für die Bewohner möglichst gering zu halten. Gleichzeitig soll die ebenfalls anstehende Erneuerung der Straßenbeleuchtung mit intelligenter LED-Technologie mit den Bauarbeiten kombiniert werden. Aber die Stadtwerke haben noch weiter geplant und ein innovatives Modellprojekt angedacht: Mit einer Ladesäule für Elektroautos, Photovoltaik, Brennstoffzellentechnik und intelligenten Stromzählern, einem sogenannten Smart-Meter, möchten sie Helpenstein zu einem "Modell-Dorf" für eine moderne Energielandschaft entwickeln. Ziel ist es, den CO2-Ausstoß zu verringern.

Warum sich die Stadtwerke Neuss für Helpenstein entschieden haben, machte Ekkehard Boden deutlich: "Das Dorf ist noch ein weißer Fleck auf der Karte, weil es hier weder Erdgas noch Glasfaser gibt", sagte er. Aber gerade der Modellcharakter stieß bei einer Zuhörerin auf massive Kritik: "Wir befürchten, dass Helpenstein seinen dörflich-beschaulichen Charakter verliert, wenn die Stadtwerke damit bundesweit werben und Energieexperten hierhin pilgern werden", sagte eine Zuhörerin. Stephan Lommetz ging auf die Befürchtungen ein: "Das Projekt soll nicht deutschlandweit als Modell vertrieben werden. Es ist exklusiv für Helpenstein", versicherte er. "Wir möchten als Unternehmen allerdings intern Erfahrungen sammeln, inwieweit es realisierbar ist. Praktische Umsetzung ist manchmal besser als Forschung", ergänzte er und nannte das Projekt kurzerhand in "Erdgaserschließung für Helpenstein" um.

Auch mit einer Ladestation für Elektroautos vor ihren Haustüren mochten sich die Zuhörer nicht anfreunden. "Die Ladestation stellen wir nur auf, wenn Bedarf besteht", versprach Ekkehard Boden. Aber die Pläne erfuhren auch Unterstützung: "Etwas Besseres kann Helpenstein nicht passieren", sagte ein anderer Zuhörer. Die Erweiterung des Gasnetzes jedenfalls stieß auf breite Zustimmung, was auch die zahlreichen technischen Fragen zeigten, die die Zuhörer an die Mitarbeiter der Stadtwerke richteten.

So läuft es ab: Der Hausbewohner beantragt die Erdgasversorgung bei den Stadtwerken Neuss, die dann den Erdgashausanschluss erstellen. Kostenpunkt: 670 Euro. Diesen Preis garantieren die Stadtwerke für 60 Monate. "Auch danach legen wir noch Erdgashausanschlüsse, aber zu den üblichen Konditionen", sagte Guido Tackenberg von den Stadtwerken. Auch wer die bestehende Heizungsanlage umrüsten, auf Brennstoffzellentechnik umstellen oder eine Photovoltaik-Anlage installieren wolle, könne sich an die Stadtwerke wenden, versicherte er. Baubeginn für die Erdgasleitungen ist im Oktober 2016, bis Ende Februar 2017 soll alles fertig sein.

(NGZ)
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