Neuss Hanni Hüsch sammelt Ansichten über Deutsche

Neuss · Die in Neuss geborene ARD-Journalistin Hanni Hüsch hat für ihr Buch "So sieht uns die Welt" 15 Beiträge von Kollegen zusammengetragen.

 Hanni Hüsch war von 2008 bis 2012 Leiterin des ARD-Studios in Washington und hat als Auslandskorrespondentin auch schon in London gearbeitet.

Hanni Hüsch war von 2008 bis 2012 Leiterin des ARD-Studios in Washington und hat als Auslandskorrespondentin auch schon in London gearbeitet.

Foto: J. welter

Mit fremden Federn mag sie sich nicht schmücken, sagt sie. Und so antwortet Hanni Hüsch auch ganz prompt auf die Frage, wie sie auf die Idee zu dem Buch "So sieht uns die Welt" gekommen sei, mit einem klaren "Ich bin gefragt worden!" Und das auch noch im ungünstigen Augenblick, ergänzt sie lachend: "Als ich gerade dabei war, in Washington meine Koffer zu packen, um wieder nach Deutschland zu ziehen."

Gleichwohl: Die Idee, ein Buch mit Essays von Korrespondenten in aller Welt zur Frage nach der Sicht auf die Deutschen im Ausland herauszugeben, fand die Noch-ARD-Korrespondentin für die USA damals schon hochspannend und sieht heute am Ergebnis, wie Recht sie damit hatte. Denn bei aller — für sie charakteristischen — Bescheidenheit: Dass das Buch auf der Spiegel-Bestsellerliste für Paperbacks steht, freut die gebürtige Neusserin schon sehr.

Mittlerweile steht Hanni Hüschs Schreibtisch wieder in Hamburg. Beim NDR ist seit ihrer Rückkehr aus den USA im September 2012 Leiterin der Abteilung Aktuelles und Ausland, hat die Arbeit an dem Buch als Herausgeberin ebenso wie als Autorin — der Beitrag aus USA-Sicht kommt natürlich von ihr — irgendwie bewältigt, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt noch zwischen zwei Welten unterwegs war, wie sie sagt. Nachdem der Westend-Verlag Hanni Hüsch erst einmal auf die Spur gesetzt hatte, mussten die Kollegen angesprochen werden, außerdem entwickelte sie ein Fragenraster für die Artikel, an dem sich alle entlang hangeln konnten.

"Wir wollten schließlich keine Regierungsmeinung transportieren", sagt die 55-Jährige, "sondern die Ansichten der Menschen". Und dafür gab sie den Kollegen Anhaltspunkte wie "Machen wir Deutschen im Ausland noch Angst?", "Was hat sich im Bild Deutschlands verändert?" oder auch "Haben wir vielleicht schon eine Vorbildfunktion?" an die Hand.

Arbeiten konnte damit jeder nach seinem eigenen Stil, musste sich aber an eine Länge und einen Abgabetermin halten. Hanni Hüsch hat natürlich alle Artikel gesichtet und kann sich nur an einen Fall erinnern, in dem sie kritisch reagiert hat: "Da wurde das Thema zu sehr durch die ideologische Brille gesehen, aber wir wollten es durchs Auge der Menschen betrachten." Ansonsten habe sie "höchstens mal Anmerkungen gemacht, die ich an den Lektor des Verlages weitergegeben habe". Ihm habe sie es dann überlassen, Kontakt zu dem betroffenen Verfasser aufzunehmen.

Enttäuscht aber habe sie keiner der Kollegen, betont die Journalistin. Im Gegenteil: "Ich war jedes Mal begeistert und auch ganz oft überrascht, welche Sichtweisen auf uns Deutsche dabei zutage kamen."

Zu Recht, denn unter den 15 Beiträgen des Buches findet man ausgesprochen kluge, feinsinnige, berührende und erhellende Berichte, die zu lesen und diskutieren sich anbieten — nicht nur, wenn man viel im Ausland unterwegs ist. Dass gerade die Artikel der drei weiblichen Korrespondenten — Annette Dittert (Großbritannien), Hanni Hüsch (USA) und Kirsten Hausen (Italien) — auch noch von einem besonders feinen Humor geprägt sind, kommentiert Hüsch mit einem Lachen, in den Worten aber neutral: "Frauen schreiben anders ..."

(NGZ)
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