Heimatverein Neuss-Uedesheim Mit Zeitzeugen im Luftschutzbunker an der B9

Neuss-Uedesheim · Bunker üben noch immer eine große Faszination aus. Mit diesen Gebäuden und ihrer Geschichte beschäftigt sich seit einiger Zeit der Verein „Luftschutzanlagen Rhein-Kreis Neuss“, der jetzt mit Uedesheimer Zeitzeugen auf Einladung des Heimatvereins eine dieser Anlagen besuchte.

 Stefan Crefeld,  Sibylla Spehl, Paul-Heinz Kramp, Rotger Kindermann und  Stefan Rosellen (v.l.), inspizierten den Bunker Fuggerstraße.

Stefan Crefeld,  Sibylla Spehl, Paul-Heinz Kramp, Rotger Kindermann und  Stefan Rosellen (v.l.), inspizierten den Bunker Fuggerstraße.

Foto: Kindermann

Auch nach mehr als 75 Jahren sind die Erinnerungen an die Bombennächte des zweiten Weltkrieges hellwach: „Hier saß ich mit meinen Eltern, eng zusammen gekauert und voller Angst“, schildert Sibylla Spehl, geborene Nix, ihrer Erlebnisse im Luftschtzraum an der Fuggerstraße. „Jeder presste seinen Rucksack mit unentbehrlichem Hab und Gut zwischen den Knien und wir beteten, dass die Bomber vorbeifliegen.“

Sibylla Spehl, damals ein kleines Kind, ist heute mit ihrem Bruder Hubert Nix eine wichtige Zeitzeugin für den Uedesheimer Heimatverein. Gemeinsam mit einigen Vorstandsmitgliedern besuchte sie den Luftschutzbunker an der Ecke zur B9.   Beim Blick hinter die dicken Betonmauern erklärte Stefan Rosellen, zweiter Vorsitzender des Vereins „Luftschutzanlagen Rhein Kreis Neuss“, die Entstehung dieses Bollwerks, das im Sommer 1943 von Männern der Organisation Todt, einer paramilitärischen Bautruppe im Nazi-Deutschland, errichtet wurde. In den beiden gut erhaltenen  Räumen des Bunkers, vier Meter unter der Erde, konnten bis zu 50 Personen Schutz suchen. Eine Zahl, die  Spehl anzweifelt. „Nach meiner Erinnerung waren das wesentlich mehr Menschen, die dicht gedrängt auf den schmalen Holzbänken saßen“, behauptet sie.

Spehl besitzt noch einige Fotos vom Bau der Anlage, die auf einem Grundstück entstand, das ihrer Familie (samt Bauernhof) bis 1979 gehört hatte. Dass der Bunker auch später genutzt wurde, kann Hubert Nix mit einer Anekdote belegen: 1964 feierte er  mit 18 Schulkameraden dort sein Abitur.

„Die Wände des Uedesheimer Bunkers können sicher viele Geschichten erzählen, die allermeisten davon sind beklemmend und schlimm“, sagte Rotger Kindermann, Vorsitzender des Heimatvereins. Er nannte die Bunker historische Mahnmale, von denen alleine In Uedesheim noch vier weitere existieren, und kündigte ein Bunkerführung an, sobald das wieder möglich ist.

(RHK)
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