Zum Geburtstag von Harry Potter Die magische Welt von Zauberer Presto

Neuss · Am Sonntag ist Harry-Potter-Tag: Dann feiert der berühmte Zauberschüler Geburtstag. Aber nicht nur in Hogwarts, überall auf der Welt schließen sich Zauberer zu einem magischen Zirkel zusammen. Einer von ihnen ist der Neusser Franz Orth.

 Von wegen billiger Kartentrick: Franz Orth wirft die Karten in die Luft, lässt sie verschwinden und sich anschließend wieder vermehren: Dabei erzählt er dem Publikum eine unterhaltsame Geschichte.

Von wegen billiger Kartentrick: Franz Orth wirft die Karten in die Luft, lässt sie verschwinden und sich anschließend wieder vermehren: Dabei erzählt er dem Publikum eine unterhaltsame Geschichte.

Foto: Melanie Zanin (MZ)

Glauben konnte er es anfangs nicht. Ja, es muss eine Verwechslung sein, hat Harry Potter gedacht, als er erfuhr, dass er ein Zauberer ist. Das war an seinem elften Geburtstag, am 31. Juli 1991. So ist es in den Romanen rund um den wohl berühmtesten Magier der Welt zu lesen.

Anlass genug, um sich auf eine zauberhafte Spurensuche in der Realität zu begeben. Denn auch in der Quirinusstadt pochen magische Adern: Der Neusser Franz Orth ist als Zauberer Presto bekannt und Mitglied im magischen Zirkel. So nennt sich die 1912 in Hamburg gegründete Künstlervereinigung zur Pflege und Förderung der Zauberkunst: Rund 2800 Mitglieder aus der ganzen Welt – darunter Hobbyzauberer bis hin zu bekannten Superstars – so waren etwa Siegfried & Roy einst Mitglieder – tauschen sich gemeinsam über die Geschehnisse in der Magierwelt aus: In Ortszirkeln kommen sie zusammen, sprechen über Auftritte oder die neusten Tricks. Wer Mitglied werden möchte, muss zuvor eine Aufnahmeprüfung absolvieren. Aber auch Nicht-Mitglieder können zum Beispiel eine Zauberschule besuchen, um ihre magischen Fähigkeiten zu trainieren. Franz Orth schätzt den Austausch mit anderen Zauberern sehr: „Man hockt nicht alleine und kann von dem Wissen und den Erfahrungen der anderen etwas lernen“, sagt der Neusser.

 Eine andere Art von Zauber: Am 31. Juli feiert Harry Potter seinen Geburtstag. Das war auch der Tag, an dem er von seinen magischen Kräften erfuhr.

Eine andere Art von Zauber: Am 31. Juli feiert Harry Potter seinen Geburtstag. Das war auch der Tag, an dem er von seinen magischen Kräften erfuhr.

Foto: Empics / dpa

Er selbst war etwa zehn Jahre alt, also knapp jünger als Harry Potter, als er die Magie für sich entdeckt hat: „Als kleiner Junge habe ich einen Zaubertrick geschenkt bekommen“, erzählt er. Wenig später bekam er von seinem Vater ein Abo der Mickey-Maus-Comicheftreihe geschenkt. Auf einer der Seiten, so erinnert sich Orth noch heute ganz genau, suchte ein anderer Junge einen Brieffreund, um sich mit ihm über Zaubertricks auszutauschen. „Durch ihn bin ich erst so richtig zu dem Hobby gekommen“, sagt der 73-Jährige. Bald schon sparte er sein Taschengeld, um weitere Tricks – unter anderem bei einem Zauberapparate-Händler in Detmold – kaufen zu können. Und die Magie blieb sein ständiger Begleiter: Im Jugendheim war Orth dabei, als eine Zauber-AG gegründet wurde, als Student arbeitete er als Teilzeitprofi auf verschiedenen Veranstaltungen und war sogar als Zauberer Presto der Stargast in einer WDR-Sendung. „Den Künstlernamen habe ich mir schon als Kind gegeben, ich hatte ihn einmal auf den Kartenzauberkästen eines Spieleverlags gelesen“, erzählt Orth, der in jener Zeit auch eine enge Verbindung zum magischen Zirkel in Köln hatte. „Es war eine tolle Zeit, alle Schichten von Arzt bis hin zum Handwerker kamen einmal im Monat zusammen, es war egal, wer du bist“, erzählt er.

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Foto: obs/Sky Deutschland

Doch mit dem Eintritt ins Berufsleben geriet die Zauberei in den Hintergrund. Doch einmal Magier, immer Magier: Nach der Rente erinnerte Orth sich wieder, wie viel Spaß er an den Tricks hatte und begann, wieder Programme zu entwickeln: „Für Erwachsene ist das viel komplizierter als für Kinder“, verrät Orth. Der Grund mag überraschen: „Kinder sind geradliniger und durchschauen die Tricks schneller, da muss man besser aufpassen“, sagt er.

Zu seinen Auftritten gehört auch die Unterhaltung: „Lachen und Staunen“, so ist sein Motto, mit dem er private Feiern, Vereins- oder Firmenveranstaltungen, Messen und Kongresse besucht. Das Verblüffen und die Interaktion auf der Bühne machen dem Zauberer dabei am meisten Spaß: Sobald die Tricktechnik sitzt, geht es nämlich größtenteils um das Drumherum, die Choreografie des Auftritts und die Unterhaltung. „Ich bin keiner, der sich den schwierigsten Trick aussucht, sondern solche, mit denen ich die größte Wirkung erziele“, sagt er. Dazu gehört auch immer das Einbeziehen der Zuschauer: „Durch die Erfahrung hat man schnell ein Gespür dafür, wen man auf die Bühne holen kann“, sagt Orth und lacht. Besonders beliebt seien die Naseweise.

Ein Harry-Potter-Fan ist Franz Orth zwar nicht, doch lässt er ähnlich wie der berühmte Zauberer Dinge auf wundersame Weise verschwinden oder sich vermehren, zerschnittene Seile kann er wieder flicken und vieles mehr. Auch freut er sich, wenn nach einer Show die Besucher zusammenstehen und sich immer noch wundern, Vermutungen anstellen, wie die Zauberei funktioniert. Doch ein echter Magier schweigt. Das ist übrigens auch ein Grundsatz des magischen Zirkels: Tricks werden nicht verraten.

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