Drohnenprogramm: Washington und London verhängen Sanktionen gegen den Iran
EILMELDUNG
Drohnenprogramm: Washington und London verhängen Sanktionen gegen den Iran

Ehrenamtler aus Neuss Die Fluthelfer und ihr Mammut-Einsatz

Neuss · Vor einem Jahr wurden zahlreiche Orte in der Eifel und an der Ahr von der Jahrhundertflut zerstört. Auch Menschen aus Neuss rückten spontan als Helfer aus. Einige zieht es immer noch in die Orte. Denn es gibt weiter viel zu tun.

 Bagger und Bundeswehr beim Aufräum-Einsatz nach der Jahrhundertflut.

Bagger und Bundeswehr beim Aufräum-Einsatz nach der Jahrhundertflut.

Foto: Helferteam Melanie Bröxkes

Es war ein spontaner Impuls. Als Melanie Bröxkes vor einem Jahr die Bilder der Hochwasserkatastrophe in der Eifel und an der Ahr sah, startete sie einen Spendenaufruf. „Die Idee war: Wir sammeln zwei Tage und bringen die Sachen am dritten Tag dorthin, um den Menschen vor Ort zu helfen“, sagt sie. Aber dann staunte sie zunächst. „Die Spendenbereitschaft war riesig. Wir haben freitags um 10 Uhr mit dem Sammeln angefangen, nachmittags hatten wir weit über 40 Tonnen zusammen.“ Und dann, als sie erstmals vor Ort war, sah sie, wie groß die Not war. „Ich habe meinen Urlaub abgesagt und stattdessen weitere Hilfstouren organisiert“, sagt Bröxkes. Und Schluss ist damit noch lange nicht. Aus der Drei-Tage-Hilfsaktion ist ein ganzes Jahr geworden. Noch immer fahren Melanie Bröxkes und viele der Helfer, die sich damals zusammengeschlossen haben, regelmäßig in die Flut-Region. Ein Ende ist nicht in Sicht. „Dort wird immer noch jede Menge Hilfe benötigt.“

 Das Helferteam Melanie Bröxkes hilft seit einem Jahr im Flutgebiet.

Das Helferteam Melanie Bröxkes hilft seit einem Jahr im Flutgebiet.

Foto: Helferteam Melanie Bröxkes

Bröxkes hat zum Beispiel viele Menschen aus den von der Flut besonders betroffenen Orten getroffen, die nicht entsprechend versichert waren. „Jeden Euro, den sie sparen, können sie in ihre zerstörten Gebäude investieren“, sagt die 50-Jährige. Also organisiert Bröxkes zusammen mit ihrem Helferteam – regelmäßig aktiv sind immer noch 22 Leute – weiter Spendensammlungen und Unterstützung für die Menschen, die ihre Hilfe benötigen. In den ersten fünf Monaten war man in 21 Orten aktiv, erklärt Bröxkes. Das habe sich nach und nach reduziert, als Schwerpunkte kristallisierten sich Sinzig, Marienthal und Gemünd heraus. „Man muss aber auch sagen: Mancherorts ist der Zustand noch fast so schlimm wie vor einem Jahr. Da sind der Müll und der Unrat auf den Straßen zwar weg, aber der Aufbau geht schleppend voran. Das wird noch Jahre dauern.“

Ihre ersten Fahrten führten die Helfer nach Gemünd in der Eifel und Dernau im Ahrtal. „Da boten sich uns Bilder des Grauens. Alles war zerstört“, sagt Bröxkes. „Es war einfach klar, dass wir alles uns Mögliche tun, um den Menschen zu helfen.“ Das sagt auch Jens Michael Nießner (47). Der Stadtwerke-Wassernetzexperte machte sich im vergangenen Jahr mit Kollegen auf den Weg nach Reimerzhoven. Das Dorf zwischen Mayschoß und Altenahr benötigte dringend Wasser. Die Stadtwerke stellten ihren Trinkwasserwagen und zusätzliche Wasserkanister zur Verfügung. Damit ging es in den Landkreis Ahrweiler. Der Kontakt zu Betroffenen vor Ort war über Melanie Bröxges und ihre Neusser Hilfsinitiative vermittelt worden. „Seitdem mache ich da im Team mit“, sagt Nießner.

 Botschaften wie diese freuen die Ehrenamtler.

Botschaften wie diese freuen die Ehrenamtler.

Foto: Helferteam Melanie Bröxkes

Er kennt die Ahr-Region seit Jahren. Seine Eltern seien dort bereits in die Weinberge gefahren, auch er selbst war dort schon auf Tour. „Früher war das ein Ausflugsziel, wo man hinfuhr, um abzuschalten. Heute fahren wir dorthin und helfen, damit die Menschen vor Ort einmal abschalten können“, sagt Nießner. Vor allem ältere Menschen, die keine Kinder haben, hätten noch großen Bedarf nach Hilfe und Unterstützung. „Da geht es auch immer noch um Lebensmittel, aber auch zum Beispiel um Baubedarf.“

 Die Flut hinterließ verwüstete Orte.

Die Flut hinterließ verwüstete Orte.

Foto: Helferteam Melanie Bröxkes
 Vor Ort wird fleißig beim Aufbau mitangepackt.

Vor Ort wird fleißig beim Aufbau mitangepackt.

Foto: Helferteam Melanie Bröxkes

Die Helfer sind im Ort gerne gesehen. Nießner würde sich aber wünschen, dass der Aufbau schneller voranschreite. „Je nachdem, wo man ist, steht man vielleicht bei 30 Prozent von dem, wie es vorher ausgesehen hat“, sagt er. Damit es weiter vorangeht, setzen sich Nießner, Bröxkes und die vielen anderen Helfer weiter für die Menschen in der Flutregion ein. „Für die Gaststätte ,Die bunte Kuh‘ in Marienthal haben wir zum Beispiel eine Gastroküche besorgt“, sagt Bröxkes. Die Helfer packen gerne weiter an. Aber der Weg sei noch weit. Aus dem spontanen Impuls ist eine Aufgabe geworden, in die sie viel Herzblut und Engagement stecken.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort