Neuss Heimliche Heirat in Schottland

Neuss · Vor 50 Jahren sind Anne und Peter Stelzer nach Schottland geflüchtet, um als Minderjährige in Gretna Green zu heiraten – gegen den Willen der Eltern. In dieser Woche feierte das Paar Goldene Hochzeit.

 Gegen den Willen der Eltern haben Anne und Peter Stelzer 1960 im schottischen Gretna Green geheiratet.

Gegen den Willen der Eltern haben Anne und Peter Stelzer 1960 im schottischen Gretna Green geheiratet.

Foto: woi

Vor 50 Jahren sind Anne und Peter Stelzer nach Schottland geflüchtet, um als Minderjährige in Gretna Green zu heiraten — gegen den Willen der Eltern. In dieser Woche feierte das Paar Goldene Hochzeit.

Es ist die Geschichte von grenzüberschreitender Liebe. Wie Bonny und Clyde oder Romeo und Julia haben sich auch Peter und Anne Stelzer vor 50 Jahren für ihre Liebe über alle Hindernisse hinweg gesetzt: Sie flohen zur gemeinsamen Hochzeit nach Schottland.

Neuss, 1955: Die 14-jährige Anne Zuschlag wächst in einem streng katholischen Elternhaus ohne große Freiräume auf. Anne Zuschlag lernt den neuen Nachbarsjungen Peter Stelzer, damals 16, kennen. Die beiden verlieben sich sofort. "Nur meine Eltern, die waren gar nicht einverstanden. Es war schlimm", erinnert sich Anne Stelzer an die rigorosen Vorschriften ihres Vaters. Die schwierigen Umstände schweißen das Paar in den nächsten Jahren zusammen, und es beschließt, zu heiraten. Neben den Eltern verbietet aber auch das Gesetz eine Heirat.

Anne und Peter fassen einen Plan — in einer Zeitung hatten sie davon gelesen, dass man in Schottland schon ab 16 Jahren heiraten darf. Froh über diese neue Möglichkeit sparen sich die Verliebten ein wenig Geld zusammen und flüchten nach Gretna Green, in das erste schottische Dorf hinter der englischen Grenze.

"Meinen Eltern erzählten wir damals etwas von einem Urlaub bei einem Vetter in Norddeutschland. Wir hatten diesem Vetter vor unserer Abreise sogar vorgeschriebene Postkarten gegeben, die er regelmäßig an die Eltern verschicken sollte", erzählt Anne Stelzer von dem detailliert ausgetüftelte Plan.

In Schottland angekommen, muss das Paar fast vier lange Wochen auf den heiß ersehnten Hochzeitstermin warten — denn das schottische Gesetz verlangt zu dieser Zeit, dass sich die Ehepaare vor der Eheschließung mindestens 21 Tage in Schottland aufgehalten haben.

Trauzeremonie kaum verstanden

Am 18. Oktober 1960, ohne Familienangehörige, Freunde und Bekannte und allein in der Anwesenheit der freundlichen schottischen Wirtsleute, geben die beiden sich schließlich das Ja-Wort. "Ich sprach damals nur wenig Schulenglisch, mein Mann beherrschte ein bisschen Russisch, wir haben selbst die Trauzeremonie kaum verstanden", beschreibt Stelzer die ungewöhnlichen Umstände. Nach der Hochzeit kehrt das Paar nach Neuss zurück und lebt glücklich zusammen.

"Als mein Vater gemerkt hat, dass mein Mann handwerklich sehr begabt ist, war er plötzlich der tollste Mann für mich", sagt Anne Stelzer heute über die anfänglichen Schwierigkeiten. Mit Peter baute sie ein Haus, zog drei Kinder Frank (45), Thomas (42) und Simone (33) groß und freute sich kurz vor der Goldenen Hochzeit endlich über das erste Enkelkind, ein zweites ist bereits unterwegs. "Was auch immer in Zukunft noch kommt. Wenn man gesund ist, dann klappt alles", wünscht sich Anne Stelzer für die kommenden Ehejahre.

(NGZ)
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