Tischler im Rhein-Kreis Neuss Zwischen Handwerk und Kunst aus Holz

Neuss · Couchtisch, Bett, Minibar, Spirituosen-Schrank und vieles mehr – junge Tischler stellen bis einschließlich Freitag im Rathaus-Foyer ihre Gesellenstücke aus. Ein Ziel ist auch, neuen Nachwuchs für das Handwerk zu begeistern.

Handwerk: Tischler-Nachwuchs zeigt Gesellenstücke im Rathaus Neuss
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Zwischen Handwerk und Kunst aus Holz

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Foto: Stefan Büntig

Einen großen Fan haben die 23 jungen Menschen bereits. Die stellvertretende Bürgermeisterin Gisela Hohlmann (SPD) ist rundum begeistert. „Das sind ja im Grunde alles fast schon kleine Meisterstücke“, sagt sie beim Rundgang durch das Foyer des Neusser Rathauses. Ganz so weit sind die 20 jungen Männer und drei jungen Frauen, die dort seit Mittwoch ihre handgefertigten Stücke zeigen, allerdings noch nicht.

Es sind Gesellenstücke, die die bisherigen Auszubildenden im Tischler-Handwerk noch bis einschließlich Freitag – am Donnerstag bleibt das Foyer wegen des Feiertags jedoch geschlossen – zeigen. Die Ausstellung macht Lust aufs Tischler-Handwerk. „Das soll sie auch“, sagt Marc Peters, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein. Auch wenn die Auszubildenden-Zahlen im Tischler-Handwerk stabil seien, gelte: Es dürften ruhig noch mehr sein. „Fachkräfte werden immer gesucht“, betont Peters.

„Die gute Form“ lautet der Titel der Ausstellung. Der Tischler-Nachwuchs zeigt mit seinen Gesellenstücken, dass Handwerk und Design zusammengehören. Die Werke markieren das nahende Ende der dreijährigen Ausbildung – die Lossprechung erfolgt am Sonntag – und zeigen die Kreativität und die Fertigkeiten der jungen Handwerker. Da ist zum Beispiel ein schmucker Couchtisch aus Palisander, gestaltet von Jan Salms. Der Clou: Der Tisch lässt sich auseinander ziehen, dabei kommt eine Fußablage hervor. So wird der Fernsehabend auf der Couch vermutlich richtig gemütlich!

Wenige Meter weiter steht ein Schachspieltisch mit Wendespielplatte, gefertigt von Christian Rocker. Und wer den Abend mit einem Drink ausklingen lassen möchte, findet das passende Mobiliar ebenfalls bei der Ausstellung: Thomas Krätz hat eine Minibar gefertigt, die sich thematisch neben dem Spirituosenschrank von Lea Kalinowski einreiht. Aber natürlich fehlen in der Ausstellung auch Tisch, Bett und Sideboard nicht – und auch einen „Stummen Diener“ (gefertigt von Lukas Reichert) gibt es. Für alle Gesellenstücke gilt: Sie sind hervorragend verarbeitet und machen richtig was her. In den Möbeln stecken handwerkliches Können und gestalterisches Talent.

Das Ausstellungsformat passt auch deshalb, weil im Grunde „handwerkliche Kunstwerke aus Holz“ gezeigt werden. So werden die Gesellenstücke bei der Eröffnung im Rathaus-Foyer vorgestellt. Ihre Gesellenstücke haben die Auszubildenden von der Idee über die Zeichnung bis zum fertigen Objekt in 100 Arbeitsstunden erstellt. Uwe Köhler, Obermeister der Tischler-Innung Rhein-Kreis Neuss, betont: „Die Gesellenstücke geben einen hervorragenden Einblick in den Anspruch und die Qualität der Ausbildung im Tischler-Handwerk.“

„Die gute Form“ ist dabei nicht nur eine Ausstellung, sondern auch ein Wettbewerb, den die Tischler-Innung veranstaltet. Eine Jury beurteilt die Arbeiten des Nachwuchses nach Originalität, Funktionalität und Ausführungsqualität. Unabhängig von den Voraussetzungen zum Bestehen der praktischen Gesellenprüfung wählt die Jury aus den Gesellenstücken dieses Jahres diejenigen aus, die in ästhetischer und funktionaler Hinsicht herausragen. Kriterien für die Auswahl sind ein moderner Entwurf, die eigenständige Idee, gutes Design sowie eine funktions- und materialgerechte Konstruktion. Die Sieger werden während der Lossprechungsfeier am Sonntag bekanntgegeben.

Dass der Jury die Auswahl nicht leicht fallen dürfte, wird beim Rundgang durch die Ausstellung deutlich. Klaus Harder, Vorsitzender des Prüfungsausschusses, spricht von „einem starken Jahrgang“. Und der ist eben auch ein Botschafter seines Handwerks. Gezeigt werden Kompetenz in Technik, Gestaltung, Form- und Farbgebung. „Die gute Form“ knüpft daran an und will den Stellenwert, den Gestaltung im Tischler-Handwerk hat, noch einmal stärker ins Blickfeld rücken. Das Ziel ist eben auch potenzieller Nachwuchs von morgen. Wer die Ausstellung besichtigt, erhält daher auch Informationen zur Ausbildung im Tischler-Handwerk.

Marc Peters betont, dass die ausgestellten Arbeiten „individuell gefertigte, hochwertige Möbelstücke sind, die man nicht von der Stange bekommen kann und die noch echte Handarbeit darstellen“. Der Tischler-Innung im Rhein-Kreis gehören insgesamt 71 Mitgliedsbetriebe an. In den Tischlereien im Kreis werden derzeit rund 75 angehende Fachhandwerker ausgebildet.

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